Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].von ihm; allein kaum war er in Lissabon glücklich gelandet, so entfaltete er ein überlegenes Feldherrntalent, dem ein französischer Marschall nach dem andern weichen mußte. Wellington war gerade das Gegentheil von Napoleon. Während dieser durch die Kühnheit seiner Pläne und die Heftigkeit seiner Angriffe die Gegner in Verwirrung brachte, so verfuhr Wellington überall mit der äußersten Vorsicht, nahm die festesten Stellungen ein, zögerte, zog sich weit zurück, wenn er in Gefahr kam, und ging nicht eher zur Offensive über, als bis er seiner Ueberlegenheit sicher war. In einem fünfjährigen zähen Kampfe auf der iberischen Halbinsel ermüdete und schwächte er die französischen Heere auf das äußerste. Als nun vollends Napoleon behufs seines russischen Feldzuges einen Theil seiner Truppen aus Spanien zurückzog, so drang Wellington immer kräftiger vor, und eroberte zum zweiten Male Madrid, das er früher schon einmal eingenommen, aber wohlweislich wieder aufgegeben hatte. Der König Joseph verließ bei seinem Herannahen eiligst das feindselige Land und floh nach Frankreich. Am 12. Juni 1813 siegte Wellington bei Vittoria über den französischen Marschall Jourdan, und nun war Spanien auf immer für die Franzosen verloren. Von diesen Vorgängen brachten unsere Zeitungen hin und wieder eine sehr fragmentarische Kunde; das Interesse daran wurde durch den in Deutschland tobenden Kampf verschlungen. Als etwas von dem Vertrage von Chaumont verlautete, durch den Napoleon auf immer beseitigt werden sollte, so hörten wir gleichzeitig mit frohem Erstaunen, daß Wellington die Pyrenäen überschritten habe, und mit vorsichtiger Langsamkeit in Frankreich einrücke. Noch mehr erweiterte sich der Blick bei der Aussicht, daß er von ihm; allein kaum war er in Lissabon glücklich gelandet, so entfaltete er ein überlegenes Feldherrntalent, dem ein französischer Marschall nach dem andern weichen mußte. Wellington war gerade das Gegentheil von Napoléon. Während dieser durch die Kühnheit seiner Pläne und die Heftigkeit seiner Angriffe die Gegner in Verwirrung brachte, so verfuhr Wellington überall mit der äußersten Vorsicht, nahm die festesten Stellungen ein, zögerte, zog sich weit zurück, wenn er in Gefahr kam, und ging nicht eher zur Offensive über, als bis er seiner Ueberlegenheit sicher war. In einem fünfjährigen zähen Kampfe auf der iberischen Halbinsel ermüdete und schwächte er die französischen Heere auf das äußerste. Als nun vollends Napoléon behufs seines russischen Feldzuges einen Theil seiner Truppen aus Spanien zurückzog, so drang Wellington immer kräftiger vor, und eroberte zum zweiten Male Madrid, das er früher schon einmal eingenommen, aber wohlweislich wieder aufgegeben hatte. Der König Joseph verließ bei seinem Herannahen eiligst das feindselige Land und floh nach Frankreich. Am 12. Juni 1813 siegte Wellington bei Vittoria über den französischen Marschall Jourdan, und nun war Spanien auf immer für die Franzosen verloren. Von diesen Vorgängen brachten unsere Zeitungen hin und wieder eine sehr fragmentarische Kunde; das Interesse daran wurde durch den in Deutschland tobenden Kampf verschlungen. Als etwas von dem Vertrage von Chaumont verlautete, durch den Napoléon auf immer beseitigt werden sollte, so hörten wir gleichzeitig mit frohem Erstaunen, daß Wellington die Pyrenäen überschritten habe, und mit vorsichtiger Langsamkeit in Frankreich einrücke. 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Als nun vollends Napoléon behufs seines russischen Feldzuges einen Theil seiner Truppen aus Spanien zurückzog, so drang Wellington immer kräftiger vor, und eroberte zum zweiten Male Madrid, das er früher schon einmal eingenommen, aber wohlweislich wieder aufgegeben hatte. Der König Joseph verließ bei seinem Herannahen eiligst das feindselige Land und floh nach Frankreich. Am 12. Juni 1813 siegte Wellington bei Vittoria über den französischen Marschall Jourdan, und nun war Spanien auf immer für die Franzosen verloren. </p><lb/> <p>Von diesen Vorgängen brachten unsere Zeitungen hin und wieder eine sehr fragmentarische Kunde; das Interesse daran wurde durch den in Deutschland tobenden Kampf verschlungen. Als etwas von dem Vertrage von Chaumont verlautete, durch den Napoléon auf immer beseitigt werden sollte, so hörten wir gleichzeitig mit frohem Erstaunen, daß Wellington die Pyrenäen überschritten habe, und mit vorsichtiger Langsamkeit in Frankreich einrücke. 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von ihm; allein kaum war er in Lissabon glücklich gelandet, so entfaltete er ein überlegenes Feldherrntalent, dem ein französischer Marschall nach dem andern weichen mußte. Wellington war gerade das Gegentheil von Napoléon. Während dieser durch die Kühnheit seiner Pläne und die Heftigkeit seiner Angriffe die Gegner in Verwirrung brachte, so verfuhr Wellington überall mit der äußersten Vorsicht, nahm die festesten Stellungen ein, zögerte, zog sich weit zurück, wenn er in Gefahr kam, und ging nicht eher zur Offensive über, als bis er seiner Ueberlegenheit sicher war. In einem fünfjährigen zähen Kampfe auf der iberischen Halbinsel ermüdete und schwächte er die französischen Heere auf das äußerste. Als nun vollends Napoléon behufs seines russischen Feldzuges einen Theil seiner Truppen aus Spanien zurückzog, so drang Wellington immer kräftiger vor, und eroberte zum zweiten Male Madrid, das er früher schon einmal eingenommen, aber wohlweislich wieder aufgegeben hatte. Der König Joseph verließ bei seinem Herannahen eiligst das feindselige Land und floh nach Frankreich. Am 12. Juni 1813 siegte Wellington bei Vittoria über den französischen Marschall Jourdan, und nun war Spanien auf immer für die Franzosen verloren.
Von diesen Vorgängen brachten unsere Zeitungen hin und wieder eine sehr fragmentarische Kunde; das Interesse daran wurde durch den in Deutschland tobenden Kampf verschlungen. Als etwas von dem Vertrage von Chaumont verlautete, durch den Napoléon auf immer beseitigt werden sollte, so hörten wir gleichzeitig mit frohem Erstaunen, daß Wellington die Pyrenäen überschritten habe, und mit vorsichtiger Langsamkeit in Frankreich einrücke. Noch mehr erweiterte sich der Blick bei der Aussicht, daß er
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/431>, abgerufen am 16.02.2025. |