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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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tung noch zu geräuschvoll, weil Hillers ganzes Orchester aus 20 oder 25 Personen bestanden hatte.

Unter dem Grafen Brühl wurde, so viel ich weiß, der erste Versuch gemacht, ein antikes Stück auf die Bühne zu bringen. Man nahm dazu den Heautontimorumenos des Terenz, vertauschte aber den fremdklingenden Titel mit dem passenderen: Die Brüder. Sehr wohl erinnre ich mich, daß L. Devrient in der Rolle des schelmischen Sklaven Syrus ein Meisterstück der Komik lieferte. Es war ihm sogar gelungen, seine stark gebogene Nase in ein Stumpfnäschen umzuwandeln. Wir hatten gerade dasselbe Stück auf dem Grauen Kloster bei Professor Köpke interpretirt, und füllten bei der Aufführung, um ihn geschaart, mehrere Bänke im Parket, jeder mit seinem Terenz in der Hand, um die Treue der Uebersetzung beurtheilen zu können. Die Schauspieler suchten sich in den antiken Geist so gut hineinzufinden, als es gehen wollte, aber Köpke runzelte die Stirn, als er Demea statt Demea aussprechen hörte. Eine falsche Quantität ist bekanntlich in den Augen jedes Philologen das gröste Verbrechen. Als der Fehler bei den nächsten Aufführungen nicht verbessert wurde, so erschien in der Vossischen Zeitung folgende Anzeige: "Ich bitte die Schauspieler in meinem Lustspiel, Die Brüder, künftighin Demea und nicht Demea zu sagen. Terentius." Wir ergötzten uns sehr an diesem artigen Witze, kannten aber Köpkes trockne Gemüthsart zu gut, um ihm denselben zuzutrauen. Man erfuhr bald, daß er dem Witzboldkönig Buttmann angehöre, der die Vossische Zeitung redigirte.

Die von Zacharias Werner war in Berlin oft mit Beifall gegeben worden, aber nach und nach

tung noch zu geräuschvoll, weil Hillers ganzes Orchester aus 20 oder 25 Personen bestanden hatte.

Unter dem Grafen Brühl wurde, so viel ich weiß, der erste Versuch gemacht, ein antikes Stück auf die Bühne zu bringen. Man nahm dazu den Heautontimorumenos des Terenz, vertauschte aber den fremdklingenden Titel mit dem passenderen: Die Brüder. Sehr wohl erinnre ich mich, daß L. Devrient in der Rolle des schelmischen Sklaven Syrus ein Meisterstück der Komik lieferte. Es war ihm sogar gelungen, seine stark gebogene Nase in ein Stumpfnäschen umzuwandeln. Wir hatten gerade dasselbe Stück auf dem Grauen Kloster bei Professor Köpke interpretirt, und füllten bei der Aufführung, um ihn geschaart, mehrere Bänke im Parket, jeder mit seinem Terenz in der Hand, um die Treue der Uebersetzung beurtheilen zu können. Die Schauspieler suchten sich in den antiken Geist so gut hineinzufinden, als es gehen wollte, aber Köpke runzelte die Stirn, als er Demēa statt Demĕa aussprechen hörte. Eine falsche Quantität ist bekanntlich in den Augen jedes Philologen das gröste Verbrechen. Als der Fehler bei den nächsten Aufführungen nicht verbessert wurde, so erschien in der Vossischen Zeitung folgende Anzeige: „Ich bitte die Schauspieler in meinem Lustspiel, Die Brüder, künftighin Demĕa und nicht Demēa zu sagen. Terentius.“ Wir ergötzten uns sehr an diesem artigen Witze, kannten aber Köpkes trockne Gemüthsart zu gut, um ihm denselben zuzutrauen. Man erfuhr bald, daß er dem Witzboldkönig Buttmann angehöre, der die Vossische Zeitung redigirte.

Die ‹Weihe der Kraft› von Zacharias Werner war in Berlin oft mit Beifall gegeben worden, aber nach und nach

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[111/0119] tung noch zu geräuschvoll, weil Hillers ganzes Orchester aus 20 oder 25 Personen bestanden hatte. Unter dem Grafen Brühl wurde, so viel ich weiß, der erste Versuch gemacht, ein antikes Stück auf die Bühne zu bringen. Man nahm dazu den Heautontimorumenos des Terenz, vertauschte aber den fremdklingenden Titel mit dem passenderen: Die Brüder. Sehr wohl erinnre ich mich, daß L. Devrient in der Rolle des schelmischen Sklaven Syrus ein Meisterstück der Komik lieferte. Es war ihm sogar gelungen, seine stark gebogene Nase in ein Stumpfnäschen umzuwandeln. Wir hatten gerade dasselbe Stück auf dem Grauen Kloster bei Professor Köpke interpretirt, und füllten bei der Aufführung, um ihn geschaart, mehrere Bänke im Parket, jeder mit seinem Terenz in der Hand, um die Treue der Uebersetzung beurtheilen zu können. Die Schauspieler suchten sich in den antiken Geist so gut hineinzufinden, als es gehen wollte, aber Köpke runzelte die Stirn, als er Demēa statt Demĕa aussprechen hörte. Eine falsche Quantität ist bekanntlich in den Augen jedes Philologen das gröste Verbrechen. Als der Fehler bei den nächsten Aufführungen nicht verbessert wurde, so erschien in der Vossischen Zeitung folgende Anzeige: „Ich bitte die Schauspieler in meinem Lustspiel, Die Brüder, künftighin Demĕa und nicht Demēa zu sagen. Terentius.“ Wir ergötzten uns sehr an diesem artigen Witze, kannten aber Köpkes trockne Gemüthsart zu gut, um ihm denselben zuzutrauen. Man erfuhr bald, daß er dem Witzboldkönig Buttmann angehöre, der die Vossische Zeitung redigirte. Die ‹Weihe der Kraft› von Zacharias Werner war in Berlin oft mit Beifall gegeben worden, aber nach und nach

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/119>, abgerufen am 27.11.2024.