Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].und einsichtigen Gouverneur. Es ward in Sachsen eine Landwehr ausgehoben, die sofort gegen Frankreich marschiren mußte. Während jedoch die preußische Landwehr an ihren Dienstmützen den Spruch trug: Mit Gott für König und Vaterland! so hieß es bei den Sachsen einfach: Mit Gott fürs Vaterland! Ein spaßhaftes Geschichtchen vom Kaiser Franz von Oestreich zeigte dessen ungemein leichtlebige und sorgenfreie Natur. Er war ein leidenschaftlicher, aber sehr mittelmäßiger Violinspieler, und führte selbst im Felde einige Hofmusiker mit sich, um leichte Trios und Quartette von Haydn, Pleyel, Mayseder u. s. w. auszuführen. Ein Violinist stand hinter seinem Stuhle, um jedesmal einzufallen, wenn die Geige in die hohe Applicatur hinaufging oder schwierige Passagen vorkamen. Der Kaiser pausirte so lange, und griff erst wieder ein, wenn die Musik in ruhiges Fahrwasser gelangte. Ueber den welterschütternden Ereignissen, die am 18. und 19. Oktober mit ehernen Füßen über die Erde hinschritten, hätte ein andrer wohl die Musik vergessen, aber Kaiser Franz sagte am 19. Abends in Leipzig: Nun wollen wir halt unser Quartett machen! Die Verluste der Franzosen an Menschen und Kriegsmaterial wurden erst nach und nach festgestellt; man berechnete sie an Todten, Verwundeten und Gefangenen auf 50,000 Mann, darunter 2000 Offiziere, auf 400 Kanonen, und auf eine gar nicht zu bestimmende Menge von Bagage und Munitionskarren. Die Verluste der Verbündeten wurden auf 25,000 Mann angegeben, doch glaubte man die Befreiung Deutschlands hiemit nicht zu theuer erkauft zu haben. Es war das erste Mal, daß Napoleon in offner Feldschlacht vollständig aufs Haupt geschlagen und zum und einsichtigen Gouverneur. Es ward in Sachsen eine Landwehr ausgehoben, die sofort gegen Frankreich marschiren mußte. Während jedoch die preußische Landwehr an ihren Dienstmützen den Spruch trug: Mit Gott für König und Vaterland! so hieß es bei den Sachsen einfach: Mit Gott fürs Vaterland! Ein spaßhaftes Geschichtchen vom Kaiser Franz von Oestreich zeigte dessen ungemein leichtlebige und sorgenfreie Natur. Er war ein leidenschaftlicher, aber sehr mittelmäßiger Violinspieler, und führte selbst im Felde einige Hofmusiker mit sich, um leichte Trios und Quartette von Haydn, Pleyel, Mayseder u. s. w. auszuführen. Ein Violinist stand hinter seinem Stuhle, um jedesmal einzufallen, wenn die Geige in die hohe Applicatur hinaufging oder schwierige Passagen vorkamen. Der Kaiser pausirte so lange, und griff erst wieder ein, wenn die Musik in ruhiges Fahrwasser gelangte. Ueber den welterschütternden Ereignissen, die am 18. und 19. Oktober mit ehernen Füßen über die Erde hinschritten, hätte ein andrer wohl die Musik vergessen, aber Kaiser Franz sagte am 19. Abends in Leipzig: Nun wollen wir halt unser Quartett machen! Die Verluste der Franzosen an Menschen und Kriegsmaterial wurden erst nach und nach festgestellt; man berechnete sie an Todten, Verwundeten und Gefangenen auf 50,000 Mann, darunter 2000 Offiziere, auf 400 Kanonen, und auf eine gar nicht zu bestimmende Menge von Bagage und Munitionskarren. Die Verluste der Verbündeten wurden auf 25,000 Mann angegeben, doch glaubte man die Befreiung Deutschlands hiemit nicht zu theuer erkauft zu haben. Es war das erste Mal, daß Napoléon in offner Feldschlacht vollständig aufs Haupt geschlagen und zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0421" n="409"/> und einsichtigen Gouverneur. Es ward in Sachsen eine Landwehr ausgehoben, die sofort gegen Frankreich marschiren mußte. 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Abends in Leipzig: Nun wollen wir halt unser Quartett machen! </p><lb/> <p>Die Verluste der Franzosen an Menschen und Kriegsmaterial wurden erst nach und nach festgestellt; man berechnete sie an Todten, Verwundeten und Gefangenen auf 50,000 Mann, darunter 2000 Offiziere, auf 400 Kanonen, und auf eine gar nicht zu bestimmende Menge von Bagage und Munitionskarren. Die Verluste der Verbündeten wurden auf 25,000 Mann angegeben, doch glaubte man die Befreiung Deutschlands hiemit nicht zu theuer erkauft zu haben. Es war das erste Mal, daß Napoléon in offner Feldschlacht vollständig aufs Haupt geschlagen und zum </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [409/0421]
und einsichtigen Gouverneur. Es ward in Sachsen eine Landwehr ausgehoben, die sofort gegen Frankreich marschiren mußte. Während jedoch die preußische Landwehr an ihren Dienstmützen den Spruch trug: Mit Gott für König und Vaterland! so hieß es bei den Sachsen einfach: Mit Gott fürs Vaterland!
Ein spaßhaftes Geschichtchen vom Kaiser Franz von Oestreich zeigte dessen ungemein leichtlebige und sorgenfreie Natur. Er war ein leidenschaftlicher, aber sehr mittelmäßiger Violinspieler, und führte selbst im Felde einige Hofmusiker mit sich, um leichte Trios und Quartette von Haydn, Pleyel, Mayseder u. s. w. auszuführen. Ein Violinist stand hinter seinem Stuhle, um jedesmal einzufallen, wenn die Geige in die hohe Applicatur hinaufging oder schwierige Passagen vorkamen. Der Kaiser pausirte so lange, und griff erst wieder ein, wenn die Musik in ruhiges Fahrwasser gelangte. Ueber den welterschütternden Ereignissen, die am 18. und 19. Oktober mit ehernen Füßen über die Erde hinschritten, hätte ein andrer wohl die Musik vergessen, aber Kaiser Franz sagte am 19. Abends in Leipzig: Nun wollen wir halt unser Quartett machen!
Die Verluste der Franzosen an Menschen und Kriegsmaterial wurden erst nach und nach festgestellt; man berechnete sie an Todten, Verwundeten und Gefangenen auf 50,000 Mann, darunter 2000 Offiziere, auf 400 Kanonen, und auf eine gar nicht zu bestimmende Menge von Bagage und Munitionskarren. Die Verluste der Verbündeten wurden auf 25,000 Mann angegeben, doch glaubte man die Befreiung Deutschlands hiemit nicht zu theuer erkauft zu haben. Es war das erste Mal, daß Napoléon in offner Feldschlacht vollständig aufs Haupt geschlagen und zum
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