Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

Bild:
<< vorherige Seite

er in einem Zuge fort: Herr Dominique, Madame Dominique, Madame Dominique, Dominique, Herr Dominique, Julie. Ei Fritz, rief die Mutter, die auf dem Sopha etwas eingenickt war, was liesest du da für dummes Zeug? Nun, erwiederte er empfindlich, es steht ja so da, Frau Hofräthin! Sie nahm das Buch zur Hand und überzeugte sich, daß er Recht habe. Es steht nämlich im ersten Akte:

Sechster Auftritt.

Herr Dominique. Madame Dominique.

Mad. Dominique. Dominique!
Herr Dominique. Julie!

Wenngleich mein Vater, wie schon bemerkt, bei seiner zweiten Verheirathung bereits 61 Jahre zählte, so war er noch immer ein stattlicher, wohlgebauter Mann von kräftiger Haltung. In seiner Jugend galt er für einen gewandten Tänzer und verwegenen Reiter; im Laufen und Springen konnten wenige es ihm gleichthun. Bei dem Aufenthalte in Strasburg glänzte er im Billardspiel, so daß er auf viele Bälle eine Wette eingehen konnte.

Das gepuderte Haar trug er aus der Stirn zurückgekämmt, und hinten in einen Zopf zusammengebunden. Er erzählte uns manchmal, daß am Ende des 18. Jahrh. die eleganten Herrn mit ihren Zöpfen einen förmlichen Luxus getrieben. Besondere Gestalten von Zöpfen kamen in die Mode und wurden wieder verlassen. Es gab vornehme und gemeine, falsche und halbgefütterte Zöpfe u. s. w. Lichtenberg in Göttingen verspottete Lavaters Physiognomik in einem witzigen Aufsatze: Fragment von Zöpfen, das mit vielem Beifalle aufgenommen wurde.

Ein recht starker Zopf galt, wie jetzt ein starker

er in einem Zuge fort: Herr Dominique, Madame Dominique, Madame Dominique, Dominique, Herr Dominique, Julie. Ei Fritz, rief die Mutter, die auf dem Sopha etwas eingenickt war, was liesest du da für dummes Zeug? Nun, erwiederte er empfindlich, es steht ja so da, Frau Hofräthin! Sie nahm das Buch zur Hand und überzeugte sich, daß er Recht habe. Es steht nämlich im ersten Akte:

Sechster Auftritt.

Herr Dominique. Madame Dominique.

Mad. Dominique. Dominique!
Herr Dominique. Julie!

Wenngleich mein Vater, wie schon bemerkt, bei seiner zweiten Verheirathung bereits 61 Jahre zählte, so war er noch immer ein stattlicher, wohlgebauter Mann von kräftiger Haltung. In seiner Jugend galt er für einen gewandten Tänzer und verwegenen Reiter; im Laufen und Springen konnten wenige es ihm gleichthun. Bei dem Aufenthalte in Strasburg glänzte er im Billardspiel, so daß er auf viele Bälle eine Wette eingehen konnte.

Das gepuderte Haar trug er aus der Stirn zurückgekämmt, und hinten in einen Zopf zusammengebunden. Er erzählte uns manchmal, daß am Ende des 18. Jahrh. die eleganten Herrn mit ihren Zöpfen einen förmlichen Luxus getrieben. Besondere Gestalten von Zöpfen kamen in die Mode und wurden wieder verlassen. Es gab vornehme und gemeine, falsche und halbgefütterte Zöpfe u. s. w. Lichtenberg in Göttingen verspottete Lavaters Physiognomik in einem witzigen Aufsatze: Fragment von Zöpfen, das mit vielem Beifalle aufgenommen wurde.

Ein recht starker Zopf galt, wie jetzt ein starker

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="28"/>
er in einem Zuge fort: Herr Dominique, Madame Dominique, Madame Dominique, Dominique, Herr Dominique, Julie. Ei Fritz, rief die Mutter, die auf dem Sopha etwas eingenickt war, was liesest du da für dummes Zeug? Nun, erwiederte er empfindlich, es steht ja so da, Frau Hofräthin! Sie nahm das Buch zur Hand und überzeugte sich, daß er Recht habe. Es steht nämlich im ersten Akte: </p><lb/>
        <div type="scene" n="2">
          <head rendition="#c">Sechster Auftritt.</head>
          <stage>
            <p rendition="#et">Herr Dominique. Madame Dominique. </p>
          </stage><lb/>
          <sp>
            <speaker>Mad. Dominique. </speaker>
            <p>Dominique! </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Herr Dominique. </speaker>
            <p>Julie!</p><lb/>
          </sp><lb/>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="1">
          <p>Wenngleich mein Vater, wie schon bemerkt, bei seiner zweiten Verheirathung bereits 61 Jahre zählte, so war er noch immer ein stattlicher, wohlgebauter Mann von kräftiger Haltung. In seiner Jugend galt er für einen gewandten Tänzer und verwegenen Reiter; im Laufen und Springen konnten wenige es ihm gleichthun. Bei dem Aufenthalte in Strasburg glänzte er im Billardspiel, so daß er auf viele Bälle eine Wette eingehen konnte. </p><lb/>
          <p>Das gepuderte Haar trug er aus der Stirn zurückgekämmt, und hinten in einen Zopf zusammengebunden. Er erzählte uns manchmal, daß am Ende des 18. Jahrh. die eleganten Herrn mit ihren Zöpfen einen förmlichen Luxus getrieben. Besondere Gestalten von Zöpfen kamen in die Mode und wurden wieder verlassen. Es gab vornehme und gemeine, falsche und halbgefütterte Zöpfe u. s. w. Lichtenberg in Göttingen verspottete Lavaters Physiognomik in einem witzigen Aufsatze: Fragment von Zöpfen, das mit vielem Beifalle aufgenommen wurde. </p><lb/>
          <p>Ein recht starker Zopf galt, wie jetzt ein starker
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0040] er in einem Zuge fort: Herr Dominique, Madame Dominique, Madame Dominique, Dominique, Herr Dominique, Julie. Ei Fritz, rief die Mutter, die auf dem Sopha etwas eingenickt war, was liesest du da für dummes Zeug? Nun, erwiederte er empfindlich, es steht ja so da, Frau Hofräthin! Sie nahm das Buch zur Hand und überzeugte sich, daß er Recht habe. Es steht nämlich im ersten Akte: Sechster Auftritt. Herr Dominique. Madame Dominique. Mad. Dominique. Dominique! Herr Dominique. Julie! Wenngleich mein Vater, wie schon bemerkt, bei seiner zweiten Verheirathung bereits 61 Jahre zählte, so war er noch immer ein stattlicher, wohlgebauter Mann von kräftiger Haltung. In seiner Jugend galt er für einen gewandten Tänzer und verwegenen Reiter; im Laufen und Springen konnten wenige es ihm gleichthun. Bei dem Aufenthalte in Strasburg glänzte er im Billardspiel, so daß er auf viele Bälle eine Wette eingehen konnte. Das gepuderte Haar trug er aus der Stirn zurückgekämmt, und hinten in einen Zopf zusammengebunden. Er erzählte uns manchmal, daß am Ende des 18. Jahrh. die eleganten Herrn mit ihren Zöpfen einen förmlichen Luxus getrieben. Besondere Gestalten von Zöpfen kamen in die Mode und wurden wieder verlassen. Es gab vornehme und gemeine, falsche und halbgefütterte Zöpfe u. s. w. Lichtenberg in Göttingen verspottete Lavaters Physiognomik in einem witzigen Aufsatze: Fragment von Zöpfen, das mit vielem Beifalle aufgenommen wurde. Ein recht starker Zopf galt, wie jetzt ein starker

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-01-07T13:04:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1) (2014-01-07T13:04:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Kolumnentitel: nicht übernommen
  • Kustoden: nicht übernommen
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/40
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/40>, abgerufen am 24.11.2024.