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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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ließ dies nicht lange verborgen bleiben. Wer hat Ihnen erlaubt, fragte der Hauptmann im strengen Tone, ein Pflaster aufzusetzen? - Niemand, war die Antwort, aber es schien mir unmöglich, ohne Pflaster einen sicheren Schuß zu haben. - Gleichviel! das Pflasteraufsetzen ist nur für die Scharfschützen; Ihre Schüsse können nicht mitzählen.

Es wurden in diesem Jahre, wie gewöhnlich, zwei Manöver abgehalten, im Frühjahr und im Herbste. Das erste mußte ich wegen Unwohlseins versäumen. Dies war mir anfangs sehr schmerzlich, aber bald tröstete ich mich, als ich von den zurückkehrenden Kameraden erfuhr, es sei nichts gewesen, als ein unaufhörliches anstrengendes Marschiren durch den tiefsten Sand. Wir hörten ferner, daß die Anordnung dieses Manövers von dem Prinzen Wilhelm (jetzigen König Wilhelm I.) herrührte, dem man mehr strategisches Talent als seinen Brüdern zutraute. Aber bei diesem ersten Versuche brachte er die wenige Uebung der Soldaten im Zurücklegen von anstrengenden Märschen und die heftige Hitze nicht genug in Anschlag. Auch war für die Beköstigung der ermüdeten Truppen nicht gehörig gesorgt. Es ward bekannt, daß bei dem unausgesetzten Marschiren mehrere Soldaten todt hingefallen seien, daß viele in die Lazarethe kamen, und daß dies Manöver im Ganzen neun Menschenleben gekostet. So gern man sonst alle unangenehmen Dinge dem Könige Friedrich Wilhelm III. zu verbergen suchte, so mußten doch diese Vorfälle zu seiner Kenntniß gebracht werden. Er gerieth in den grösten Zorn, insofern dies bei seiner phlegmatischen Natur möglich war, und sagte in Gegenwart mehrerer Offiziere zu seinem Sohne: Sehr unzu-

ließ dies nicht lange verborgen bleiben. Wer hat Ihnen erlaubt, fragte der Hauptmann im strengen Tone, ein Pflaster aufzusetzen? – Niemand, war die Antwort, aber es schien mir unmöglich, ohne Pflaster einen sicheren Schuß zu haben. – Gleichviel! das Pflasteraufsetzen ist nur für die Scharfschützen; Ihre Schüsse können nicht mitzählen.

Es wurden in diesem Jahre, wie gewöhnlich, zwei Manöver abgehalten, im Frühjahr und im Herbste. Das erste mußte ich wegen Unwohlseins versäumen. Dies war mir anfangs sehr schmerzlich, aber bald tröstete ich mich, als ich von den zurückkehrenden Kameraden erfuhr, es sei nichts gewesen, als ein unaufhörliches anstrengendes Marschiren durch den tiefsten Sand. Wir hörten ferner, daß die Anordnung dieses Manövers von dem Prinzen Wilhelm (jetzigen König Wilhelm I.) herrührte, dem man mehr strategisches Talent als seinen Brüdern zutraute. Aber bei diesem ersten Versuche brachte er die wenige Uebung der Soldaten im Zurücklegen von anstrengenden Märschen und die heftige Hitze nicht genug in Anschlag. Auch war für die Beköstigung der ermüdeten Truppen nicht gehörig gesorgt. Es ward bekannt, daß bei dem unausgesetzten Marschiren mehrere Soldaten todt hingefallen seien, daß viele in die Lazarethe kamen, und daß dies Manöver im Ganzen neun Menschenleben gekostet. So gern man sonst alle unangenehmen Dinge dem Könige Friedrich Wilhelm III. zu verbergen suchte, so mußten doch diese Vorfälle zu seiner Kenntniß gebracht werden. Er gerieth in den grösten Zorn, insofern dies bei seiner phlegmatischen Natur möglich war, und sagte in Gegenwart mehrerer Offiziere zu seinem Sohne: Sehr unzu-

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[257/0265] ließ dies nicht lange verborgen bleiben. Wer hat Ihnen erlaubt, fragte der Hauptmann im strengen Tone, ein Pflaster aufzusetzen? – Niemand, war die Antwort, aber es schien mir unmöglich, ohne Pflaster einen sicheren Schuß zu haben. – Gleichviel! das Pflasteraufsetzen ist nur für die Scharfschützen; Ihre Schüsse können nicht mitzählen. Es wurden in diesem Jahre, wie gewöhnlich, zwei Manöver abgehalten, im Frühjahr und im Herbste. Das erste mußte ich wegen Unwohlseins versäumen. Dies war mir anfangs sehr schmerzlich, aber bald tröstete ich mich, als ich von den zurückkehrenden Kameraden erfuhr, es sei nichts gewesen, als ein unaufhörliches anstrengendes Marschiren durch den tiefsten Sand. Wir hörten ferner, daß die Anordnung dieses Manövers von dem Prinzen Wilhelm (jetzigen König Wilhelm I.) herrührte, dem man mehr strategisches Talent als seinen Brüdern zutraute. Aber bei diesem ersten Versuche brachte er die wenige Uebung der Soldaten im Zurücklegen von anstrengenden Märschen und die heftige Hitze nicht genug in Anschlag. Auch war für die Beköstigung der ermüdeten Truppen nicht gehörig gesorgt. Es ward bekannt, daß bei dem unausgesetzten Marschiren mehrere Soldaten todt hingefallen seien, daß viele in die Lazarethe kamen, und daß dies Manöver im Ganzen neun Menschenleben gekostet. So gern man sonst alle unangenehmen Dinge dem Könige Friedrich Wilhelm III. zu verbergen suchte, so mußten doch diese Vorfälle zu seiner Kenntniß gebracht werden. Er gerieth in den grösten Zorn, insofern dies bei seiner phlegmatischen Natur möglich war, und sagte in Gegenwart mehrerer Offiziere zu seinem Sohne: Sehr unzu-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/265>, abgerufen am 24.11.2024.