Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].Philosophie in desultorischer Weise; sie waren mir nur deshalb merkwürdig, weil mein Vater mir sagte, ich hätte nach dem Helden jenes Romanes den Namen Gustav erhalten. An den 12 dicken Bänden von Nicolais "Reise durch Deutschland" ging ich anfangs mit großem Respekt vorüber; auch später habe ich nur hin und wieder hineingeblickt, weil das Buch in der That mehr zum Nachschlagen als zum Durchlesen geeignet ist. Die Beschreibung und Abbildung des noch in natura vorhandenen Wegemessers erregte einiges Interesse. Die ungemeine Sorgfalt und Gründlichkeit, mit der Nicolai alles von ihm unternommene betrieb, zeigte sich auch bei dieser Arbeit. In seinem Nachlasse fanden sich an 100 Konvolute für die beschriebenen und noch nicht beschriebenen Städte mit Plänen und Grundrissen, Ansichten und Flurkarten, Sterbelisten und Kalendern, Idiotiken und Katalogen, Anzeigen und Broschüren aller Art. Sie sind jetzt der berliner k. Bibliothek einverleibt. Mein Grosvater muß auf diese Reise einen besonderen Werth gelegt haben: denn in einem von seiner Hand durchkorrigirten und mit Zusätzen versehenen Exemplare findet sich die Bestimmung, daß dieses Exemplar immer bei seiner Familie bleiben solle. Während dieser ersten glücklichen Studienzeit ward mir durch meinen lieben Zeichenlehrer Dähling ein weiterer Blick in das Gebiet der Kunst eröffnet. Der König Friedrich Wilhelm III. hatte in Paris die Giustinianische Bildergallerie angekauft. Sie wurde, weil es im königlichen Schlosse gänzlich an Raum fehlte, in einigen Sälen der Philosophie in desultorischer Weise; sie waren mir nur deshalb merkwürdig, weil mein Vater mir sagte, ich hätte nach dem Helden jenes Romanes den Namen Gustav erhalten. An den 12 dicken Bänden von Nicolais „Reise durch Deutschland“ ging ich anfangs mit großem Respekt vorüber; auch später habe ich nur hin und wieder hineingeblickt, weil das Buch in der That mehr zum Nachschlagen als zum Durchlesen geeignet ist. Die Beschreibung und Abbildung des noch in natura vorhandenen Wegemessers erregte einiges Interesse. Die ungemeine Sorgfalt und Gründlichkeit, mit der Nicolai alles von ihm unternommene betrieb, zeigte sich auch bei dieser Arbeit. In seinem Nachlasse fanden sich an 100 Konvolute für die beschriebenen und noch nicht beschriebenen Städte mit Plänen und Grundrissen, Ansichten und Flurkarten, Sterbelisten und Kalendern, Idiotiken und Katalogen, Anzeigen und Broschüren aller Art. Sie sind jetzt der berliner k. Bibliothek einverleibt. Mein Grosvater muß auf diese Reise einen besonderen Werth gelegt haben: denn in einem von seiner Hand durchkorrigirten und mit Zusätzen versehenen Exemplare findet sich die Bestimmung, daß dieses Exemplar immer bei seiner Familie bleiben solle. Während dieser ersten glücklichen Studienzeit ward mir durch meinen lieben Zeichenlehrer Dähling ein weiterer Blick in das Gebiet der Kunst eröffnet. Der König Friedrich Wilhelm III. hatte in Paris die Giustinianische Bildergallerie angekauft. Sie wurde, weil es im königlichen Schlosse gänzlich an Raum fehlte, in einigen Sälen der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0286" n="278"/> Philosophie in desultorischer Weise; sie waren mir nur deshalb merkwürdig, weil mein Vater mir sagte, ich hätte nach dem Helden jenes Romanes den Namen Gustav erhalten. </p><lb/> <p>An den 12 dicken Bänden von Nicolais „Reise durch Deutschland“ ging ich anfangs mit großem Respekt vorüber; auch später habe ich nur hin und wieder hineingeblickt, weil das Buch in der That mehr zum Nachschlagen als zum Durchlesen geeignet ist. Die Beschreibung und Abbildung des noch in natura vorhandenen Wegemessers erregte einiges Interesse. Die ungemeine Sorgfalt und Gründlichkeit, mit der Nicolai alles von ihm unternommene betrieb, zeigte sich auch bei dieser Arbeit. In seinem Nachlasse fanden sich an 100 Konvolute für die beschriebenen und noch nicht beschriebenen Städte mit Plänen und Grundrissen, Ansichten und Flurkarten, Sterbelisten und Kalendern, Idiotiken und Katalogen, Anzeigen und Broschüren aller Art. Sie sind jetzt der berliner k. Bibliothek einverleibt. Mein Grosvater muß auf diese Reise einen besonderen Werth gelegt haben: denn in einem von seiner Hand durchkorrigirten und mit Zusätzen versehenen Exemplare findet sich die Bestimmung, daß dieses Exemplar immer bei seiner Familie bleiben solle. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Während dieser ersten glücklichen Studienzeit ward mir durch meinen lieben Zeichenlehrer Dähling ein weiterer Blick in das Gebiet der Kunst eröffnet. Der König Friedrich Wilhelm III. hatte in Paris die Giustinianische Bildergallerie angekauft. Sie wurde, weil es im königlichen Schlosse gänzlich an Raum fehlte, in einigen Sälen der </p> </div> </body> </text> </TEI> [278/0286]
Philosophie in desultorischer Weise; sie waren mir nur deshalb merkwürdig, weil mein Vater mir sagte, ich hätte nach dem Helden jenes Romanes den Namen Gustav erhalten.
An den 12 dicken Bänden von Nicolais „Reise durch Deutschland“ ging ich anfangs mit großem Respekt vorüber; auch später habe ich nur hin und wieder hineingeblickt, weil das Buch in der That mehr zum Nachschlagen als zum Durchlesen geeignet ist. Die Beschreibung und Abbildung des noch in natura vorhandenen Wegemessers erregte einiges Interesse. Die ungemeine Sorgfalt und Gründlichkeit, mit der Nicolai alles von ihm unternommene betrieb, zeigte sich auch bei dieser Arbeit. In seinem Nachlasse fanden sich an 100 Konvolute für die beschriebenen und noch nicht beschriebenen Städte mit Plänen und Grundrissen, Ansichten und Flurkarten, Sterbelisten und Kalendern, Idiotiken und Katalogen, Anzeigen und Broschüren aller Art. Sie sind jetzt der berliner k. Bibliothek einverleibt. Mein Grosvater muß auf diese Reise einen besonderen Werth gelegt haben: denn in einem von seiner Hand durchkorrigirten und mit Zusätzen versehenen Exemplare findet sich die Bestimmung, daß dieses Exemplar immer bei seiner Familie bleiben solle.
Während dieser ersten glücklichen Studienzeit ward mir durch meinen lieben Zeichenlehrer Dähling ein weiterer Blick in das Gebiet der Kunst eröffnet. Der König Friedrich Wilhelm III. hatte in Paris die Giustinianische Bildergallerie angekauft. Sie wurde, weil es im königlichen Schlosse gänzlich an Raum fehlte, in einigen Sälen der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1)
(2014-01-07T13:04:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |