Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].machte, und als Fritz sehr superklug äußerte, daß Preußen wohl dabei zu kurz kommen könne, rief der Grosvater voller Entrüstung aus: Bekümmert euch doch nicht um Sachen, die euch nichts angehn, und sprecht nicht von Dingen, wovon ihr nichts versteht! Bei dem Kongresse ist Preußen durch Wilhelm von Humboldt vertreten, den ich als einen unserer gescheidtesten Köpfe kenne. Aber verlaßt euch darauf, der Kongreß wird nichts zu Stande bringen: denn Napoleon wird auch die besten Bedingungen nicht annehmen. Es bleibt nichts übrig, als ihn todt zu schlagen, wie einen tollen Hund! Dann werden wir Ruhe haben! Im Anfange des Jahres 1814 gewann der spanische Krieg, den Napoleon auf eine so leichtsinnige Weise angefangen, eine früher nicht geahnte Wichtigkeit. Ohne besondere Mühe hatte Napoleon seinen Bruder Joseph im Jahre 1808 nach Madrid geführt, und auf den spanischen Thron gesetzt; es bedurfte aber einer französischen Armee von 40-60,000 Mann, um das durchaus widerspänstige Land im Zaume zu halten. Vergebens versuchten die besten französischen Marschälle, Lefevre, Marmont, Massena, Ney, Soult, Suchet, eine dauernde Unterwerfung herbeizuführen, die Flamme des Aufruhrs, durch den kleinen Krieg der Guerillas genährt, loderte an allen Ecken und Enden von neuem empor. England sendete den General Moore den Spaniern zu Hülfe; er ward vom Marschall Soult bis an das Meer gedrängt, und in einer Entscheidungschlacht bei Coruna besiegt, in welcher Moore selbst das Leben verlor, als er den Rest seiner Truppen auf die englischen Schiffe retten wollte. Nun ward der General Wellington mit einem neuen Heere ausgerüstet. Anfangs versprach man sich nicht viel machte, und als Fritz sehr superklug äußerte, daß Preußen wohl dabei zu kurz kommen könne, rief der Grosvater voller Entrüstung aus: Bekümmert euch doch nicht um Sachen, die euch nichts angehn, und sprecht nicht von Dingen, wovon ihr nichts versteht! Bei dem Kongresse ist Preußen durch Wilhelm von Humboldt vertreten, den ich als einen unserer gescheidtesten Köpfe kenne. Aber verlaßt euch darauf, der Kongreß wird nichts zu Stande bringen: denn Napoléon wird auch die besten Bedingungen nicht annehmen. Es bleibt nichts übrig, als ihn todt zu schlagen, wie einen tollen Hund! Dann werden wir Ruhe haben! Im Anfange des Jahres 1814 gewann der spanische Krieg, den Napoléon auf eine so leichtsinnige Weise angefangen, eine früher nicht geahnte Wichtigkeit. Ohne besondere Mühe hatte Napoléon seinen Bruder Joseph im Jahre 1808 nach Madrid geführt, und auf den spanischen Thron gesetzt; es bedurfte aber einer französischen Armee von 40–60,000 Mann, um das durchaus widerspänstige Land im Zaume zu halten. Vergebens versuchten die besten französischen Marschälle, Lefevre, Marmont, Massena, Ney, Soult, Suchet, eine dauernde Unterwerfung herbeizuführen, die Flamme des Aufruhrs, durch den kleinen Krieg der Guerillas genährt, loderte an allen Ecken und Enden von neuem empor. England sendete den General Moore den Spaniern zu Hülfe; er ward vom Marschall Soult bis an das Meer gedrängt, und in einer Entscheidungschlacht bei Coruna besiegt, in welcher Moore selbst das Leben verlor, als er den Rest seiner Truppen auf die englischen Schiffe retten wollte. Nun ward der General Wellington mit einem neuen Heere ausgerüstet. Anfangs versprach man sich nicht viel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0430" n="418"/> machte, und als Fritz sehr superklug äußerte, daß Preußen wohl dabei zu kurz kommen könne, rief der Grosvater voller Entrüstung aus: Bekümmert euch doch nicht um Sachen, die euch nichts angehn, und sprecht nicht von Dingen, wovon ihr nichts versteht! Bei dem Kongresse ist Preußen durch Wilhelm von Humboldt vertreten, den ich als einen unserer gescheidtesten Köpfe kenne. Aber verlaßt euch darauf, der Kongreß wird nichts zu Stande bringen: denn Napoléon wird auch die besten Bedingungen nicht annehmen. Es bleibt nichts übrig, als ihn todt zu schlagen, wie einen tollen Hund! Dann werden wir Ruhe haben! </p><lb/> <p>Im Anfange des Jahres 1814 gewann der spanische Krieg, den Napoléon auf eine so leichtsinnige Weise angefangen, eine früher nicht geahnte Wichtigkeit. Ohne besondere Mühe hatte Napoléon seinen Bruder Joseph im Jahre 1808 nach Madrid geführt, und auf den spanischen Thron gesetzt; es bedurfte aber einer französischen Armee von 40–60,000 Mann, um das durchaus widerspänstige Land im Zaume zu halten. Vergebens versuchten die besten französischen Marschälle, Lefevre, Marmont, Massena, Ney, Soult, Suchet, eine dauernde Unterwerfung herbeizuführen, die Flamme des Aufruhrs, durch den kleinen Krieg der Guerillas genährt, loderte an allen Ecken und Enden von neuem empor. England sendete den General Moore den Spaniern zu Hülfe; er ward vom Marschall Soult bis an das Meer gedrängt, und in einer Entscheidungschlacht bei Coruna besiegt, in welcher Moore selbst das Leben verlor, als er den Rest seiner Truppen auf die englischen Schiffe retten wollte. </p><lb/> <p>Nun ward der General Wellington mit einem neuen Heere ausgerüstet. Anfangs versprach man sich nicht viel </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [418/0430]
machte, und als Fritz sehr superklug äußerte, daß Preußen wohl dabei zu kurz kommen könne, rief der Grosvater voller Entrüstung aus: Bekümmert euch doch nicht um Sachen, die euch nichts angehn, und sprecht nicht von Dingen, wovon ihr nichts versteht! Bei dem Kongresse ist Preußen durch Wilhelm von Humboldt vertreten, den ich als einen unserer gescheidtesten Köpfe kenne. Aber verlaßt euch darauf, der Kongreß wird nichts zu Stande bringen: denn Napoléon wird auch die besten Bedingungen nicht annehmen. Es bleibt nichts übrig, als ihn todt zu schlagen, wie einen tollen Hund! Dann werden wir Ruhe haben!
Im Anfange des Jahres 1814 gewann der spanische Krieg, den Napoléon auf eine so leichtsinnige Weise angefangen, eine früher nicht geahnte Wichtigkeit. Ohne besondere Mühe hatte Napoléon seinen Bruder Joseph im Jahre 1808 nach Madrid geführt, und auf den spanischen Thron gesetzt; es bedurfte aber einer französischen Armee von 40–60,000 Mann, um das durchaus widerspänstige Land im Zaume zu halten. Vergebens versuchten die besten französischen Marschälle, Lefevre, Marmont, Massena, Ney, Soult, Suchet, eine dauernde Unterwerfung herbeizuführen, die Flamme des Aufruhrs, durch den kleinen Krieg der Guerillas genährt, loderte an allen Ecken und Enden von neuem empor. England sendete den General Moore den Spaniern zu Hülfe; er ward vom Marschall Soult bis an das Meer gedrängt, und in einer Entscheidungschlacht bei Coruna besiegt, in welcher Moore selbst das Leben verlor, als er den Rest seiner Truppen auf die englischen Schiffe retten wollte.
Nun ward der General Wellington mit einem neuen Heere ausgerüstet. Anfangs versprach man sich nicht viel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/430 |
Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/430>, abgerufen am 16.02.2025. |