Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].Poniatowski einen andern Uebergang über die Pleiße, sprengte mit seinem edlen Pferde hinein, und ertrank in den Wogen. An dieser Stelle wurde ihm späterhin ein kleines unscheinbares Denkmal von Sandstein gesetzt, auf dem viele Jahre lang alle durchreisenden polnischen Demokraten und Patrioten, an denen es nie gefehlt hat, ihre Dolche wetzten, und Rache schwuren; es ist aber nie bekannt geworden, ob diese Rache an Frankreich, an Rußland, an Deutschland oder an allen dreien genommen werden sollte. Sehr eigenthümlich ging es bei der Gefangennahme des Königs Friedrich August von Sachsen her, der, wie schon bemerkt, auf Napoleons Befehl von Dresden hatte nach Leipzig kommen müssen. Sobald die drei verbündeten Monarchen, Alexander, Franz und Friedrich Wilhelm am 19. Oktober in Leipzig eingezogen waren, ward auf dem Markte ein großes religiöses Dankfest veranstaltet. Dann begaben sich die Monarchen zusammen nach der Pleißenburg, ohne zu ahnen, daß daselbst der König von Sachsen einquartirt sei. Dieser wollte seinerseits nicht verfehlen, als Wirt die Honneurs seines Hauses zu machen; er trat den hohen Gästen, sobald er von ihrem Nahen Kunde erhielt, oben an der Treppe feierlich entgegen. Als diese, unten an der Treppe angelangt, den nicht erwarteten Wirt bemerkten, kehrten sie alle drei, ohne ein Wort zu sagen, wie auf ein verabredetes Zeichen um, und begaben sich nach einer andern Wohnung. Der stehengelassene König von Sachsen ward als preußischer Kriegsgefangener nach Berlin geführt, und blieb dort, bis er nach dem Wiener Kongreß einen Theil seines Landes zurückerhielt. Bis dahin ward Sachsen unter russische Verwaltung gestellt, und hatte an dem Fürsten Repnin einen wohlwollenden Poniatowski einen andern Uebergang über die Pleiße, sprengte mit seinem edlen Pferde hinein, und ertrank in den Wogen. An dieser Stelle wurde ihm späterhin ein kleines unscheinbares Denkmal von Sandstein gesetzt, auf dem viele Jahre lang alle durchreisenden polnischen Demokraten und Patrioten, an denen es nie gefehlt hat, ihre Dolche wetzten, und Rache schwuren; es ist aber nie bekannt geworden, ob diese Rache an Frankreich, an Rußland, an Deutschland oder an allen dreien genommen werden sollte. Sehr eigenthümlich ging es bei der Gefangennahme des Königs Friedrich August von Sachsen her, der, wie schon bemerkt, auf Napoléons Befehl von Dresden hatte nach Leipzig kommen müssen. Sobald die drei verbündeten Monarchen, Alexander, Franz und Friedrich Wilhelm am 19. Oktober in Leipzig eingezogen waren, ward auf dem Markte ein großes religiöses Dankfest veranstaltet. Dann begaben sich die Monarchen zusammen nach der Pleißenburg, ohne zu ahnen, daß daselbst der König von Sachsen einquartirt sei. Dieser wollte seinerseits nicht verfehlen, als Wirt die Honneurs seines Hauses zu machen; er trat den hohen Gästen, sobald er von ihrem Nahen Kunde erhielt, oben an der Treppe feierlich entgegen. Als diese, unten an der Treppe angelangt, den nicht erwarteten Wirt bemerkten, kehrten sie alle drei, ohne ein Wort zu sagen, wie auf ein verabredetes Zeichen um, und begaben sich nach einer andern Wohnung. Der stehengelassene König von Sachsen ward als preußischer Kriegsgefangener nach Berlin geführt, und blieb dort, bis er nach dem Wiener Kongreß einen Theil seines Landes zurückerhielt. Bis dahin ward Sachsen unter russische Verwaltung gestellt, und hatte an dem Fürsten Repnin einen wohlwollenden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0420" n="408"/> Poniatowski einen andern Uebergang über die Pleiße, sprengte mit seinem edlen Pferde hinein, und ertrank in den Wogen. An dieser Stelle wurde ihm späterhin ein kleines unscheinbares Denkmal von Sandstein gesetzt, auf dem viele Jahre lang alle durchreisenden polnischen Demokraten und Patrioten, an denen es nie gefehlt hat, ihre Dolche wetzten, und Rache schwuren; es ist aber nie bekannt geworden, ob diese Rache an Frankreich, an Rußland, an Deutschland oder an allen dreien genommen werden sollte. </p><lb/> <p>Sehr eigenthümlich ging es bei der Gefangennahme des Königs Friedrich August von Sachsen her, der, wie schon bemerkt, auf Napoléons Befehl von Dresden hatte nach Leipzig kommen müssen. Sobald die drei verbündeten Monarchen, Alexander, Franz und Friedrich Wilhelm am 19. Oktober in Leipzig eingezogen waren, ward auf dem Markte ein großes religiöses Dankfest veranstaltet. Dann begaben sich die Monarchen zusammen nach der Pleißenburg, ohne zu ahnen, daß daselbst der König von Sachsen einquartirt sei. Dieser wollte seinerseits nicht verfehlen, als Wirt die Honneurs seines Hauses zu machen; er trat den hohen Gästen, sobald er von ihrem Nahen Kunde erhielt, oben an der Treppe feierlich entgegen. Als diese, unten an der Treppe angelangt, den nicht erwarteten Wirt bemerkten, kehrten sie alle drei, ohne ein Wort zu sagen, wie auf ein verabredetes Zeichen um, und begaben sich nach einer andern Wohnung. Der stehengelassene König von Sachsen ward als preußischer Kriegsgefangener nach Berlin geführt, und blieb dort, bis er nach dem Wiener Kongreß einen Theil seines Landes zurückerhielt. Bis dahin ward Sachsen unter russische Verwaltung gestellt, und hatte an dem Fürsten Repnin einen wohlwollenden </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [408/0420]
Poniatowski einen andern Uebergang über die Pleiße, sprengte mit seinem edlen Pferde hinein, und ertrank in den Wogen. An dieser Stelle wurde ihm späterhin ein kleines unscheinbares Denkmal von Sandstein gesetzt, auf dem viele Jahre lang alle durchreisenden polnischen Demokraten und Patrioten, an denen es nie gefehlt hat, ihre Dolche wetzten, und Rache schwuren; es ist aber nie bekannt geworden, ob diese Rache an Frankreich, an Rußland, an Deutschland oder an allen dreien genommen werden sollte.
Sehr eigenthümlich ging es bei der Gefangennahme des Königs Friedrich August von Sachsen her, der, wie schon bemerkt, auf Napoléons Befehl von Dresden hatte nach Leipzig kommen müssen. Sobald die drei verbündeten Monarchen, Alexander, Franz und Friedrich Wilhelm am 19. Oktober in Leipzig eingezogen waren, ward auf dem Markte ein großes religiöses Dankfest veranstaltet. Dann begaben sich die Monarchen zusammen nach der Pleißenburg, ohne zu ahnen, daß daselbst der König von Sachsen einquartirt sei. Dieser wollte seinerseits nicht verfehlen, als Wirt die Honneurs seines Hauses zu machen; er trat den hohen Gästen, sobald er von ihrem Nahen Kunde erhielt, oben an der Treppe feierlich entgegen. Als diese, unten an der Treppe angelangt, den nicht erwarteten Wirt bemerkten, kehrten sie alle drei, ohne ein Wort zu sagen, wie auf ein verabredetes Zeichen um, und begaben sich nach einer andern Wohnung. Der stehengelassene König von Sachsen ward als preußischer Kriegsgefangener nach Berlin geführt, und blieb dort, bis er nach dem Wiener Kongreß einen Theil seines Landes zurückerhielt. Bis dahin ward Sachsen unter russische Verwaltung gestellt, und hatte an dem Fürsten Repnin einen wohlwollenden
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