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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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der in jenen glücklichen Friedenszeiten die Zinsen des Darlehns ohne Mühe pünktlich zahlte.

Durch den Krieg von 1806 verloren die Häuser einen großen Theil ihres Werthes, der Handel stockte durch die Kontinentalsperre, die immensen französischen Kontributionen verschlangen alle baaren Bestände; an pünktliche Zinszahlung war nicht zu denken, viele kleine Eigenthümer gingen zu Grunde, die Häuser wurden subhastirt, und um nur etwas zu retten, mußte der letzte Hypothekengläubiger das fast werthlose Haus erstehn.

So kam es, daß bei Nicolais Tode mein Vater, der zum Testamentsvollstrecker mit unbeschränkten Vollmachten ernannt war, nicht weniger als 9 Häuser vorfand, die für die Erbschaftsmasse zu verwalten waren. Er unterzog sich diesem schwierigen Geschäfte mit der ihm eignen Pflichttreue, ließ, wo es nöthig war, die Häuser in besseren Stand setzen, und verkaufte sie im Laufe der Jahre, nachdem die Verhältnisse sich gebessert hatten, fast alle ohne namhaften Verlust.

Den folgenden Zug von Nicolais Gutthätigkeit habe ich aus Tante Jettchens Munde. Bei einer der letzten Pyrmonter Badereisen gerieth Nicolai auf einer westphälischen Station mit dem Postmeister in einen heftigen Zank. Er sollte, nach seiner Meinung, ein "halbes Pferd" zuviel zahlen, und widersetzte sich aus allen Kräften, allein vergeblich. Der Streit nahm einen so akuten Karakter an, daß Tante Jettchen, welche gar keine Vermittlung wagen durfte, das allerschlimmste fürchtete. Als Nicolai endlich wieder im Wagen saß, ergoß er sich noch lange Zeit in den bittersten Aeußerungen gegen den betrügerischen Beamten. Kurz darauf stand in der Zeitung, daß jene Station,

der in jenen glücklichen Friedenszeiten die Zinsen des Darlehns ohne Mühe pünktlich zahlte.

Durch den Krieg von 1806 verloren die Häuser einen großen Theil ihres Werthes, der Handel stockte durch die Kontinentalsperre, die immensen französischen Kontributionen verschlangen alle baaren Bestände; an pünktliche Zinszahlung war nicht zu denken, viele kleine Eigenthümer gingen zu Grunde, die Häuser wurden subhastirt, und um nur etwas zu retten, mußte der letzte Hypothekengläubiger das fast werthlose Haus erstehn.

So kam es, daß bei Nicolais Tode mein Vater, der zum Testamentsvollstrecker mit unbeschränkten Vollmachten ernannt war, nicht weniger als 9 Häuser vorfand, die für die Erbschaftsmasse zu verwalten waren. Er unterzog sich diesem schwierigen Geschäfte mit der ihm eignen Pflichttreue, ließ, wo es nöthig war, die Häuser in besseren Stand setzen, und verkaufte sie im Laufe der Jahre, nachdem die Verhältnisse sich gebessert hatten, fast alle ohne namhaften Verlust.

Den folgenden Zug von Nicolais Gutthätigkeit habe ich aus Tante Jettchens Munde. Bei einer der letzten Pyrmonter Badereisen gerieth Nicolai auf einer westphälischen Station mit dem Postmeister in einen heftigen Zank. Er sollte, nach seiner Meinung, ein „halbes Pferd“ zuviel zahlen, und widersetzte sich aus allen Kräften, allein vergeblich. Der Streit nahm einen so akuten Karakter an, daß Tante Jettchen, welche gar keine Vermittlung wagen durfte, das allerschlimmste fürchtete. Als Nicolai endlich wieder im Wagen saß, ergoß er sich noch lange Zeit in den bittersten Aeußerungen gegen den betrügerischen Beamten. Kurz darauf stand in der Zeitung, daß jene Station,

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[153/0165] der in jenen glücklichen Friedenszeiten die Zinsen des Darlehns ohne Mühe pünktlich zahlte. Durch den Krieg von 1806 verloren die Häuser einen großen Theil ihres Werthes, der Handel stockte durch die Kontinentalsperre, die immensen französischen Kontributionen verschlangen alle baaren Bestände; an pünktliche Zinszahlung war nicht zu denken, viele kleine Eigenthümer gingen zu Grunde, die Häuser wurden subhastirt, und um nur etwas zu retten, mußte der letzte Hypothekengläubiger das fast werthlose Haus erstehn. So kam es, daß bei Nicolais Tode mein Vater, der zum Testamentsvollstrecker mit unbeschränkten Vollmachten ernannt war, nicht weniger als 9 Häuser vorfand, die für die Erbschaftsmasse zu verwalten waren. Er unterzog sich diesem schwierigen Geschäfte mit der ihm eignen Pflichttreue, ließ, wo es nöthig war, die Häuser in besseren Stand setzen, und verkaufte sie im Laufe der Jahre, nachdem die Verhältnisse sich gebessert hatten, fast alle ohne namhaften Verlust. Den folgenden Zug von Nicolais Gutthätigkeit habe ich aus Tante Jettchens Munde. Bei einer der letzten Pyrmonter Badereisen gerieth Nicolai auf einer westphälischen Station mit dem Postmeister in einen heftigen Zank. Er sollte, nach seiner Meinung, ein „halbes Pferd“ zuviel zahlen, und widersetzte sich aus allen Kräften, allein vergeblich. Der Streit nahm einen so akuten Karakter an, daß Tante Jettchen, welche gar keine Vermittlung wagen durfte, das allerschlimmste fürchtete. Als Nicolai endlich wieder im Wagen saß, ergoß er sich noch lange Zeit in den bittersten Aeußerungen gegen den betrügerischen Beamten. Kurz darauf stand in der Zeitung, daß jene Station,

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/165>, abgerufen am 22.11.2024.