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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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des Kryptokatholiken Stark hörte ich zum ersten Male, und meinem Grosvater war ich darin sehr unähnlich, daß ich aus angeborner Friedensliebe nichts so sehr haßte als die unfruchtbare litterarische Polemik, die durch eine traurige Naturnothwendigkeit meist in Persönlichkeiten ausartet. Um jedoch der verehrten Freundin meinen guten Willen zu zeigen, wandte ich mich an den alten Kampfhahn Voss, der schon damals seine bissige Streitschrift: Wie ward Fritz Stolberg ein Unfreier? vorbereitete. Er kannte die Starksche Angelegenheit sehr genau, und gab mir darüber noch einige neue Details. Diese theilte ich an Frau von der Recke mit, und fügte hinzu, eine Reise nach Darmstadt könne ich nicht unternehmen, da mir gänzlich unbekannt sei, bei wem ich dort Erkundigungen einziehn solle.



Der harte Winter war endlich überwunden. Es kam zwar der seltene Fall vor, daß noch am 26. März 1820 Schnee und Regen fielen, aber die Frühlingslüfte behielten die Oberhand. Paul schlug vor, die drei Wochen der Osterferien in München zuzubringen, und ich willigte gern ein. Er beschäftigte sich schon damals mit seiner Dissertation "de sillis"; die Litteratur darüber hatte er so ziemlich beisammen; er hoffte in der münchener Bibliothek, die durch den Bestand der vielen aufgehobenen Klöster einen gewaltigen Umfang gewonnen, manches seltne Werk zu finden, das in der bescheidenen heidelberger Samlung fehlte.

Als Dr. Wagner von unserm Vorhaben hörte, bat er, uns seinen Zögling den jungen Grafen Larosee mitgeben

des Kryptokatholiken Stark hörte ich zum ersten Male, und meinem Grosvater war ich darin sehr unähnlich, daß ich aus angeborner Friedensliebe nichts so sehr haßte als die unfruchtbare litterarische Polemik, die durch eine traurige Naturnothwendigkeit meist in Persönlichkeiten ausartet. Um jedoch der verehrten Freundin meinen guten Willen zu zeigen, wandte ich mich an den alten Kampfhahn Voss, der schon damals seine bissige Streitschrift: Wie ward Fritz Stolberg ein Unfreier? vorbereitete. Er kannte die Starksche Angelegenheit sehr genau, und gab mir darüber noch einige neue Details. Diese theilte ich an Frau von der Recke mit, und fügte hinzu, eine Reise nach Darmstadt könne ich nicht unternehmen, da mir gänzlich unbekannt sei, bei wem ich dort Erkundigungen einziehn solle.



Der harte Winter war endlich überwunden. Es kam zwar der seltene Fall vor, daß noch am 26. März 1820 Schnee und Regen fielen, aber die Frühlingslüfte behielten die Oberhand. Paul schlug vor, die drei Wochen der Osterferien in München zuzubringen, und ich willigte gern ein. Er beschäftigte sich schon damals mit seiner Dissertation „de sillis“; die Litteratur darüber hatte er so ziemlich beisammen; er hoffte in der münchener Bibliothek, die durch den Bestand der vielen aufgehobenen Klöster einen gewaltigen Umfang gewonnen, manches seltne Werk zu finden, das in der bescheidenen heidelberger Samlung fehlte.

Als Dr. Wagner von unserm Vorhaben hörte, bat er, uns seinen Zögling den jungen Grafen Larosee mitgeben

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des Kryptokatholiken Stark hörte ich zum ersten Male, und meinem Grosvater war ich darin sehr unähnlich, daß ich aus angeborner Friedensliebe nichts so sehr haßte als die unfruchtbare litterarische Polemik, die durch eine traurige Naturnothwendigkeit meist in Persönlichkeiten ausartet. Um jedoch der verehrten Freundin meinen guten Willen zu zeigen, wandte ich mich an den alten Kampfhahn Voss, der schon damals seine bissige Streitschrift: Wie ward Fritz Stolberg ein Unfreier? vorbereitete. Er kannte die Starksche Angelegenheit sehr genau, und gab mir darüber noch einige neue Details. Diese theilte ich an Frau von der Recke mit, und fügte hinzu, eine Reise nach Darmstadt könne ich nicht unternehmen, da mir gänzlich unbekannt sei, bei wem ich dort Erkundigungen einziehn solle. </p><lb/>
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[343/0351] des Kryptokatholiken Stark hörte ich zum ersten Male, und meinem Grosvater war ich darin sehr unähnlich, daß ich aus angeborner Friedensliebe nichts so sehr haßte als die unfruchtbare litterarische Polemik, die durch eine traurige Naturnothwendigkeit meist in Persönlichkeiten ausartet. Um jedoch der verehrten Freundin meinen guten Willen zu zeigen, wandte ich mich an den alten Kampfhahn Voss, der schon damals seine bissige Streitschrift: Wie ward Fritz Stolberg ein Unfreier? vorbereitete. Er kannte die Starksche Angelegenheit sehr genau, und gab mir darüber noch einige neue Details. Diese theilte ich an Frau von der Recke mit, und fügte hinzu, eine Reise nach Darmstadt könne ich nicht unternehmen, da mir gänzlich unbekannt sei, bei wem ich dort Erkundigungen einziehn solle. Der harte Winter war endlich überwunden. Es kam zwar der seltene Fall vor, daß noch am 26. März 1820 Schnee und Regen fielen, aber die Frühlingslüfte behielten die Oberhand. Paul schlug vor, die drei Wochen der Osterferien in München zuzubringen, und ich willigte gern ein. Er beschäftigte sich schon damals mit seiner Dissertation „de sillis“; die Litteratur darüber hatte er so ziemlich beisammen; er hoffte in der münchener Bibliothek, die durch den Bestand der vielen aufgehobenen Klöster einen gewaltigen Umfang gewonnen, manches seltne Werk zu finden, das in der bescheidenen heidelberger Samlung fehlte. Als Dr. Wagner von unserm Vorhaben hörte, bat er, uns seinen Zögling den jungen Grafen Larosee mitgeben

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/351>, abgerufen am 19.11.2024.