Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].dieses verblendeten Rebellen gegen die Macht des großen Kaisers Napoleon geißelt. Er schließt mit den Worten: in solchen Wassern fängt man solche Fische! Um Hebels Ehre willen hoffen wir, daß dieses Stück in den späteren Ausgaben weggeblieben sei. Indem Bayern durch den Wiener Frieden (1809) außer Tirol auch noch Salzburg zugetheilt erhielt, so reichte damals der Rheinbund bis an den Nordabhang der Steirischen Alpen. Weit näher als Hofers Kampf in den fernen Tiroler Bergen berührte uns Schills tollkühner Zug, der ja in Berlin seinen Anfang nahm. Schill verließ die Hauptstadt mit seinem Husarenregiment (April 1809) in der Hoffnung, daß ein Aufstand, den der General Dörnberg in Westphalen organisirte, den gewünschten Erfolg haben werde; er zog nach Wittenberg, siegte bei Dodendorf, ging nach Wismar, und warf sich, als Dörnbergs Unternehmen mislang, nach Stralsund, wo er am 31. Mai 1809 im Verzweiflungskampfe fiel. Gegen die wenigen Gefangenen verfuhr Napoleon mit äußerster Strenge. Sie wurden theils auf den französischen Festungen in harter Haft gehalten, theils in Toulon auf die Galeeren geschmiedet. Unter den letzteren befand sich der Sohn des mit meinem Vater sehr befreundeten Geheimerath Krutisch, Direktors der Schicklerschen Zuckerraffinerie. Sehr wohl erinnre ich mich, wie Krutisch voll Betrübniß zu meinem Vater kam, und ihm die näheren Umstände der Niederlage mittheilte. Krutisch reiste sogleich nach Paris, und es gelang ihm durch seine Verbindungen mit den dortigen angesehensten Häusern, seinen Sohn frei zu machen, der darauf in ein preußisches Ulanenregiment eintrat, und unter dem Namen dieses verblendeten Rebellen gegen die Macht des großen Kaisers Napoléon geißelt. Er schließt mit den Worten: in solchen Wassern fängt man solche Fische! Um Hebels Ehre willen hoffen wir, daß dieses Stück in den späteren Ausgaben weggeblieben sei. Indem Bayern durch den Wiener Frieden (1809) außer Tirol auch noch Salzburg zugetheilt erhielt, so reichte damals der Rheinbund bis an den Nordabhang der Steirischen Alpen. Weit näher als Hofers Kampf in den fernen Tiroler Bergen berührte uns Schills tollkühner Zug, der ja in Berlin seinen Anfang nahm. Schill verließ die Hauptstadt mit seinem Husarenregiment (April 1809) in der Hoffnung, daß ein Aufstand, den der General Dörnberg in Westphalen organisirte, den gewünschten Erfolg haben werde; er zog nach Wittenberg, siegte bei Dodendorf, ging nach Wismar, und warf sich, als Dörnbergs Unternehmen mislang, nach Stralsund, wo er am 31. Mai 1809 im Verzweiflungskampfe fiel. Gegen die wenigen Gefangenen verfuhr Napoléon mit äußerster Strenge. Sie wurden theils auf den französischen Festungen in harter Haft gehalten, theils in Toulon auf die Galeeren geschmiedet. Unter den letzteren befand sich der Sohn des mit meinem Vater sehr befreundeten Geheimerath Krutisch, Direktors der Schicklerschen Zuckerraffinerie. Sehr wohl erinnre ich mich, wie Krutisch voll Betrübniß zu meinem Vater kam, und ihm die näheren Umstände der Niederlage mittheilte. Krutisch reiste sogleich nach Paris, und es gelang ihm durch seine Verbindungen mit den dortigen angesehensten Häusern, seinen Sohn frei zu machen, der darauf in ein preußisches Ulanenregiment eintrat, und unter dem Namen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0285" n="273"/> dieses verblendeten Rebellen gegen die Macht des großen Kaisers Napoléon geißelt. Er schließt mit den Worten: in solchen Wassern fängt man solche Fische! 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Unter den letzteren befand sich der Sohn des mit meinem Vater sehr befreundeten Geheimerath Krutisch, Direktors der Schicklerschen Zuckerraffinerie. Sehr wohl erinnre ich mich, wie Krutisch voll Betrübniß zu meinem Vater kam, und ihm die näheren Umstände der Niederlage mittheilte. Krutisch reiste sogleich nach Paris, und es gelang ihm durch seine Verbindungen mit den dortigen angesehensten Häusern, seinen Sohn frei zu machen, der darauf in ein preußisches Ulanenregiment eintrat, und unter dem Namen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [273/0285]
dieses verblendeten Rebellen gegen die Macht des großen Kaisers Napoléon geißelt. Er schließt mit den Worten: in solchen Wassern fängt man solche Fische! Um Hebels Ehre willen hoffen wir, daß dieses Stück in den späteren Ausgaben weggeblieben sei.
Indem Bayern durch den Wiener Frieden (1809) außer Tirol auch noch Salzburg zugetheilt erhielt, so reichte damals der Rheinbund bis an den Nordabhang der Steirischen Alpen.
Weit näher als Hofers Kampf in den fernen Tiroler Bergen berührte uns Schills tollkühner Zug, der ja in Berlin seinen Anfang nahm. Schill verließ die Hauptstadt mit seinem Husarenregiment (April 1809) in der Hoffnung, daß ein Aufstand, den der General Dörnberg in Westphalen organisirte, den gewünschten Erfolg haben werde; er zog nach Wittenberg, siegte bei Dodendorf, ging nach Wismar, und warf sich, als Dörnbergs Unternehmen mislang, nach Stralsund, wo er am 31. Mai 1809 im Verzweiflungskampfe fiel. Gegen die wenigen Gefangenen verfuhr Napoléon mit äußerster Strenge. Sie wurden theils auf den französischen Festungen in harter Haft gehalten, theils in Toulon auf die Galeeren geschmiedet. Unter den letzteren befand sich der Sohn des mit meinem Vater sehr befreundeten Geheimerath Krutisch, Direktors der Schicklerschen Zuckerraffinerie. Sehr wohl erinnre ich mich, wie Krutisch voll Betrübniß zu meinem Vater kam, und ihm die näheren Umstände der Niederlage mittheilte. Krutisch reiste sogleich nach Paris, und es gelang ihm durch seine Verbindungen mit den dortigen angesehensten Häusern, seinen Sohn frei zu machen, der darauf in ein preußisches Ulanenregiment eintrat, und unter dem Namen
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