aus jedem ihrer Worte hervor. Sehr oft habe ich tadelnde Aeußeungen über Personen, aber niemals ein liebloses Urtheil von ihr gehört.
Es ist mir oft so vorgekommen, als ob Göthe bei der Darstellung der Macaria in Meisters Wanderjahren an Frau von der Recke gedacht. Wie hoch er die edle Elisa persönlich verehrt, davon zeugt ein Brief an sie aus dem Jahre 1811, der zuerst in dem Kataloge der Göthe-Ausstellung in Berlin 1861 p. 84 bekannt gemacht wurde, und den ich hier noch einmal mittheilen will.
"Weimar, den 8. Nov. 1811. Sie haben mir, verehrte Freundin, seit meinen Jünglingsjahren so viel Gunst und Freundschaft erwiesen, daß ich wohl hoffen darf, Sie werden auch diesmal den Knaben gütig aufnehmen. Beschauen Sie die in diesem Bändchen () aufgeführte Bilderreihe mit nachsichtiger Aufmerksamkeit, und sagen mir ein treues Wort, wie sie Ihnen erscheint und was Sie von der Folge erwarten und hoffen.
Seit manchen Jahren bin ich Zeuge der schönen Wirkungen, die Ihnen das Vaterland zu verdanken hat, und ich muß mir im voraus die Erlaubniß erbitten, davon zu seiner Zeit nach meiner Ueberzeugung sprechen zu dürfen.
Bey so viel unerläßlichen Widerwärtigkeiten, die der Mensch zu erdulden hat, bei unvermeidlicher Spannung und Widerstreit, macht er sich oft ganz willkührlich ein Geschäft sich von andern abzusondern, andre von andern zu trennen. Diesem Uebel zu begegnen haben die vorsehenden Gottheiten solche Wesen geschaffen, welche durch eine glückliche Vermittlung dasjenige was sich ihnen nähert
aus jedem ihrer Worte hervor. Sehr oft habe ich tadelnde Aeußeungen über Personen, aber niemals ein liebloses Urtheil von ihr gehört.
Es ist mir oft so vorgekommen, als ob Göthe bei der Darstellung der Macaria in Meisters Wanderjahren an Frau von der Recke gedacht. Wie hoch er die edle Elisa persönlich verehrt, davon zeugt ein Brief an sie aus dem Jahre 1811, der zuerst in dem Kataloge der Göthe-Ausstellung in Berlin 1861 p. 84 bekannt gemacht wurde, und den ich hier noch einmal mittheilen will.
„Weimar, den 8. Nov. 1811. Sie haben mir, verehrte Freundin, seit meinen Jünglingsjahren so viel Gunst und Freundschaft erwiesen, daß ich wohl hoffen darf, Sie werden auch diesmal den Knaben gütig aufnehmen. Beschauen Sie die in diesem Bändchen (‹Aus meinem Leben›) aufgeführte Bilderreihe mit nachsichtiger Aufmerksamkeit, und sagen mir ein treues Wort, wie sie Ihnen erscheint und was Sie von der Folge erwarten und hoffen.
Seit manchen Jahren bin ich Zeuge der schönen Wirkungen, die Ihnen das Vaterland zu verdanken hat, und ich muß mir im voraus die Erlaubniß erbitten, davon zu seiner Zeit nach meiner Ueberzeugung sprechen zu dürfen.
Bey so viel unerläßlichen Widerwärtigkeiten, die der Mensch zu erdulden hat, bei unvermeidlicher Spannung und Widerstreit, macht er sich oft ganz willkührlich ein Geschäft sich von andern abzusondern, andre von andern zu trennen. Diesem Uebel zu begegnen haben die vorsehenden Gottheiten solche Wesen geschaffen, welche durch eine glückliche Vermittlung dasjenige was sich ihnen nähert
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aus jedem ihrer Worte hervor. Sehr oft habe ich tadelnde Aeußeungen über Personen, aber niemals ein liebloses Urtheil von ihr gehört. </p><lb/><p>Es ist mir oft so vorgekommen, als ob Göthe bei der Darstellung der Macaria in Meisters Wanderjahren an Frau von der Recke gedacht. Wie hoch er die edle Elisa persönlich verehrt, davon zeugt ein Brief an sie aus dem Jahre 1811, der zuerst in dem Kataloge der Göthe-Ausstellung in Berlin 1861 p. 84 bekannt gemacht wurde, und den ich hier noch einmal mittheilen will. </p><lb/><p>„Weimar, den 8. Nov. 1811. Sie haben mir, verehrte Freundin, seit meinen Jünglingsjahren so viel Gunst und Freundschaft erwiesen, daß ich wohl hoffen darf, Sie werden auch diesmal den Knaben gütig aufnehmen. Beschauen Sie die in diesem Bändchen (‹Aus meinem Leben›) aufgeführte Bilderreihe mit nachsichtiger Aufmerksamkeit, und sagen mir ein treues Wort, wie sie Ihnen erscheint und was Sie von der Folge erwarten und hoffen. </p><lb/><p>Seit manchen Jahren bin ich Zeuge der schönen Wirkungen, die Ihnen das Vaterland zu verdanken hat, und ich muß mir im voraus die Erlaubniß erbitten, davon zu seiner Zeit nach meiner Ueberzeugung sprechen zu dürfen. </p><lb/><p>Bey so viel unerläßlichen Widerwärtigkeiten, die der Mensch zu erdulden hat, bei unvermeidlicher Spannung und Widerstreit, macht er sich oft ganz willkührlich ein Geschäft sich von andern abzusondern, andre von andern zu trennen. Diesem Uebel zu begegnen haben die vorsehenden Gottheiten solche Wesen geschaffen, welche durch eine glückliche Vermittlung dasjenige was sich ihnen nähert
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aus jedem ihrer Worte hervor. Sehr oft habe ich tadelnde Aeußeungen über Personen, aber niemals ein liebloses Urtheil von ihr gehört.
Es ist mir oft so vorgekommen, als ob Göthe bei der Darstellung der Macaria in Meisters Wanderjahren an Frau von der Recke gedacht. Wie hoch er die edle Elisa persönlich verehrt, davon zeugt ein Brief an sie aus dem Jahre 1811, der zuerst in dem Kataloge der Göthe-Ausstellung in Berlin 1861 p. 84 bekannt gemacht wurde, und den ich hier noch einmal mittheilen will.
„Weimar, den 8. Nov. 1811. Sie haben mir, verehrte Freundin, seit meinen Jünglingsjahren so viel Gunst und Freundschaft erwiesen, daß ich wohl hoffen darf, Sie werden auch diesmal den Knaben gütig aufnehmen. Beschauen Sie die in diesem Bändchen (‹Aus meinem Leben›) aufgeführte Bilderreihe mit nachsichtiger Aufmerksamkeit, und sagen mir ein treues Wort, wie sie Ihnen erscheint und was Sie von der Folge erwarten und hoffen.
Seit manchen Jahren bin ich Zeuge der schönen Wirkungen, die Ihnen das Vaterland zu verdanken hat, und ich muß mir im voraus die Erlaubniß erbitten, davon zu seiner Zeit nach meiner Ueberzeugung sprechen zu dürfen.
Bey so viel unerläßlichen Widerwärtigkeiten, die der Mensch zu erdulden hat, bei unvermeidlicher Spannung und Widerstreit, macht er sich oft ganz willkührlich ein Geschäft sich von andern abzusondern, andre von andern zu trennen. Diesem Uebel zu begegnen haben die vorsehenden Gottheiten solche Wesen geschaffen, welche durch eine glückliche Vermittlung dasjenige was sich ihnen nähert
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Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/14>, abgerufen am 16.02.2025.
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