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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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stehenden Brettchen vorgezogen, und ein fröhliches: wir gratuliren! erscholl unter den Rohrgeflechten hervor. Indem sie einen Schritt näher trat, zog Fritz hinter ihrem Rücken den dritten Topf hervor, so daß sie, da der Raum ohnehin sehr eng war, weder vor- noch rückwärts treten konnte. Das hatten wir nun freilich bei den großartigen Anstalten mit den 6 Stühlen nicht überlegt, mußten daher unter vielem Lachen endlich hervorkriechen und die Töpfe doch mit den Händen überreichen. Fritzens Erfindungsgabe als Festordner erlitt einen schweren Stoß, und er wurde noch oft mit seiner halb misglückten Geburtstagsüberraschung geneckt. Dieser harmlose Vorgang wäre kaum der Erwähnung werth, wenn sich nicht daran die angenehme Erinnerung knüpfte, daß meine Mutter bis an ihr Lebensende immer in die heiterste Stimmung versetzt wurde, sobald einmal Fritzens theatralische Geburtstagsfeier zur Sprache kam.

Der Geburtstag meines Vaters wurde niemals gefeiert, ja wir kannten ihn nicht einmal. Erst nach seinem Tode erfuhr ich von seiner Schwester, daß er, wie schon bemerkt, am 26. December 1745 geboren sei. So oft davon die Rede war, so wußte er durch immer neue Wendungen scherzhaft auszuweichen. Als wir ihn einmal gar zu arg quälten, - es mochte im März oder April eines Schaltjahres sein - gab er uns den 29. Februar an. Meine lebhafte Schwester beschloß nun sogleich, das nächste Mal eine recht artige Feier zu veranstalten, aber welche Ewigkeit sind 4 Jahre für ein Kinderleben! Am folgenden 29. Februar war alles vergessen, und je mehr wir heranwuchsen, desto weniger mochten wir in meinen Vater dringen.

Fritz hatte, als er in unser Haus kam, nur einen dürftigen

stehenden Brettchen vorgezogen, und ein fröhliches: wir gratuliren! erscholl unter den Rohrgeflechten hervor. Indem sie einen Schritt näher trat, zog Fritz hinter ihrem Rücken den dritten Topf hervor, so daß sie, da der Raum ohnehin sehr eng war, weder vor- noch rückwärts treten konnte. Das hatten wir nun freilich bei den großartigen Anstalten mit den 6 Stühlen nicht überlegt, mußten daher unter vielem Lachen endlich hervorkriechen und die Töpfe doch mit den Händen überreichen. Fritzens Erfindungsgabe als Festordner erlitt einen schweren Stoß, und er wurde noch oft mit seiner halb misglückten Geburtstagsüberraschung geneckt. Dieser harmlose Vorgang wäre kaum der Erwähnung werth, wenn sich nicht daran die angenehme Erinnerung knüpfte, daß meine Mutter bis an ihr Lebensende immer in die heiterste Stimmung versetzt wurde, sobald einmal Fritzens theatralische Geburtstagsfeier zur Sprache kam.

Der Geburtstag meines Vaters wurde niemals gefeiert, ja wir kannten ihn nicht einmal. Erst nach seinem Tode erfuhr ich von seiner Schwester, daß er, wie schon bemerkt, am 26. December 1745 geboren sei. So oft davon die Rede war, so wußte er durch immer neue Wendungen scherzhaft auszuweichen. Als wir ihn einmal gar zu arg quälten, – es mochte im März oder April eines Schaltjahres sein – gab er uns den 29. Februar an. Meine lebhafte Schwester beschloß nun sogleich, das nächste Mal eine recht artige Feier zu veranstalten, aber welche Ewigkeit sind 4 Jahre für ein Kinderleben! Am folgenden 29. Februar war alles vergessen, und je mehr wir heranwuchsen, desto weniger mochten wir in meinen Vater dringen.

Fritz hatte, als er in unser Haus kam, nur einen dürftigen

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[23/0035] stehenden Brettchen vorgezogen, und ein fröhliches: wir gratuliren! erscholl unter den Rohrgeflechten hervor. Indem sie einen Schritt näher trat, zog Fritz hinter ihrem Rücken den dritten Topf hervor, so daß sie, da der Raum ohnehin sehr eng war, weder vor- noch rückwärts treten konnte. Das hatten wir nun freilich bei den großartigen Anstalten mit den 6 Stühlen nicht überlegt, mußten daher unter vielem Lachen endlich hervorkriechen und die Töpfe doch mit den Händen überreichen. Fritzens Erfindungsgabe als Festordner erlitt einen schweren Stoß, und er wurde noch oft mit seiner halb misglückten Geburtstagsüberraschung geneckt. Dieser harmlose Vorgang wäre kaum der Erwähnung werth, wenn sich nicht daran die angenehme Erinnerung knüpfte, daß meine Mutter bis an ihr Lebensende immer in die heiterste Stimmung versetzt wurde, sobald einmal Fritzens theatralische Geburtstagsfeier zur Sprache kam. Der Geburtstag meines Vaters wurde niemals gefeiert, ja wir kannten ihn nicht einmal. Erst nach seinem Tode erfuhr ich von seiner Schwester, daß er, wie schon bemerkt, am 26. December 1745 geboren sei. So oft davon die Rede war, so wußte er durch immer neue Wendungen scherzhaft auszuweichen. Als wir ihn einmal gar zu arg quälten, – es mochte im März oder April eines Schaltjahres sein – gab er uns den 29. Februar an. Meine lebhafte Schwester beschloß nun sogleich, das nächste Mal eine recht artige Feier zu veranstalten, aber welche Ewigkeit sind 4 Jahre für ein Kinderleben! Am folgenden 29. Februar war alles vergessen, und je mehr wir heranwuchsen, desto weniger mochten wir in meinen Vater dringen. Fritz hatte, als er in unser Haus kam, nur einen dürftigen

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/35>, abgerufen am 24.11.2024.