Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].erhielt er die Erlaubniß, dies in unserem Kamine zu versuchen; der Knall war zwar nicht so stark, als wir vermutheten, doch immer heftig genug. Dies Vergnügen wurde so lange fortgesetzt, als es im Garten reife Kastanien gab, aber zuletzt durch ein scharfes Verbot untersagt, nachdem eine vergessene Kastanie, vermuthlich von langsamer Hitze ganz ausgehöhlt, durch einen unvermutheten Pistolenschuß in später Abendstunde die ganze Gesellschaft aufgeschreckt. Vor dem Schlafengehn wurden alle Thüren des einzeln stehenden Hauses verschlossen und verriegelt. Mein Vater schloß die starken hölzernen Läden der drei Glasthüren im Saale, und schob vor jede einen dicken Balken in die Mauer. Dies gab ein unbeschreiblich behagliches Gefühl der häuslichen Sicherheit; doch erinnere ich mich nicht, jemals von einem nächtlichen Einbruche oder Diebstahl in der ganzen Nachbarschaft gehört zu haben. Das friedliche Gartenleben ward einst durch ein trauriges Ereigniß unterbrochen. Am 19. September 1809 wurde Fritzens Geburtstag durch ein kleines Feuerwerk verherrlicht, das der Gärtner auf dem großen Rasenplatze veranstaltete. Die Ausführung war zwar sehr mangelhaft, die Feuerräder wollten sich nicht drehen, die Raketen hatten zu schwere Stäbe, und blieben, von einem heftigen Westwinde gefaßt, in den hohen Pappeln hangen, die Leuchtkugeln leuchteten nicht. Dennoch erfreuten wir uns herzlich daran und gingen sehr vergnügt zu Bette. Bald wurden meine Aeltern durch Feuerlärm geweckt, der damals auf die verkehrteste, ja unsinnigste Weise ausgeführt ward. Sobald irgend ein Nachtwächter einen Feuerschein sah oder zu sehn glaubte, so stieß er ins erhielt er die Erlaubniß, dies in unserem Kamine zu versuchen; der Knall war zwar nicht so stark, als wir vermutheten, doch immer heftig genug. Dies Vergnügen wurde so lange fortgesetzt, als es im Garten reife Kastanien gab, aber zuletzt durch ein scharfes Verbot untersagt, nachdem eine vergessene Kastanie, vermuthlich von langsamer Hitze ganz ausgehöhlt, durch einen unvermutheten Pistolenschuß in später Abendstunde die ganze Gesellschaft aufgeschreckt. Vor dem Schlafengehn wurden alle Thüren des einzeln stehenden Hauses verschlossen und verriegelt. Mein Vater schloß die starken hölzernen Läden der drei Glasthüren im Saale, und schob vor jede einen dicken Balken in die Mauer. Dies gab ein unbeschreiblich behagliches Gefühl der häuslichen Sicherheit; doch erinnere ich mich nicht, jemals von einem nächtlichen Einbruche oder Diebstahl in der ganzen Nachbarschaft gehört zu haben. Das friedliche Gartenleben ward einst durch ein trauriges Ereigniß unterbrochen. Am 19. September 1809 wurde Fritzens Geburtstag durch ein kleines Feuerwerk verherrlicht, das der Gärtner auf dem großen Rasenplatze veranstaltete. Die Ausführung war zwar sehr mangelhaft, die Feuerräder wollten sich nicht drehen, die Raketen hatten zu schwere Stäbe, und blieben, von einem heftigen Westwinde gefaßt, in den hohen Pappeln hangen, die Leuchtkugeln leuchteten nicht. Dennoch erfreuten wir uns herzlich daran und gingen sehr vergnügt zu Bette. Bald wurden meine Aeltern durch Feuerlärm geweckt, der damals auf die verkehrteste, ja unsinnigste Weise ausgeführt ward. Sobald irgend ein Nachtwächter einen Feuerschein sah oder zu sehn glaubte, so stieß er ins <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0150" n="138"/> erhielt er die Erlaubniß, dies in unserem Kamine zu versuchen; der Knall war zwar nicht so stark, als wir vermutheten, doch immer heftig genug. 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erhielt er die Erlaubniß, dies in unserem Kamine zu versuchen; der Knall war zwar nicht so stark, als wir vermutheten, doch immer heftig genug. Dies Vergnügen wurde so lange fortgesetzt, als es im Garten reife Kastanien gab, aber zuletzt durch ein scharfes Verbot untersagt, nachdem eine vergessene Kastanie, vermuthlich von langsamer Hitze ganz ausgehöhlt, durch einen unvermutheten Pistolenschuß in später Abendstunde die ganze Gesellschaft aufgeschreckt.
Vor dem Schlafengehn wurden alle Thüren des einzeln stehenden Hauses verschlossen und verriegelt. Mein Vater schloß die starken hölzernen Läden der drei Glasthüren im Saale, und schob vor jede einen dicken Balken in die Mauer. Dies gab ein unbeschreiblich behagliches Gefühl der häuslichen Sicherheit; doch erinnere ich mich nicht, jemals von einem nächtlichen Einbruche oder Diebstahl in der ganzen Nachbarschaft gehört zu haben.
Das friedliche Gartenleben ward einst durch ein trauriges Ereigniß unterbrochen. Am 19. September 1809 wurde Fritzens Geburtstag durch ein kleines Feuerwerk verherrlicht, das der Gärtner auf dem großen Rasenplatze veranstaltete. Die Ausführung war zwar sehr mangelhaft, die Feuerräder wollten sich nicht drehen, die Raketen hatten zu schwere Stäbe, und blieben, von einem heftigen Westwinde gefaßt, in den hohen Pappeln hangen, die Leuchtkugeln leuchteten nicht. Dennoch erfreuten wir uns herzlich daran und gingen sehr vergnügt zu Bette.
Bald wurden meine Aeltern durch Feuerlärm geweckt, der damals auf die verkehrteste, ja unsinnigste Weise ausgeführt ward. Sobald irgend ein Nachtwächter einen Feuerschein sah oder zu sehn glaubte, so stieß er ins
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/150>, abgerufen am 05.07.2024. |