Der Winter von 1817 auf 1818 wurde im Grauen Kloster mit angestrengtestem Fleiße hingebracht: denn zu Ostern 1818 sollte das gefürchtete Abiturientenexamen zum Abgange auf die Universität stattfinden. Nur wer ein solches Examen selbst durchgemacht, hat einen Begriff von den Aengsten und Bangigkeiten der Examinanden. Ich war im letzten Halbjahre zum Primus omnium hinaufgerückt und glaubte mich um so mehr anstrengen zu müssen, da ich darauf gefaßt war, daß man mir zumuthen werde, in allen bedenklichen Fällen vor den Riß zu treten. Es wurde nun alles mögliche repetirt, was zu repetiren war. Das ganze ungeheure Gebiet der Geschichte sollte man im Kopfe haben, um auf jede daraus gestellte Frage die richtige Antwort zu finden. Eine kleine Erleichterung gewährte es dabei, daß auf dem vorhergehenden Abiturientenexamen die Geschichte der Päpste vorgenommen war; diese konnte also diesmal füglich nicht wieder auftreten, sie wurde daher bei der historischen Vorbereitung vollkommen ignorirt. Wäre es dem Professor Köpke in den Sinn gekommen, die Päpste diesmal wieder auf das Tapet zu bringen, so würde er bei allen 18 Abiturienten die krasseste Unwissenheit angetroffen haben.
Universitätszeit in Berlin 1818. 1819.
Der Winter von 1817 auf 1818 wurde im Grauen Kloster mit angestrengtestem Fleiße hingebracht: denn zu Ostern 1818 sollte das gefürchtete Abiturientenexamen zum Abgange auf die Universität stattfinden. Nur wer ein solches Examen selbst durchgemacht, hat einen Begriff von den Aengsten und Bangigkeiten der Examinanden. Ich war im letzten Halbjahre zum Primus omnium hinaufgerückt und glaubte mich um so mehr anstrengen zu müssen, da ich darauf gefaßt war, daß man mir zumuthen werde, in allen bedenklichen Fällen vor den Riß zu treten. Es wurde nun alles mögliche repetirt, was zu repetiren war. Das ganze ungeheure Gebiet der Geschichte sollte man im Kopfe haben, um auf jede daraus gestellte Frage die richtige Antwort zu finden. Eine kleine Erleichterung gewährte es dabei, daß auf dem vorhergehenden Abiturientenexamen die Geschichte der Päpste vorgenommen war; diese konnte also diesmal füglich nicht wieder auftreten, sie wurde daher bei der historischen Vorbereitung vollkommen ignorirt. Wäre es dem Professor Köpke in den Sinn gekommen, die Päpste diesmal wieder auf das Tapet zu bringen, so würde er bei allen 18 Abiturienten die krasseste Unwissenheit angetroffen haben.
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Universitätszeit in Berlin 1818. 1819.
Der Winter von 1817 auf 1818 wurde im Grauen Kloster mit angestrengtestem Fleiße hingebracht: denn zu Ostern 1818 sollte das gefürchtete Abiturientenexamen zum Abgange auf die Universität stattfinden. Nur wer ein solches Examen selbst durchgemacht, hat einen Begriff von den Aengsten und Bangigkeiten der Examinanden. Ich war im letzten Halbjahre zum Primus omnium hinaufgerückt und glaubte mich um so mehr anstrengen zu müssen, da ich darauf gefaßt war, daß man mir zumuthen werde, in allen bedenklichen Fällen vor den Riß zu treten. Es wurde nun alles mögliche repetirt, was zu repetiren war. Das ganze ungeheure Gebiet der Geschichte sollte man im Kopfe haben, um auf jede daraus gestellte Frage die richtige Antwort zu finden. Eine kleine Erleichterung gewährte es dabei, daß auf dem vorhergehenden Abiturientenexamen die Geschichte der Päpste vorgenommen war; diese konnte also diesmal füglich nicht wieder auftreten, sie wurde daher bei der historischen Vorbereitung vollkommen ignorirt. Wäre es dem Professor Köpke in den Sinn gekommen, die Päpste diesmal wieder auf das Tapet zu bringen, so würde er bei allen 18 Abiturienten die krasseste Unwissenheit angetroffen haben.
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Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/211>, abgerufen am 05.07.2024.
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