Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].die überaus treffliche Qualität des Baireuther Bieres, dem auch er (Langermann) sein Embonpoint verdanke. Er hatte nämlich eine riesenmäßige Figur von ungewöhnlicher Stärke; er scherzte selbst über seine Elephantenbeine und Bärentatzen: wenn er sich aber ans Klavier setzte, so entlockten seine unförmlichen Hände dem Instrumente die süßesten Klänge; mit reiner melodischer Tenorstimme sang er uns eine ganze Reihe von ihm selbst komponirter Goethescher Lieder, unter denen der König von Thule vor den Zelterschen und Reichardtschen Arbeiten uns bei weitem den Vorzug zu verdienen schien. Langermanns imposanter Kopf hatte Aehnlichkeit mit dem von Göthe, mehr in dem allgemeinen großartigen Ausdrucke, als in den einzelnen Zügen; eine lebensgroße Kreidezeichnung, von Tante Jettchen nach Dähling sehr sorgfältig kopirt, hing in des Oheims Kunstsaale. Ein anmuthiger Scherz, den Langermann sich mit Jean Paul erlaubt, ist mir sehr treu im Gedächtnisse geblieben. Jean Paul that sich viel darauf zu Gute, daß alle in seinen späteren Schriften von ihm erfundenen Personennamen weiter gar nicht vorkämen. Bei den früheren Sachen, z. B. dem Hesperus ist dies nicht der Fall: denn Namen wie Schoppe, Siebenkäs etc. sind bekannt. Aus dem Titan möchten Froulay, Hafenreffer, Fraischdörfer, Roquairol, Rabette etc. schwer in der Wirklichkeit zu finden sein. Als Jean Paul "Katzenbergers Badereise" herausgegeben, worin der Karakter des Helden nicht eben als der liebenswürdigste dargestellt wird, hielt Jean Paul auch diesen Namen für sonst unfindbar. Langermann wußte aber, daß in Prag ein Dr. Katzenberger als sehr geschätzter praktischer Arzt lebe, dessen Doctordissertation die überaus treffliche Qualität des Baireuther Bieres, dem auch er (Langermann) sein Embonpoint verdanke. Er hatte nämlich eine riesenmäßige Figur von ungewöhnlicher Stärke; er scherzte selbst über seine Elephantenbeine und Bärentatzen: wenn er sich aber ans Klavier setzte, so entlockten seine unförmlichen Hände dem Instrumente die süßesten Klänge; mit reiner melodischer Tenorstimme sang er uns eine ganze Reihe von ihm selbst komponirter Goethescher Lieder, unter denen der König von Thule vor den Zelterschen und Reichardtschen Arbeiten uns bei weitem den Vorzug zu verdienen schien. Langermanns imposanter Kopf hatte Aehnlichkeit mit dem von Göthe, mehr in dem allgemeinen großartigen Ausdrucke, als in den einzelnen Zügen; eine lebensgroße Kreidezeichnung, von Tante Jettchen nach Dähling sehr sorgfältig kopirt, hing in des Oheims Kunstsaale. Ein anmuthiger Scherz, den Langermann sich mit Jean Paul erlaubt, ist mir sehr treu im Gedächtnisse geblieben. Jean Paul that sich viel darauf zu Gute, daß alle in seinen späteren Schriften von ihm erfundenen Personennamen weiter gar nicht vorkämen. Bei den früheren Sachen, z. B. dem Hesperus ist dies nicht der Fall: denn Namen wie Schoppe, Siebenkäs etc. sind bekannt. Aus dem Titan möchten Froulay, Hafenreffer, Fraischdörfer, Roquairol, Rabette etc. schwer in der Wirklichkeit zu finden sein. Als Jean Paul „Katzenbergers Badereise“ herausgegeben, worin der Karakter des Helden nicht eben als der liebenswürdigste dargestellt wird, hielt Jean Paul auch diesen Namen für sonst unfindbar. Langermann wußte aber, daß in Prag ein Dr. Katzenberger als sehr geschätzter praktischer Arzt lebe, dessen Doctordissertation <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0144" n="136"/> die überaus treffliche Qualität des Baireuther Bieres, dem auch er (Langermann) sein Embonpoint verdanke. Er hatte nämlich eine riesenmäßige Figur von ungewöhnlicher Stärke; er scherzte selbst über seine Elephantenbeine und Bärentatzen: wenn er sich aber ans Klavier setzte, so entlockten seine unförmlichen Hände dem Instrumente die süßesten Klänge; mit reiner melodischer Tenorstimme sang er uns eine ganze Reihe von ihm selbst komponirter Goethescher Lieder, unter denen der König von Thule vor den Zelterschen und Reichardtschen Arbeiten uns bei weitem den Vorzug zu verdienen schien. Langermanns imposanter Kopf hatte Aehnlichkeit mit dem von Göthe, mehr in dem allgemeinen großartigen Ausdrucke, als in den einzelnen Zügen; eine lebensgroße Kreidezeichnung, von Tante Jettchen nach Dähling sehr sorgfältig kopirt, hing in des Oheims Kunstsaale. </p><lb/> <p>Ein anmuthiger Scherz, den Langermann sich mit Jean Paul erlaubt, ist mir sehr treu im Gedächtnisse geblieben. Jean Paul that sich viel darauf zu Gute, daß alle in seinen späteren Schriften von ihm erfundenen Personennamen weiter gar nicht vorkämen. Bei den früheren Sachen, z. B. dem Hesperus ist dies nicht der Fall: denn Namen wie Schoppe, Siebenkäs etc. sind bekannt. Aus dem Titan möchten Froulay, Hafenreffer, Fraischdörfer, Roquairol, Rabette etc. schwer in der Wirklichkeit zu finden sein. Als Jean Paul „Katzenbergers Badereise“ herausgegeben, worin der Karakter des Helden nicht eben als der liebenswürdigste dargestellt wird, hielt Jean Paul auch diesen Namen für sonst unfindbar. Langermann wußte aber, daß in Prag ein Dr. Katzenberger als sehr geschätzter praktischer Arzt lebe, dessen Doctordissertation </p> </div> </body> </text> </TEI> [136/0144]
die überaus treffliche Qualität des Baireuther Bieres, dem auch er (Langermann) sein Embonpoint verdanke. Er hatte nämlich eine riesenmäßige Figur von ungewöhnlicher Stärke; er scherzte selbst über seine Elephantenbeine und Bärentatzen: wenn er sich aber ans Klavier setzte, so entlockten seine unförmlichen Hände dem Instrumente die süßesten Klänge; mit reiner melodischer Tenorstimme sang er uns eine ganze Reihe von ihm selbst komponirter Goethescher Lieder, unter denen der König von Thule vor den Zelterschen und Reichardtschen Arbeiten uns bei weitem den Vorzug zu verdienen schien. Langermanns imposanter Kopf hatte Aehnlichkeit mit dem von Göthe, mehr in dem allgemeinen großartigen Ausdrucke, als in den einzelnen Zügen; eine lebensgroße Kreidezeichnung, von Tante Jettchen nach Dähling sehr sorgfältig kopirt, hing in des Oheims Kunstsaale.
Ein anmuthiger Scherz, den Langermann sich mit Jean Paul erlaubt, ist mir sehr treu im Gedächtnisse geblieben. Jean Paul that sich viel darauf zu Gute, daß alle in seinen späteren Schriften von ihm erfundenen Personennamen weiter gar nicht vorkämen. Bei den früheren Sachen, z. B. dem Hesperus ist dies nicht der Fall: denn Namen wie Schoppe, Siebenkäs etc. sind bekannt. Aus dem Titan möchten Froulay, Hafenreffer, Fraischdörfer, Roquairol, Rabette etc. schwer in der Wirklichkeit zu finden sein. Als Jean Paul „Katzenbergers Badereise“ herausgegeben, worin der Karakter des Helden nicht eben als der liebenswürdigste dargestellt wird, hielt Jean Paul auch diesen Namen für sonst unfindbar. Langermann wußte aber, daß in Prag ein Dr. Katzenberger als sehr geschätzter praktischer Arzt lebe, dessen Doctordissertation
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/144 |
Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/144>, abgerufen am 26.07.2024. |