Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].Das Grundstück umfaßt einen großen und einen kleinen Hof, und es finden sich Baureste, die in ein hohes Alterthum hinaufreichen. Unter dem südwestlichen Theile des ersten Hofes befindet sich ein Kellergang mit Tonnengewölbe, dessen Construction Professor von Klöden in das 14. Jahrh. versetzte. Daran schließt sich gegen Südost ein Spitzbogengewölbe aus dem 15. oder 16. Jahrh., das über einer ausgemauerten, runden, jetzt zugeschütteten Zisterne steht; ein sehr geräumiger, solid gemauerter Abzugskanal geht unter dem westlichen Seitenflügel, unter dem kleinen Hofe und unter dem daran stoßenden Grundstücke des Französischen Hofes durch, und mündet neben der Jungfernbrücke in die Spree. Die Kellerräume unter dem Vorderhause und dem südöstlichen Flügel sind von großer Ausdehnung, und es ist ganz kürzlich (1866) das sonderbare Vorkomniß entdeckt worden, daß aus dem mittelsten Kellerraume ein gemauerter Kanal unter dem Fußboden des Parterrezimmers in eine Schornsteinröhre geleitet ist. Die Mönche konnten also ihren Keller heizen und darin kochen; sie waren daher im Stande, hinlänglich mit Speisen und Holz versehn, einen feindlichen Ueberfall und eine Belagerung selbst im Winter auszuhalten. Das jetzige Haus wurde um 1730 von dem Minister v. Knyphausen erbaut und zum Zwecke großer Gastgebereien und Festlichkeiten eingerichtet. Dann kaufte es Herr Gotzkowski, später kam es an Herrn Dykow. Als Nicolai es von diesem 1787 erwarb, und durch Zelter ausbauen ließ, wurden aus einem einzigen Speisesaale 14 verschiedene Piecen gemacht. Dennoch blieben noch drei Säle übrig, für die Bibliothek, für die Musikaufführungen und für die Geselligkeit. Das Grundstück umfaßt einen großen und einen kleinen Hof, und es finden sich Baureste, die in ein hohes Alterthum hinaufreichen. Unter dem südwestlichen Theile des ersten Hofes befindet sich ein Kellergang mit Tonnengewölbe, dessen Construction Professor von Klöden in das 14. Jahrh. versetzte. Daran schließt sich gegen Südost ein Spitzbogengewölbe aus dem 15. oder 16. Jahrh., das über einer ausgemauerten, runden, jetzt zugeschütteten Zisterne steht; ein sehr geräumiger, solid gemauerter Abzugskanal geht unter dem westlichen Seitenflügel, unter dem kleinen Hofe und unter dem daran stoßenden Grundstücke des Französischen Hofes durch, und mündet neben der Jungfernbrücke in die Spree. Die Kellerräume unter dem Vorderhause und dem südöstlichen Flügel sind von großer Ausdehnung, und es ist ganz kürzlich (1866) das sonderbare Vorkomniß entdeckt worden, daß aus dem mittelsten Kellerraume ein gemauerter Kanal unter dem Fußboden des Parterrezimmers in eine Schornsteinröhre geleitet ist. Die Mönche konnten also ihren Keller heizen und darin kochen; sie waren daher im Stande, hinlänglich mit Speisen und Holz versehn, einen feindlichen Ueberfall und eine Belagerung selbst im Winter auszuhalten. Das jetzige Haus wurde um 1730 von dem Minister v. Knyphausen erbaut und zum Zwecke großer Gastgebereien und Festlichkeiten eingerichtet. Dann kaufte es Herr Gotzkowski, später kam es an Herrn Dykow. Als Nicolai es von diesem 1787 erwarb, und durch Zelter ausbauen ließ, wurden aus einem einzigen Speisesaale 14 verschiedene Piecen gemacht. Dennoch blieben noch drei Säle übrig, für die Bibliothek, für die Musikaufführungen und für die Geselligkeit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0045" n="33"/> </p><lb/> <p>Das Grundstück umfaßt einen großen und einen kleinen Hof, und es finden sich Baureste, die in ein hohes Alterthum hinaufreichen. Unter dem südwestlichen Theile des ersten Hofes befindet sich ein Kellergang mit Tonnengewölbe, dessen Construction Professor von Klöden in das 14. Jahrh. versetzte. Daran schließt sich gegen Südost ein Spitzbogengewölbe aus dem 15. oder 16. Jahrh., das über einer ausgemauerten, runden, jetzt zugeschütteten Zisterne steht; ein sehr geräumiger, solid gemauerter Abzugskanal geht unter dem westlichen Seitenflügel, unter dem kleinen Hofe und unter dem daran stoßenden Grundstücke des Französischen Hofes durch, und mündet neben der Jungfernbrücke in die Spree. Die Kellerräume unter dem Vorderhause und dem südöstlichen Flügel sind von großer Ausdehnung, und es ist ganz kürzlich (1866) das sonderbare Vorkomniß entdeckt worden, daß aus dem mittelsten Kellerraume ein gemauerter Kanal unter dem Fußboden des Parterrezimmers in eine Schornsteinröhre geleitet ist. Die Mönche konnten also ihren Keller heizen und darin kochen; sie waren daher im Stande, hinlänglich mit Speisen und Holz versehn, einen feindlichen Ueberfall und eine Belagerung selbst im Winter auszuhalten. </p><lb/> <p>Das jetzige Haus wurde um 1730 von dem Minister v. Knyphausen erbaut und zum Zwecke großer Gastgebereien und Festlichkeiten eingerichtet. Dann kaufte es Herr Gotzkowski, später kam es an Herrn Dykow. Als Nicolai es von diesem 1787 erwarb, und durch Zelter ausbauen ließ, wurden aus einem einzigen Speisesaale 14 verschiedene Piecen gemacht. Dennoch blieben noch drei Säle übrig, für die Bibliothek, für die Musikaufführungen und für die Geselligkeit. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0045]
Das Grundstück umfaßt einen großen und einen kleinen Hof, und es finden sich Baureste, die in ein hohes Alterthum hinaufreichen. Unter dem südwestlichen Theile des ersten Hofes befindet sich ein Kellergang mit Tonnengewölbe, dessen Construction Professor von Klöden in das 14. Jahrh. versetzte. Daran schließt sich gegen Südost ein Spitzbogengewölbe aus dem 15. oder 16. Jahrh., das über einer ausgemauerten, runden, jetzt zugeschütteten Zisterne steht; ein sehr geräumiger, solid gemauerter Abzugskanal geht unter dem westlichen Seitenflügel, unter dem kleinen Hofe und unter dem daran stoßenden Grundstücke des Französischen Hofes durch, und mündet neben der Jungfernbrücke in die Spree. Die Kellerräume unter dem Vorderhause und dem südöstlichen Flügel sind von großer Ausdehnung, und es ist ganz kürzlich (1866) das sonderbare Vorkomniß entdeckt worden, daß aus dem mittelsten Kellerraume ein gemauerter Kanal unter dem Fußboden des Parterrezimmers in eine Schornsteinröhre geleitet ist. Die Mönche konnten also ihren Keller heizen und darin kochen; sie waren daher im Stande, hinlänglich mit Speisen und Holz versehn, einen feindlichen Ueberfall und eine Belagerung selbst im Winter auszuhalten.
Das jetzige Haus wurde um 1730 von dem Minister v. Knyphausen erbaut und zum Zwecke großer Gastgebereien und Festlichkeiten eingerichtet. Dann kaufte es Herr Gotzkowski, später kam es an Herrn Dykow. Als Nicolai es von diesem 1787 erwarb, und durch Zelter ausbauen ließ, wurden aus einem einzigen Speisesaale 14 verschiedene Piecen gemacht. Dennoch blieben noch drei Säle übrig, für die Bibliothek, für die Musikaufführungen und für die Geselligkeit.
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/45>, abgerufen am 16.02.2025. |