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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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über Tempi und Bewegungen der einzelnen Stücke. Da er, wie ich schon erwähnte, den Don Juan unter Mozarts Direktion in Prag gehört, so gab es für diese Dinge keine bessere Autorität als ihn, und Klein folgte eifrig seinen Andeutungen.

Die Aufführung war eine so vollkomne, daß sie mehr als einmal unter immer steigendem Beifalle der wechselnden Zuhörer wiederholt ward. Mit Vergnügen erinnre ich mich, daß unter den Gästen sich einst Fürst Radzivil befand, der seinen ungetheilten Beifall zu erkennen gab. Auf den Don Juan folgten Figaro, Cosi fan tutte, Idomeneo, Belmonte e Costanza. Nur die Zauberflöte blieb ausgeschlossen, weil es für eine Privatgesellschaft eine zu große Aufgabe war, 14 gebildete Stimmen oder wenigstens (wenn man die 8 Damen und die 3 Genien zusammenwirft) 11 gute Stimmen zu vereinigen.

Von der unschuldigen Auffassung jener Zeiten in Bezug auf Religion und Musik wird folgendes einen Beweis geben. Dorn sagte eines Tages zu seiner Schwester Adele, er habe wohl Lust, am nächsten Sonntag Morgen bei Ritschl das Abendmahl zu nehmen, er sei aber zweifelhaft, ob er es thun solle, weil er an demselben Abende bei uns den Leporello singen werde. Sie verscheuchte seinen Zweifel durch die Bemerkung, daß ja Ritschl den Don Juan singe. Und so geschah es auch, ohne daß ein hochwürdiges Konsistorium der Kurmark Brandenburg (einen evangelischen Oberkirchenrath gab es damals noch nicht) irgend etwas dagegen zu erinnern fand.

So tiefe und wahre Verehrung Klein vor den musikalischen Heroen empfand, so wenig verschonte er die Komponisten zweiter Ordnung mit seinen beißenden Be-

über Tempi und Bewegungen der einzelnen Stücke. Da er, wie ich schon erwähnte, den Don Juan unter Mozarts Direktion in Prag gehört, so gab es für diese Dinge keine bessere Autorität als ihn, und Klein folgte eifrig seinen Andeutungen.

Die Aufführung war eine so vollkomne, daß sie mehr als einmal unter immer steigendem Beifalle der wechselnden Zuhörer wiederholt ward. Mit Vergnügen erinnre ich mich, daß unter den Gästen sich einst Fürst Radzivil befand, der seinen ungetheilten Beifall zu erkennen gab. Auf den Don Juan folgten Figaro, Cosi fan tutte, Idomeneo, Belmonte e Costanza. Nur die Zauberflöte blieb ausgeschlossen, weil es für eine Privatgesellschaft eine zu große Aufgabe war, 14 gebildete Stimmen oder wenigstens (wenn man die 8 Damen und die 3 Genien zusammenwirft) 11 gute Stimmen zu vereinigen.

Von der unschuldigen Auffassung jener Zeiten in Bezug auf Religion und Musik wird folgendes einen Beweis geben. Dorn sagte eines Tages zu seiner Schwester Adele, er habe wohl Lust, am nächsten Sonntag Morgen bei Ritschl das Abendmahl zu nehmen, er sei aber zweifelhaft, ob er es thun solle, weil er an demselben Abende bei uns den Leporello singen werde. Sie verscheuchte seinen Zweifel durch die Bemerkung, daß ja Ritschl den Don Juan singe. Und so geschah es auch, ohne daß ein hochwürdiges Konsistorium der Kurmark Brandenburg (einen evangelischen Oberkirchenrath gab es damals noch nicht) irgend etwas dagegen zu erinnern fand.

So tiefe und wahre Verehrung Klein vor den musikalischen Heroen empfand, so wenig verschonte er die Komponisten zweiter Ordnung mit seinen beißenden Be-

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[192/0200] über Tempi und Bewegungen der einzelnen Stücke. Da er, wie ich schon erwähnte, den Don Juan unter Mozarts Direktion in Prag gehört, so gab es für diese Dinge keine bessere Autorität als ihn, und Klein folgte eifrig seinen Andeutungen. Die Aufführung war eine so vollkomne, daß sie mehr als einmal unter immer steigendem Beifalle der wechselnden Zuhörer wiederholt ward. Mit Vergnügen erinnre ich mich, daß unter den Gästen sich einst Fürst Radzivil befand, der seinen ungetheilten Beifall zu erkennen gab. Auf den Don Juan folgten Figaro, Cosi fan tutte, Idomeneo, Belmonte e Costanza. Nur die Zauberflöte blieb ausgeschlossen, weil es für eine Privatgesellschaft eine zu große Aufgabe war, 14 gebildete Stimmen oder wenigstens (wenn man die 8 Damen und die 3 Genien zusammenwirft) 11 gute Stimmen zu vereinigen. Von der unschuldigen Auffassung jener Zeiten in Bezug auf Religion und Musik wird folgendes einen Beweis geben. Dorn sagte eines Tages zu seiner Schwester Adele, er habe wohl Lust, am nächsten Sonntag Morgen bei Ritschl das Abendmahl zu nehmen, er sei aber zweifelhaft, ob er es thun solle, weil er an demselben Abende bei uns den Leporello singen werde. Sie verscheuchte seinen Zweifel durch die Bemerkung, daß ja Ritschl den Don Juan singe. Und so geschah es auch, ohne daß ein hochwürdiges Konsistorium der Kurmark Brandenburg (einen evangelischen Oberkirchenrath gab es damals noch nicht) irgend etwas dagegen zu erinnern fand. So tiefe und wahre Verehrung Klein vor den musikalischen Heroen empfand, so wenig verschonte er die Komponisten zweiter Ordnung mit seinen beißenden Be-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/200>, abgerufen am 25.11.2024.