Im Frühjahr 1818 verließ Fritz unser Haus, dem er zehn Jahre lang angehört. Er reiste nach Lausanne, um sich dort im französischen auszubilden. Es war gut, daß er ging. Die Gegensätze unserer Naturen hatten sich so sehr verschärft, daß kein recht brüderliches Benehmen zwischen uns obwaltete, ja Fritz hatte einmal gedroht, er werde mich künftig Sie nennen. Als er fort war, wähnte ich mich von einer großen Last befreit, doch bald fing er an, mir zu fehlen. Der Eindruck unseres unfreundlichen Scheidens ließ sich nicht verwischen. In dieser unbehaglichen Lage machte ich, wie immer, meine Schwester zur Vertrauten. Mit der liebevollsten Theilnahme ging sie auf meine Empfindungen ein, mit richtigem Takt zeigte sie mir, daß die Schuld der Irrungen an keinem oder an beiden liege, endlich wußte sie mein Ehrgefühl anzuregen, indem sie hervorhob, daß ich als der ältere auch der verständigere hätte sein sollen. Sobald ich die Richtigkeit ihrer Gründe eingesehn, war mein Entschluß gefaßt. Nach kurzer Ueberlegung schrieb ich an Fritz einen freundlichen Brief, worin unserer Zerwürfnisse gar keine Erwähnung geschah, und hatte die Freude, bald eine ganz entsprechende Antwort zu erhalten. Frohlockend eilte ich damit zu Lilli. Das alte Verhältniß zu Fritz war wiederhergestellt, und die brüderliche Liebe zog mit erneuter Kraft in die Herzen ein.
Im Frühjahr 1818 verließ Fritz unser Haus, dem er zehn Jahre lang angehört. Er reiste nach Lausanne, um sich dort im französischen auszubilden. Es war gut, daß er ging. Die Gegensätze unserer Naturen hatten sich so sehr verschärft, daß kein recht brüderliches Benehmen zwischen uns obwaltete, ja Fritz hatte einmal gedroht, er werde mich künftig Sie nennen. Als er fort war, wähnte ich mich von einer großen Last befreit, doch bald fing er an, mir zu fehlen. Der Eindruck unseres unfreundlichen Scheidens ließ sich nicht verwischen. In dieser unbehaglichen Lage machte ich, wie immer, meine Schwester zur Vertrauten. Mit der liebevollsten Theilnahme ging sie auf meine Empfindungen ein, mit richtigem Takt zeigte sie mir, daß die Schuld der Irrungen an keinem oder an beiden liege, endlich wußte sie mein Ehrgefühl anzuregen, indem sie hervorhob, daß ich als der ältere auch der verständigere hätte sein sollen. Sobald ich die Richtigkeit ihrer Gründe eingesehn, war mein Entschluß gefaßt. Nach kurzer Ueberlegung schrieb ich an Fritz einen freundlichen Brief, worin unserer Zerwürfnisse gar keine Erwähnung geschah, und hatte die Freude, bald eine ganz entsprechende Antwort zu erhalten. Frohlockend eilte ich damit zu Lilli. Das alte Verhältniß zu Fritz war wiederhergestellt, und die brüderliche Liebe zog mit erneuter Kraft in die Herzen ein.
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Im Frühjahr 1818 verließ Fritz unser Haus, dem er zehn Jahre lang angehört. Er reiste nach Lausanne, um sich dort im französischen auszubilden. Es war gut, daß er ging. Die Gegensätze unserer Naturen hatten sich so sehr verschärft, daß kein recht brüderliches Benehmen zwischen uns obwaltete, ja Fritz hatte einmal gedroht, er werde mich künftig Sie nennen. Als er fort war, wähnte ich mich von einer großen Last befreit, doch bald fing er an, mir zu fehlen. Der Eindruck unseres unfreundlichen Scheidens ließ sich nicht verwischen. In dieser unbehaglichen Lage machte ich, wie immer, meine Schwester zur Vertrauten. Mit der liebevollsten Theilnahme ging sie auf meine Empfindungen ein, mit richtigem Takt zeigte sie mir, daß die Schuld der Irrungen an keinem oder an beiden liege, endlich wußte sie mein Ehrgefühl anzuregen, indem sie hervorhob, daß ich als der ältere auch der verständigere hätte sein sollen. Sobald ich die Richtigkeit ihrer Gründe eingesehn, war mein Entschluß gefaßt. Nach kurzer Ueberlegung schrieb ich an Fritz einen freundlichen Brief, worin unserer Zerwürfnisse gar keine Erwähnung geschah, und hatte die Freude, bald eine ganz entsprechende Antwort zu erhalten. Frohlockend eilte ich damit zu Lilli. Das alte Verhältniß zu Fritz war wiederhergestellt, und die brüderliche Liebe zog mit erneuter Kraft in die Herzen ein.
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Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-07T13:04:32Z)
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/290>, abgerufen am 26.07.2024.
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