Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].auf die Länge nicht entgehn, daß hier der Vortrag mehr bedeute als der Inhalt, und daß zuweilen einige Uebertreibungen mit unterliefen. Der Grosvater Eichmann, ein abgesagter Feind alles Bramarbasirens, sah dem Major Pfeil scharf auf die Finger, und ließ nicht leicht eine seiner Rodomontaden durchgehn. Die hanseatische Legion war lange bei der Einschließung und Belagerung von Hamburg thätig gewesen. Bei dem ersten raschen Vorrücken der russischen Streifcorps war die Stadt schon am 18. März 1813 vom General Tettenborn besetzt worden. Die Hamburger empfingen ihn mit großem Jubel: denn die Ehre, dem französischen Kaiserreiche anzugehören, hatten sie während der letzten drei Jahre mit großen Handelsverlusten bezahlen müssen, weil die meisten auslaufenden Schiffe von den englischen Kreuzern gekapert wurden. Aber zu schnell waren die Russen vorgegangen. Tettenborn konnte die Stadt gegen die aufs neue herandringenden Franzosen nicht halten; am 29. Mai verließ er Hamburg, und der französische Marschall Davoust rückte ein. Er fing damit an, der Stadt eine Geldbuße von 48 Millionen Franken aufzulegen. Als diese entrichtet war, wurden die stärksten Requisitionen an Kleidung und Nahrung für die französischen Truppen ausgeschrieben. Der Handel lag ganz danieder, denn sobald die Stadt wieder an die Franzosen überging, blokirten englische Kreuzer den Hafen. Im November 1813 plünderte Davoust die Hamburger Bank. Mehr als sieben Millionen Mark Banco (ungefähr 31/2 Millionen Thaler) in soliden Silberbarren fanden sich in den schönen gewölbten Kellerräumen. Davoust schickte sie in die Münze, um Sold für seine Truppen zu erhalten. auf die Länge nicht entgehn, daß hier der Vortrag mehr bedeute als der Inhalt, und daß zuweilen einige Uebertreibungen mit unterliefen. Der Grosvater Eichmann, ein abgesagter Feind alles Bramarbasirens, sah dem Major Pfeil scharf auf die Finger, und ließ nicht leicht eine seiner Rodomontaden durchgehn. Die hanseatische Legion war lange bei der Einschließung und Belagerung von Hamburg thätig gewesen. Bei dem ersten raschen Vorrücken der russischen Streifcorps war die Stadt schon am 18. März 1813 vom General Tettenborn besetzt worden. Die Hamburger empfingen ihn mit großem Jubel: denn die Ehre, dem französischen Kaiserreiche anzugehören, hatten sie während der letzten drei Jahre mit großen Handelsverlusten bezahlen müssen, weil die meisten auslaufenden Schiffe von den englischen Kreuzern gekapert wurden. Aber zu schnell waren die Russen vorgegangen. Tettenborn konnte die Stadt gegen die aufs neue herandringenden Franzosen nicht halten; am 29. Mai verließ er Hamburg, und der französische Marschall Davoust rückte ein. Er fing damit an, der Stadt eine Geldbuße von 48 Millionen Franken aufzulegen. Als diese entrichtet war, wurden die stärksten Requisitionen an Kleidung und Nahrung für die französischen Truppen ausgeschrieben. Der Handel lag ganz danieder, denn sobald die Stadt wieder an die Franzosen überging, blokirten englische Kreuzer den Hafen. Im November 1813 plünderte Davoust die Hamburger Bank. Mehr als sieben Millionen Mark Banco (ungefähr 3½ Millionen Thaler) in soliden Silberbarren fanden sich in den schönen gewölbten Kellerräumen. Davoust schickte sie in die Münze, um Sold für seine Truppen zu erhalten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0457" n="445"/> auf die Länge nicht entgehn, daß hier der Vortrag mehr bedeute als der Inhalt, und daß zuweilen einige Uebertreibungen mit unterliefen. 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Als diese entrichtet war, wurden die stärksten Requisitionen an Kleidung und Nahrung für die französischen Truppen ausgeschrieben. Der Handel lag ganz danieder, denn sobald die Stadt wieder an die Franzosen überging, blokirten englische Kreuzer den Hafen. </p><lb/> <p>Im November 1813 plünderte Davoust die Hamburger Bank. Mehr als sieben Millionen Mark Banco (ungefähr 3½ Millionen Thaler) in soliden Silberbarren fanden sich in den schönen gewölbten Kellerräumen. Davoust schickte sie in die Münze, um Sold für seine Truppen zu erhalten. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [445/0457]
auf die Länge nicht entgehn, daß hier der Vortrag mehr bedeute als der Inhalt, und daß zuweilen einige Uebertreibungen mit unterliefen. Der Grosvater Eichmann, ein abgesagter Feind alles Bramarbasirens, sah dem Major Pfeil scharf auf die Finger, und ließ nicht leicht eine seiner Rodomontaden durchgehn.
Die hanseatische Legion war lange bei der Einschließung und Belagerung von Hamburg thätig gewesen. Bei dem ersten raschen Vorrücken der russischen Streifcorps war die Stadt schon am 18. März 1813 vom General Tettenborn besetzt worden. Die Hamburger empfingen ihn mit großem Jubel: denn die Ehre, dem französischen Kaiserreiche anzugehören, hatten sie während der letzten drei Jahre mit großen Handelsverlusten bezahlen müssen, weil die meisten auslaufenden Schiffe von den englischen Kreuzern gekapert wurden. Aber zu schnell waren die Russen vorgegangen. Tettenborn konnte die Stadt gegen die aufs neue herandringenden Franzosen nicht halten; am 29. Mai verließ er Hamburg, und der französische Marschall Davoust rückte ein. Er fing damit an, der Stadt eine Geldbuße von 48 Millionen Franken aufzulegen. Als diese entrichtet war, wurden die stärksten Requisitionen an Kleidung und Nahrung für die französischen Truppen ausgeschrieben. Der Handel lag ganz danieder, denn sobald die Stadt wieder an die Franzosen überging, blokirten englische Kreuzer den Hafen.
Im November 1813 plünderte Davoust die Hamburger Bank. Mehr als sieben Millionen Mark Banco (ungefähr 3½ Millionen Thaler) in soliden Silberbarren fanden sich in den schönen gewölbten Kellerräumen. Davoust schickte sie in die Münze, um Sold für seine Truppen zu erhalten.
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/457>, abgerufen am 05.07.2024. |