Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].unter meinen Papieren aufbewahre. Er beschreibt darin die einsame Lage des hohen Schlosses in den schneebedeckten Bergen, und verspottet die verkehrte Einrichtung der östreichischen Maut. Dieser Brief machte mir die gröste Freude, aber auch nicht geringe Noth, als mein Vater mir erklärte, daß ich nun auch lateinisch antworten müsse. Dies sah ich selbst wohl ein, aber Form und Inhalt verursachten mir die gröste Schwierigkeit. Endlich kam denn doch mit Hülfe meines lateinischen Sprachlehrers eine leidliche Antwort zu Stande. Auch mit meiner Schwester stand Tiedge im Briefwechsel. Tante Jettchen hatte ihm manches aus ihren originellen, und an drolligen Wendungen reichen Briefen mitgetheilt. Er ließ meiner Schwester sagen, sie möge ihm doch auch einmal schreiben, sie entschuldigte sich bei der Tante damit, daß der Anfang ihr so schwer werde. Darauf sandte ihr Tiedge eine allerliebste Elpistel in Versen, worin er auf diese Wendung einging, und ihr mit vielem Humor sagte, wenn der Anfang ihr zu schwer werde, so möge sie ihn nur weglassen, und ihm einen Brief ohne Anfang schicken. Bei so vielen freundlichen Beziehungen konnte es nicht fehlen, daß der Aufenthalt der Frau von der Recke in unserm Hause uns alle mit Behagen erfüllte. Sie empfing alle Abend ihre Freunde bei einer Tasse Thee. Obgleich die Unterredung mit ihr sich in einem engen Kreise bewegte, so überströmte doch der Glanz ihrer Persönlichkeit alle ihr näher tretenden mit einer wohlthätigen Wärme. In ihren klaren blauen Augen lag eine unbewußte Hoheit, vor der jedermann unwillkührlich sich beugte. Die unbeschreibliche Gutmüthigkeit ihrer reinen Seele leuchtete unter meinen Papieren aufbewahre. Er beschreibt darin die einsame Lage des hohen Schlosses in den schneebedeckten Bergen, und verspottet die verkehrte Einrichtung der östreichischen Maut. Dieser Brief machte mir die gröste Freude, aber auch nicht geringe Noth, als mein Vater mir erklärte, daß ich nun auch lateinisch antworten müsse. Dies sah ich selbst wohl ein, aber Form und Inhalt verursachten mir die gröste Schwierigkeit. Endlich kam denn doch mit Hülfe meines lateinischen Sprachlehrers eine leidliche Antwort zu Stande. Auch mit meiner Schwester stand Tiedge im Briefwechsel. Tante Jettchen hatte ihm manches aus ihren originellen, und an drolligen Wendungen reichen Briefen mitgetheilt. Er ließ meiner Schwester sagen, sie möge ihm doch auch einmal schreiben, sie entschuldigte sich bei der Tante damit, daß der Anfang ihr so schwer werde. Darauf sandte ihr Tiedge eine allerliebste Elpistel in Versen, worin er auf diese Wendung einging, und ihr mit vielem Humor sagte, wenn der Anfang ihr zu schwer werde, so möge sie ihn nur weglassen, und ihm einen Brief ohne Anfang schicken. Bei so vielen freundlichen Beziehungen konnte es nicht fehlen, daß der Aufenthalt der Frau von der Recke in unserm Hause uns alle mit Behagen erfüllte. Sie empfing alle Abend ihre Freunde bei einer Tasse Thee. Obgleich die Unterredung mit ihr sich in einem engen Kreise bewegte, so überströmte doch der Glanz ihrer Persönlichkeit alle ihr näher tretenden mit einer wohlthätigen Wärme. In ihren klaren blauen Augen lag eine unbewußte Hoheit, vor der jedermann unwillkührlich sich beugte. Die unbeschreibliche Gutmüthigkeit ihrer reinen Seele leuchtete <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="5"/> unter meinen Papieren aufbewahre. Er beschreibt darin die einsame Lage des hohen Schlosses in den schneebedeckten Bergen, und verspottet die verkehrte Einrichtung der östreichischen Maut. Dieser Brief machte mir die gröste Freude, aber auch nicht geringe Noth, als mein Vater mir erklärte, daß ich nun auch lateinisch antworten müsse. 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unter meinen Papieren aufbewahre. Er beschreibt darin die einsame Lage des hohen Schlosses in den schneebedeckten Bergen, und verspottet die verkehrte Einrichtung der östreichischen Maut. Dieser Brief machte mir die gröste Freude, aber auch nicht geringe Noth, als mein Vater mir erklärte, daß ich nun auch lateinisch antworten müsse. Dies sah ich selbst wohl ein, aber Form und Inhalt verursachten mir die gröste Schwierigkeit. Endlich kam denn doch mit Hülfe meines lateinischen Sprachlehrers eine leidliche Antwort zu Stande.
Auch mit meiner Schwester stand Tiedge im Briefwechsel. Tante Jettchen hatte ihm manches aus ihren originellen, und an drolligen Wendungen reichen Briefen mitgetheilt. Er ließ meiner Schwester sagen, sie möge ihm doch auch einmal schreiben, sie entschuldigte sich bei der Tante damit, daß der Anfang ihr so schwer werde. Darauf sandte ihr Tiedge eine allerliebste Elpistel in Versen, worin er auf diese Wendung einging, und ihr mit vielem Humor sagte, wenn der Anfang ihr zu schwer werde, so möge sie ihn nur weglassen, und ihm einen Brief ohne Anfang schicken.
Bei so vielen freundlichen Beziehungen konnte es nicht fehlen, daß der Aufenthalt der Frau von der Recke in unserm Hause uns alle mit Behagen erfüllte. Sie empfing alle Abend ihre Freunde bei einer Tasse Thee. Obgleich die Unterredung mit ihr sich in einem engen Kreise bewegte, so überströmte doch der Glanz ihrer Persönlichkeit alle ihr näher tretenden mit einer wohlthätigen Wärme. In ihren klaren blauen Augen lag eine unbewußte Hoheit, vor der jedermann unwillkührlich sich beugte. Die unbeschreibliche Gutmüthigkeit ihrer reinen Seele leuchtete
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