Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

Bild:
<< vorherige Seite
August in unserm Hause. Curschmann. Religiöse Gespräche.
Einsegnung. Bloch. Meines Vaters Unfall 1815.

Im Sommer 1815 zog August Aegidi zu uns ins Haus, und wurde dadurch näher mit mir verbunden. Sein braver zuverlässiger Karakter, und die Art von Aufsicht, die er bei den sonntäglichen Spaziergängen über Fritz und mich ausübte, machte es meinen Aeltern wünschenswerth, ihn noch mehr in unsrer Nähe zu haben. Als er daher zur Universität abging, um Medizin zu studiren, räumte mein Vater ihm die Gartenwohnung ein, die seit den sommerlichen Mittagessen mit dem Grosvater Nicolai nicht mehr benutzt ward. Hier verlebten wir viele frohen Stunden. August verstand es, seine Behausung für sich und andre wohnlich zu machen, darum besuchten ihn seine Freunde gern. Er stellte seine Bücher in der besten Ordnung auf, und schloß das Regal durch einen grünen Vorhang. Ueber dem Stehpulte hing die schwere Büchse, aus der er im Felde manchen Schuß gethan; in der Ecke lehnten ein paar Rappiere, mit denen er mir schon in Grostertia Fechtunterricht gab: aber ich konnte nicht daran denken, ihm gleichzukommen, denn er gehörte, obgleich kurzsichtig, zu den besten Schlägern. Seine medizinischen Studien trieb

August in unserm Hause. Curschmann. Religiöse Gespräche.
Einsegnung. Bloch. Meines Vaters Unfall 1815.

Im Sommer 1815 zog August Aegidi zu uns ins Haus, und wurde dadurch näher mit mir verbunden. Sein braver zuverlässiger Karakter, und die Art von Aufsicht, die er bei den sonntäglichen Spaziergängen über Fritz und mich ausübte, machte es meinen Aeltern wünschenswerth, ihn noch mehr in unsrer Nähe zu haben. Als er daher zur Universität abging, um Medizin zu studiren, räumte mein Vater ihm die Gartenwohnung ein, die seit den sommerlichen Mittagessen mit dem Grosvater Nicolai nicht mehr benutzt ward. Hier verlebten wir viele frohen Stunden. August verstand es, seine Behausung für sich und andre wohnlich zu machen, darum besuchten ihn seine Freunde gern. Er stellte seine Bücher in der besten Ordnung auf, und schloß das Regal durch einen grünen Vorhang. Ueber dem Stehpulte hing die schwere Büchse, aus der er im Felde manchen Schuß gethan; in der Ecke lehnten ein paar Rappiere, mit denen er mir schon in Grostertia Fechtunterricht gab: aber ich konnte nicht daran denken, ihm gleichzukommen, denn er gehörte, obgleich kurzsichtig, zu den besten Schlägern. Seine medizinischen Studien trieb

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0154" n="146"/>
      <div n="1">
        <head rendition="#c">August in unserm Hause. Curschmann. Religiöse Gespräche.<lb/>
Einsegnung. Bloch. Meines Vaters Unfall 1815.</head><lb/>
        <p>Im Sommer 1815 zog August Aegidi zu uns ins Haus, und wurde dadurch näher mit mir verbunden. Sein braver zuverlässiger Karakter, und die Art von Aufsicht, die er bei den sonntäglichen Spaziergängen über Fritz und mich ausübte, machte es meinen Aeltern wünschenswerth, ihn noch mehr in unsrer Nähe zu haben. Als er daher zur Universität abging, um Medizin zu studiren, räumte mein Vater ihm die Gartenwohnung ein, die seit den sommerlichen Mittagessen mit dem Grosvater Nicolai nicht mehr benutzt ward. Hier verlebten wir viele frohen Stunden. August verstand es, seine Behausung für sich und andre wohnlich zu machen, darum besuchten ihn seine Freunde gern. Er stellte seine Bücher in der besten Ordnung auf, und schloß das Regal durch einen grünen Vorhang. Ueber dem Stehpulte hing die schwere Büchse, aus der er im Felde manchen Schuß gethan; in der Ecke lehnten ein paar Rappiere, mit denen er mir schon in Grostertia Fechtunterricht gab: aber ich konnte nicht daran denken, ihm gleichzukommen, denn er gehörte, obgleich kurzsichtig, zu den besten Schlägern. Seine medizinischen Studien trieb
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0154] August in unserm Hause. Curschmann. Religiöse Gespräche. Einsegnung. Bloch. Meines Vaters Unfall 1815. Im Sommer 1815 zog August Aegidi zu uns ins Haus, und wurde dadurch näher mit mir verbunden. Sein braver zuverlässiger Karakter, und die Art von Aufsicht, die er bei den sonntäglichen Spaziergängen über Fritz und mich ausübte, machte es meinen Aeltern wünschenswerth, ihn noch mehr in unsrer Nähe zu haben. Als er daher zur Universität abging, um Medizin zu studiren, räumte mein Vater ihm die Gartenwohnung ein, die seit den sommerlichen Mittagessen mit dem Grosvater Nicolai nicht mehr benutzt ward. Hier verlebten wir viele frohen Stunden. August verstand es, seine Behausung für sich und andre wohnlich zu machen, darum besuchten ihn seine Freunde gern. Er stellte seine Bücher in der besten Ordnung auf, und schloß das Regal durch einen grünen Vorhang. Ueber dem Stehpulte hing die schwere Büchse, aus der er im Felde manchen Schuß gethan; in der Ecke lehnten ein paar Rappiere, mit denen er mir schon in Grostertia Fechtunterricht gab: aber ich konnte nicht daran denken, ihm gleichzukommen, denn er gehörte, obgleich kurzsichtig, zu den besten Schlägern. Seine medizinischen Studien trieb

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-01-07T13:04:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1) (2014-01-07T13:04:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Kolumnentitel: nicht übernommen
  • Kustoden: nicht übernommen
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/154
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/154>, abgerufen am 19.11.2024.