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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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sammelt, und nach seiner gründlichen Art in Klassen chronologisch geordnet. Der auf den Zuwachs berechnete Katalog umfaßt zwei Folianten. Diese Sammlung von meist unschönen Gesichtern wurde von dem jugendlichen Alter, dem es doch nur um den Genuß des Schönen und geistige Anregung zu thun ist, gänzlich verachtet. Meine lebhafte Schwester und Fritz wollten gar nichts davon wissen; ich machte aus angeborner Gewissenhaftigkeit einige Versuche, mich durch die zahllosen Köpfe durchzuarbeiten, in der Hoffnung, irgend etwas erquickliches zu finden, doch bald stand ich von diesem vergeblichen Bemühen ab.

Eine ganz trostlose und niederdrückende Empfindung veranlaßten die sechs letzten Folianten. Sie enthielten eine Sammlung von Karten der brandenburgisch-preußischen Länder und Provinzen, eine Menge Städtepläne, Grundrisse von Kirchen und Häusern u. s. w. In der Schule wurden wir hinlänglich mit dem ganz nutzlosen Zeichnen von Landkarten geplagt, das besonders geeignet war, uns die goldne Ferienzeit zu vergällen. Hier sahen wir nun Hunderte von Karten in allen Größen neben einander. Welche Qual und Pein mußten nicht die Zeichner beim Anfertigen dieser doppelten Folioblätter und beim Eintragen der unzählbaren Städtenamen empfunden haben!

Wir kehrten also immer von neuem zu unserm geliebten Chodowiecki zurück.

In späteren Jahren habe ich die Bildnißsammlung, welche an 6000 Blätter umfaßt, im kunsthistorischen Interesse genau durchgesehn, aber eine äußerst geringe Ausbeute gefunden. Da es dem Grosvater nur auf den Gegenstand, nicht auf die Form ankam, so sah er weder auf das Verdienst des Stechers, noch auf die Schönheit des Ab-

sammelt, und nach seiner gründlichen Art in Klassen chronologisch geordnet. Der auf den Zuwachs berechnete Katalog umfaßt zwei Folianten. Diese Sammlung von meist unschönen Gesichtern wurde von dem jugendlichen Alter, dem es doch nur um den Genuß des Schönen und geistige Anregung zu thun ist, gänzlich verachtet. Meine lebhafte Schwester und Fritz wollten gar nichts davon wissen; ich machte aus angeborner Gewissenhaftigkeit einige Versuche, mich durch die zahllosen Köpfe durchzuarbeiten, in der Hoffnung, irgend etwas erquickliches zu finden, doch bald stand ich von diesem vergeblichen Bemühen ab.

Eine ganz trostlose und niederdrückende Empfindung veranlaßten die sechs letzten Folianten. Sie enthielten eine Sammlung von Karten der brandenburgisch-preußischen Länder und Provinzen, eine Menge Städtepläne, Grundrisse von Kirchen und Häusern u. s. w. In der Schule wurden wir hinlänglich mit dem ganz nutzlosen Zeichnen von Landkarten geplagt, das besonders geeignet war, uns die goldne Ferienzeit zu vergällen. Hier sahen wir nun Hunderte von Karten in allen Größen neben einander. Welche Qual und Pein mußten nicht die Zeichner beim Anfertigen dieser doppelten Folioblätter und beim Eintragen der unzählbaren Städtenamen empfunden haben!

Wir kehrten also immer von neuem zu unserm geliebten Chodowiecki zurück.

In späteren Jahren habe ich die Bildnißsammlung, welche an 6000 Blätter umfaßt, im kunsthistorischen Interesse genau durchgesehn, aber eine äußerst geringe Ausbeute gefunden. Da es dem Grosvater nur auf den Gegenstand, nicht auf die Form ankam, so sah er weder auf das Verdienst des Stechers, noch auf die Schönheit des Ab-

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[164/0176] sammelt, und nach seiner gründlichen Art in Klassen chronologisch geordnet. Der auf den Zuwachs berechnete Katalog umfaßt zwei Folianten. Diese Sammlung von meist unschönen Gesichtern wurde von dem jugendlichen Alter, dem es doch nur um den Genuß des Schönen und geistige Anregung zu thun ist, gänzlich verachtet. Meine lebhafte Schwester und Fritz wollten gar nichts davon wissen; ich machte aus angeborner Gewissenhaftigkeit einige Versuche, mich durch die zahllosen Köpfe durchzuarbeiten, in der Hoffnung, irgend etwas erquickliches zu finden, doch bald stand ich von diesem vergeblichen Bemühen ab. Eine ganz trostlose und niederdrückende Empfindung veranlaßten die sechs letzten Folianten. Sie enthielten eine Sammlung von Karten der brandenburgisch-preußischen Länder und Provinzen, eine Menge Städtepläne, Grundrisse von Kirchen und Häusern u. s. w. In der Schule wurden wir hinlänglich mit dem ganz nutzlosen Zeichnen von Landkarten geplagt, das besonders geeignet war, uns die goldne Ferienzeit zu vergällen. Hier sahen wir nun Hunderte von Karten in allen Größen neben einander. Welche Qual und Pein mußten nicht die Zeichner beim Anfertigen dieser doppelten Folioblätter und beim Eintragen der unzählbaren Städtenamen empfunden haben! Wir kehrten also immer von neuem zu unserm geliebten Chodowiecki zurück. In späteren Jahren habe ich die Bildnißsammlung, welche an 6000 Blätter umfaßt, im kunsthistorischen Interesse genau durchgesehn, aber eine äußerst geringe Ausbeute gefunden. Da es dem Grosvater nur auf den Gegenstand, nicht auf die Form ankam, so sah er weder auf das Verdienst des Stechers, noch auf die Schönheit des Ab-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/176>, abgerufen am 22.11.2024.