Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

Bild:
<< vorherige Seite

sich bücken und ihn aufheben werde. Da dies nicht geschah, sondern Metternich kerzengerade stehn blieb, so schloß Napoleon die Unterredung, und war nun überzeugt, daß er Oestreich gegen sich haben werde.

Glaubt ihr denn, sagte der Grosvater Eichmann, als wir ihm diesen Vorfall triumphirend mittheilten, der Kaiser Napoleon werde, wenn er den östreichischen Gesandten bei sich, in seinem eignen Zimmer, zu einer vertraulichen Besprechung empfängt, während des Gespräches den Hut unter dem Arme, chapeau bas, oder in der Hand behalten?

Aber etwas, wurde ihm entgegnet, muß doch daran sein: denn wer sollte ein solches Ereigniß erfinden?

Nun ja, lachte er, es wird wohl so viel daran sein, als an der Geschichte von Friedrich dem Großen, der einem auf ihn anlegenden östreichischen Soldaten zurief: du wirst doch dem siebenjährigen Kriege nicht im ersten Jahre ein Ende machen!

Es wurden in der That während des vielgeschmähten Waffenstillstandes große Resultate erzielt. Oestreich trat in aller Form auf Preußens und Rußlands Seite. Die Vertreibung der Franzosen aus Deutschland war der ausgesprochene Zweck dieses Bündnisses. Weiter wagte man in jener Zeit noch nicht zu gehn, selbst die Gewinnung dieses Zieles schwebte den meisten wie ein fast unerreichbares Ideal vor Augen.

Auch Bernadotte, den Kronprinzen von Schweden, wußte man durch Versprechungen auf die deutsche Seite zu ziehn. Er hatte lange Zeit mit Auszeichnung neben und unter Napoleon gedient, und verdankte diesem in so fern sein ganzes Glück, als Napoleon seine Wahl zum Kronprinzen von Schweden genehmigt. Es schmeichelte

sich bücken und ihn aufheben werde. Da dies nicht geschah, sondern Metternich kerzengerade stehn blieb, so schloß Napoléon die Unterredung, und war nun überzeugt, daß er Oestreich gegen sich haben werde.

Glaubt ihr denn, sagte der Grosvater Eichmann, als wir ihm diesen Vorfall triumphirend mittheilten, der Kaiser Napoléon werde, wenn er den östreichischen Gesandten bei sich, in seinem eignen Zimmer, zu einer vertraulichen Besprechung empfängt, während des Gespräches den Hut unter dem Arme, chapeau bas, oder in der Hand behalten?

Aber etwas, wurde ihm entgegnet, muß doch daran sein: denn wer sollte ein solches Ereigniß erfinden?

Nun ja, lachte er, es wird wohl so viel daran sein, als an der Geschichte von Friedrich dem Großen, der einem auf ihn anlegenden östreichischen Soldaten zurief: du wirst doch dem siebenjährigen Kriege nicht im ersten Jahre ein Ende machen!

Es wurden in der That während des vielgeschmähten Waffenstillstandes große Resultate erzielt. Oestreich trat in aller Form auf Preußens und Rußlands Seite. Die Vertreibung der Franzosen aus Deutschland war der ausgesprochene Zweck dieses Bündnisses. Weiter wagte man in jener Zeit noch nicht zu gehn, selbst die Gewinnung dieses Zieles schwebte den meisten wie ein fast unerreichbares Ideal vor Augen.

Auch Bernadotte, den Kronprinzen von Schweden, wußte man durch Versprechungen auf die deutsche Seite zu ziehn. Er hatte lange Zeit mit Auszeichnung neben und unter Napoléon gedient, und verdankte diesem in so fern sein ganzes Glück, als Napoléon seine Wahl zum Kronprinzen von Schweden genehmigt. Es schmeichelte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0380" n="368"/>
sich bücken und ihn aufheben werde. Da dies nicht geschah, sondern Metternich kerzengerade stehn blieb, so schloß Napoléon die Unterredung, und war nun überzeugt, daß er Oestreich gegen sich haben werde.</p><lb/>
          <p>Glaubt ihr denn, sagte der Grosvater Eichmann, als wir ihm diesen Vorfall triumphirend mittheilten, der Kaiser Napoléon werde, wenn er den östreichischen Gesandten bei sich, in seinem eignen Zimmer, zu einer vertraulichen Besprechung empfängt, während des Gespräches den Hut unter dem Arme, chapeau bas, oder in der Hand behalten? </p><lb/>
          <p>Aber etwas, wurde ihm entgegnet, muß doch daran sein: denn wer sollte ein solches Ereigniß erfinden? </p><lb/>
          <p>Nun ja, lachte er, es wird wohl so viel daran sein, als an der Geschichte von Friedrich dem Großen, der einem auf ihn anlegenden östreichischen Soldaten zurief: du wirst doch dem siebenjährigen Kriege nicht im ersten Jahre ein Ende machen! </p><lb/>
          <p>Es wurden in der That während des vielgeschmähten Waffenstillstandes große Resultate erzielt. Oestreich trat in aller Form auf Preußens und Rußlands Seite. Die Vertreibung der Franzosen aus Deutschland war der ausgesprochene Zweck dieses Bündnisses. Weiter wagte man in jener Zeit noch nicht zu gehn, selbst die Gewinnung dieses Zieles schwebte den meisten wie ein fast unerreichbares Ideal vor Augen. </p><lb/>
          <p>Auch Bernadotte, den Kronprinzen von Schweden, wußte man durch Versprechungen auf die deutsche Seite zu ziehn. Er hatte lange Zeit mit Auszeichnung neben und unter Napoléon gedient, und verdankte diesem in so fern sein ganzes Glück, als Napoléon seine Wahl zum Kronprinzen von Schweden genehmigt. Es schmeichelte
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[368/0380] sich bücken und ihn aufheben werde. Da dies nicht geschah, sondern Metternich kerzengerade stehn blieb, so schloß Napoléon die Unterredung, und war nun überzeugt, daß er Oestreich gegen sich haben werde. Glaubt ihr denn, sagte der Grosvater Eichmann, als wir ihm diesen Vorfall triumphirend mittheilten, der Kaiser Napoléon werde, wenn er den östreichischen Gesandten bei sich, in seinem eignen Zimmer, zu einer vertraulichen Besprechung empfängt, während des Gespräches den Hut unter dem Arme, chapeau bas, oder in der Hand behalten? Aber etwas, wurde ihm entgegnet, muß doch daran sein: denn wer sollte ein solches Ereigniß erfinden? Nun ja, lachte er, es wird wohl so viel daran sein, als an der Geschichte von Friedrich dem Großen, der einem auf ihn anlegenden östreichischen Soldaten zurief: du wirst doch dem siebenjährigen Kriege nicht im ersten Jahre ein Ende machen! Es wurden in der That während des vielgeschmähten Waffenstillstandes große Resultate erzielt. Oestreich trat in aller Form auf Preußens und Rußlands Seite. Die Vertreibung der Franzosen aus Deutschland war der ausgesprochene Zweck dieses Bündnisses. Weiter wagte man in jener Zeit noch nicht zu gehn, selbst die Gewinnung dieses Zieles schwebte den meisten wie ein fast unerreichbares Ideal vor Augen. Auch Bernadotte, den Kronprinzen von Schweden, wußte man durch Versprechungen auf die deutsche Seite zu ziehn. Er hatte lange Zeit mit Auszeichnung neben und unter Napoléon gedient, und verdankte diesem in so fern sein ganzes Glück, als Napoléon seine Wahl zum Kronprinzen von Schweden genehmigt. Es schmeichelte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-01-07T13:04:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1) (2014-01-07T13:04:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Kolumnentitel: nicht übernommen
  • Kustoden: nicht übernommen
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/380
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/380>, abgerufen am 18.07.2024.