Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].hier stehen Leute! wie am folgenden Tage mehrere waghalsige Kameraden mit ihm das Schlachtfeld besucht, und wie er einen französischen Pallasch als Beute heimgebracht. Der "Große König" stand in seiner Erinnerung wie ein Heros da, an den selbst die höchste Bewunderung nur von ferne hinanreichen konnte. Nachdem wir in der Schule Schubarts schwunghafte Ode: "Als ich ein Knabe noch war", gelernt hatten und ihm hersagten, so äuterte er, dem sonst jede poetische Ader abging, seinen ungetheilten Beifall. Seine Laufbahn im preußischen Staatsdienste begann er als Privatsekretär des Ministers von Görne, und trat dann in das Finanzministerium über. Seine gründliche Sachkenntniß, seine Tüchtigkeit im Dienste, sein umfassendes Gedächtniß, sein zuverlässiger Karakter hoben ihn im Fache des Fabriken- und Industriewesens von Stufe zu Stufe. Zuletzt wurde er, der niemals eine Universität besucht hatte, Geheimer Ober-Finanz- Kriegs- und Domänenrath, und stand an der Spitze des ganzen Fabrikdepartements. Das Verhältniß der Gewerbetreibenden zum Staate war in jenen Zeiten ein ganz anderes als jetzt, hatte indessen unter den damaligen Umständen seine volle Berechtigung. Bei der Geringfügigkeit der Mittel, über welche die meisten Privatleute verfügen konnten, bei der hermetischen Absperrung der Länder gegen einander, bei der Schwierigkeit auswärtige Verbindungen anzuknüpfen, bei der Mühseligkeit des Transportes, hielt es der Staat für seine Pflicht, industrielle Unternehmungen direkt zu unterstützen. Dies war anerkannt, und wurde, soweit es anging, mit vieler Liberalität ausgeübt. Manches große Handlungshaus hatte den Grundsatz, alljährlich ein oder ein paar Gesuche um hier stehen Leute! wie am folgenden Tage mehrere waghalsige Kameraden mit ihm das Schlachtfeld besucht, und wie er einen französischen Pallasch als Beute heimgebracht. Der „Große König“ stand in seiner Erinnerung wie ein Heros da, an den selbst die höchste Bewunderung nur von ferne hinanreichen konnte. Nachdem wir in der Schule Schubarts schwunghafte Ode: „Als ich ein Knabe noch war“, gelernt hatten und ihm hersagten, so äuterte er, dem sonst jede poetische Ader abging, seinen ungetheilten Beifall. Seine Laufbahn im preußischen Staatsdienste begann er als Privatsekretär des Ministers von Görne, und trat dann in das Finanzministerium über. Seine gründliche Sachkenntniß, seine Tüchtigkeit im Dienste, sein umfassendes Gedächtniß, sein zuverlässiger Karakter hoben ihn im Fache des Fabriken- und Industriewesens von Stufe zu Stufe. Zuletzt wurde er, der niemals eine Universität besucht hatte, Geheimer Ober-Finanz- Kriegs- und Domänenrath, und stand an der Spitze des ganzen Fabrikdepartements. Das Verhältniß der Gewerbetreibenden zum Staate war in jenen Zeiten ein ganz anderes als jetzt, hatte indessen unter den damaligen Umständen seine volle Berechtigung. Bei der Geringfügigkeit der Mittel, über welche die meisten Privatleute verfügen konnten, bei der hermetischen Absperrung der Länder gegen einander, bei der Schwierigkeit auswärtige Verbindungen anzuknüpfen, bei der Mühseligkeit des Transportes, hielt es der Staat für seine Pflicht, industrielle Unternehmungen direkt zu unterstützen. Dies war anerkannt, und wurde, soweit es anging, mit vieler Liberalität ausgeübt. 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Seine gründliche Sachkenntniß, seine Tüchtigkeit im Dienste, sein umfassendes Gedächtniß, sein zuverlässiger Karakter hoben ihn im Fache des Fabriken- und Industriewesens von Stufe zu Stufe. Zuletzt wurde er, der niemals eine Universität besucht hatte, Geheimer Ober-Finanz- Kriegs- und Domänenrath, und stand an der Spitze des ganzen Fabrikdepartements. </p><lb/> <p>Das Verhältniß der Gewerbetreibenden zum Staate war in jenen Zeiten ein ganz anderes als jetzt, hatte indessen unter den damaligen Umständen seine volle Berechtigung. Bei der Geringfügigkeit der Mittel, über welche die meisten Privatleute verfügen konnten, bei der hermetischen Absperrung der Länder gegen einander, bei der Schwierigkeit auswärtige Verbindungen anzuknüpfen, bei der Mühseligkeit des Transportes, hielt es der Staat für seine Pflicht, industrielle Unternehmungen direkt zu unterstützen. Dies war anerkannt, und wurde, soweit es anging, mit vieler Liberalität ausgeübt. Manches große Handlungshaus hatte den Grundsatz, alljährlich ein oder ein paar Gesuche um </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0226]
hier stehen Leute! wie am folgenden Tage mehrere waghalsige Kameraden mit ihm das Schlachtfeld besucht, und wie er einen französischen Pallasch als Beute heimgebracht.
Der „Große König“ stand in seiner Erinnerung wie ein Heros da, an den selbst die höchste Bewunderung nur von ferne hinanreichen konnte. Nachdem wir in der Schule Schubarts schwunghafte Ode: „Als ich ein Knabe noch war“, gelernt hatten und ihm hersagten, so äuterte er, dem sonst jede poetische Ader abging, seinen ungetheilten Beifall. Seine Laufbahn im preußischen Staatsdienste begann er als Privatsekretär des Ministers von Görne, und trat dann in das Finanzministerium über. Seine gründliche Sachkenntniß, seine Tüchtigkeit im Dienste, sein umfassendes Gedächtniß, sein zuverlässiger Karakter hoben ihn im Fache des Fabriken- und Industriewesens von Stufe zu Stufe. Zuletzt wurde er, der niemals eine Universität besucht hatte, Geheimer Ober-Finanz- Kriegs- und Domänenrath, und stand an der Spitze des ganzen Fabrikdepartements.
Das Verhältniß der Gewerbetreibenden zum Staate war in jenen Zeiten ein ganz anderes als jetzt, hatte indessen unter den damaligen Umständen seine volle Berechtigung. Bei der Geringfügigkeit der Mittel, über welche die meisten Privatleute verfügen konnten, bei der hermetischen Absperrung der Länder gegen einander, bei der Schwierigkeit auswärtige Verbindungen anzuknüpfen, bei der Mühseligkeit des Transportes, hielt es der Staat für seine Pflicht, industrielle Unternehmungen direkt zu unterstützen. Dies war anerkannt, und wurde, soweit es anging, mit vieler Liberalität ausgeübt. Manches große Handlungshaus hatte den Grundsatz, alljährlich ein oder ein paar Gesuche um
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