Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].allen Punkten, wo sie sich gezeigt, die Eroberung so vieler Geschütze, die Einbringung so vieler Gefangnen, endlich die Rettung Berlins aus zweimaliger Gefahr für ein bedeutendes Resultat des Feldzugs. Am 12. September wurde in Berlin ein großes Siegesfest mit kirchlicher Andacht und 101 Kanonenschüssen veranstaltet. Es schien dies vielen ein verfrühter Jubel, weil der Feind noch im Herzen von Deutschland fußte, und die Verbündeten noch nicht einmal die Elbe überschritten hatten. Wir waren inzwischen aus dem großen Garten wieder nach der Stadt gezogen, und hörten in der Brüderstraße das Krachen vom Lustgarten her sehr deutlich. Da es gar nicht aufhören wollte, so sagte endlich der Grosvater Eichmann halb unwillig, halb schmunzelnd: ich möchte nur wissen, wieviel Schüsse sie losbrennen werden, wenn wir erst über die Elbe und über den Rhein gegangen sind! Von der Mitte Septembers bis zur Mitte Oktobers geschah auf dem großen Kriegschauplatze nicht gar viel. Beide Theile verstärkten sich nach Kräften. Man sah wohl, daß Napoleon entschlossen sei, Sachsen bis auf das äußerste zu behaupten, und daß es hier zum Entscheidungskampfe um Deutschlands Geschicke kommen werde. Das Gewitter mußte sich in der Nähe von Dresden oder von Leipzig entladen. Blücher erhielt den Auftrag, sich mit der Nordarmee des Kronprinzen von Schweden zu vereinigen. Er bewerkstelligte am 3. Okt. seinen Uebergang über die Elbe, und trug einen glänzenden Sieg bei Wartenberg davon. Das Corps des Generals von York hatte sich hiebei besonders ausgezeichnet, daher ward er später zum Grafen York von Wartenberg ernannt. Der Kronprinz von Schweden zeigte jetzt sehr wenig allen Punkten, wo sie sich gezeigt, die Eroberung so vieler Geschütze, die Einbringung so vieler Gefangnen, endlich die Rettung Berlins aus zweimaliger Gefahr für ein bedeutendes Resultat des Feldzugs. Am 12. September wurde in Berlin ein großes Siegesfest mit kirchlicher Andacht und 101 Kanonenschüssen veranstaltet. Es schien dies vielen ein verfrühter Jubel, weil der Feind noch im Herzen von Deutschland fußte, und die Verbündeten noch nicht einmal die Elbe überschritten hatten. Wir waren inzwischen aus dem großen Garten wieder nach der Stadt gezogen, und hörten in der Brüderstraße das Krachen vom Lustgarten her sehr deutlich. Da es gar nicht aufhören wollte, so sagte endlich der Grosvater Eichmann halb unwillig, halb schmunzelnd: ich möchte nur wissen, wieviel Schüsse sie losbrennen werden, wenn wir erst über die Elbe und über den Rhein gegangen sind! Von der Mitte Septembers bis zur Mitte Oktobers geschah auf dem großen Kriegschauplatze nicht gar viel. Beide Theile verstärkten sich nach Kräften. Man sah wohl, daß Napoléon entschlossen sei, Sachsen bis auf das äußerste zu behaupten, und daß es hier zum Entscheidungskampfe um Deutschlands Geschicke kommen werde. Das Gewitter mußte sich in der Nähe von Dresden oder von Leipzig entladen. Blücher erhielt den Auftrag, sich mit der Nordarmee des Kronprinzen von Schweden zu vereinigen. Er bewerkstelligte am 3. Okt. seinen Uebergang über die Elbe, und trug einen glänzenden Sieg bei Wartenberg davon. Das Corps des Generals von York hatte sich hiebei besonders ausgezeichnet, daher ward er später zum Grafen York von Wartenberg ernannt. Der Kronprinz von Schweden zeigte jetzt sehr wenig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0405" n="393"/> allen Punkten, wo sie sich gezeigt, die Eroberung so vieler Geschütze, die Einbringung so vieler Gefangnen, endlich die Rettung Berlins aus zweimaliger Gefahr für ein bedeutendes Resultat des Feldzugs. Am 12. September wurde in Berlin ein großes Siegesfest mit kirchlicher Andacht und 101 Kanonenschüssen veranstaltet. Es schien dies vielen ein verfrühter Jubel, weil der Feind noch im Herzen von Deutschland fußte, und die Verbündeten noch nicht einmal die Elbe überschritten hatten. Wir waren inzwischen aus dem großen Garten wieder nach der Stadt gezogen, und hörten in der Brüderstraße das Krachen vom Lustgarten her sehr deutlich. Da es gar nicht aufhören wollte, so sagte endlich der Grosvater Eichmann halb unwillig, halb schmunzelnd: ich möchte nur wissen, wieviel Schüsse sie losbrennen werden, wenn wir erst über die Elbe und über den Rhein gegangen sind! </p><lb/> <p>Von der Mitte Septembers bis zur Mitte Oktobers geschah auf dem großen Kriegschauplatze nicht gar viel. Beide Theile verstärkten sich nach Kräften. Man sah wohl, daß Napoléon entschlossen sei, Sachsen bis auf das äußerste zu behaupten, und daß es hier zum Entscheidungskampfe um Deutschlands Geschicke kommen werde. Das Gewitter mußte sich in der Nähe von Dresden oder von Leipzig entladen. Blücher erhielt den Auftrag, sich mit der Nordarmee des Kronprinzen von Schweden zu vereinigen. Er bewerkstelligte am 3. Okt. seinen Uebergang über die Elbe, und trug einen glänzenden Sieg bei Wartenberg davon. Das Corps des Generals von York hatte sich hiebei besonders ausgezeichnet, daher ward er später zum Grafen York von Wartenberg ernannt. </p><lb/> <p>Der Kronprinz von Schweden zeigte jetzt sehr wenig </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0405]
allen Punkten, wo sie sich gezeigt, die Eroberung so vieler Geschütze, die Einbringung so vieler Gefangnen, endlich die Rettung Berlins aus zweimaliger Gefahr für ein bedeutendes Resultat des Feldzugs. Am 12. September wurde in Berlin ein großes Siegesfest mit kirchlicher Andacht und 101 Kanonenschüssen veranstaltet. Es schien dies vielen ein verfrühter Jubel, weil der Feind noch im Herzen von Deutschland fußte, und die Verbündeten noch nicht einmal die Elbe überschritten hatten. Wir waren inzwischen aus dem großen Garten wieder nach der Stadt gezogen, und hörten in der Brüderstraße das Krachen vom Lustgarten her sehr deutlich. Da es gar nicht aufhören wollte, so sagte endlich der Grosvater Eichmann halb unwillig, halb schmunzelnd: ich möchte nur wissen, wieviel Schüsse sie losbrennen werden, wenn wir erst über die Elbe und über den Rhein gegangen sind!
Von der Mitte Septembers bis zur Mitte Oktobers geschah auf dem großen Kriegschauplatze nicht gar viel. Beide Theile verstärkten sich nach Kräften. Man sah wohl, daß Napoléon entschlossen sei, Sachsen bis auf das äußerste zu behaupten, und daß es hier zum Entscheidungskampfe um Deutschlands Geschicke kommen werde. Das Gewitter mußte sich in der Nähe von Dresden oder von Leipzig entladen. Blücher erhielt den Auftrag, sich mit der Nordarmee des Kronprinzen von Schweden zu vereinigen. Er bewerkstelligte am 3. Okt. seinen Uebergang über die Elbe, und trug einen glänzenden Sieg bei Wartenberg davon. Das Corps des Generals von York hatte sich hiebei besonders ausgezeichnet, daher ward er später zum Grafen York von Wartenberg ernannt.
Der Kronprinz von Schweden zeigte jetzt sehr wenig
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