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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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zeigte viel Liebe zur Musik, und ward darin von ihrem Lehrer auf das kräftigste unterstützt. Wenige Jahre darauf heirathete sie den letzten Herzog von Kurland, und erhob dadurch ihre Familie zur ersten des Landes. Auch mit der Herzogin, wie mit ihrer älteren Schwester, knüpfte mein Vater ein festes Band der Freundschaft.

Nachdem mein Vater die Erziehung der Gräfin Dorothea vollendet, machte ihr ältester Bruder Friedrich eine Reise nach Deutschland und Frankreich, auf welcher mein Vater ihn begleitete. Sie kamen nur bis Strasburg, wo der Graf in Folge einer Erkältung nach längerer Krankheit am 11. Juni 1778 kaum 20 Jahr alt starb. Dies Ereigniß machte in jenen glücklichen Friedenszeiten ein so großes Aufsehn, daß der Pfarrer Blessig in Strasburg ein besonderes Buch darüber schrieb: . 2 Theile. Strasburg 1792.

Aus diesem Werke geht hervor, daß der Graf von Medem kein gewöhnlicher Mensch gewesen war. Ein kurländischer Edelmann, dem die alten Sprachen geläufig sind, der den Xenophon und Virgil, den Horaz und Quintilian zu seiner Reiselektüre macht, der in einem Briefe sagt "mit der Zeit hoffe ich auch Vater Homer kennen zu lernen" (Blessig 1, 20), der im 19. Jahre seine "Gedanken über verschiedene philosophische, moralische und religiöse Gegenstände", über den wahren Begriff der Freiheit, der Tugend, über Unsterblichkeit der Seele, über Zuverlässigkeit der Bibel und andre Materien zu Papier bringt, der dem Spiele gänzlich abgeneigt ist - ein solcher Mann konnte nicht zu den alltäglichen Erscheinungen gehören, und verdiente wohl ein ausführliches biographisches Ehrengedächtniß.

zeigte viel Liebe zur Musik, und ward darin von ihrem Lehrer auf das kräftigste unterstützt. Wenige Jahre darauf heirathete sie den letzten Herzog von Kurland, und erhob dadurch ihre Familie zur ersten des Landes. Auch mit der Herzogin, wie mit ihrer älteren Schwester, knüpfte mein Vater ein festes Band der Freundschaft.

Nachdem mein Vater die Erziehung der Gräfin Dorothea vollendet, machte ihr ältester Bruder Friedrich eine Reise nach Deutschland und Frankreich, auf welcher mein Vater ihn begleitete. Sie kamen nur bis Strasburg, wo der Graf in Folge einer Erkältung nach längerer Krankheit am 11. Juni 1778 kaum 20 Jahr alt starb. Dies Ereigniß machte in jenen glücklichen Friedenszeiten ein so großes Aufsehn, daß der Pfarrer Blessig in Strasburg ein besonderes Buch darüber schrieb: ‹Leben des Grafen Johann Friedrich von Medem›. 2 Theile. Strasburg 1792.

Aus diesem Werke geht hervor, daß der Graf von Medem kein gewöhnlicher Mensch gewesen war. Ein kurländischer Edelmann, dem die alten Sprachen geläufig sind, der den Xenophon und Virgil, den Horaz und Quintilian zu seiner Reiselektüre macht, der in einem Briefe sagt „mit der Zeit hoffe ich auch Vater Homer kennen zu lernen“ (Blessig 1, 20), der im 19. Jahre seine „Gedanken über verschiedene philosophische, moralische und religiöse Gegenstände“, über den wahren Begriff der Freiheit, der Tugend, über Unsterblichkeit der Seele, über Zuverlässigkeit der Bibel und andre Materien zu Papier bringt, der dem Spiele gänzlich abgeneigt ist – ein solcher Mann konnte nicht zu den alltäglichen Erscheinungen gehören, und verdiente wohl ein ausführliches biographisches Ehrengedächtniß.

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[3/0015] zeigte viel Liebe zur Musik, und ward darin von ihrem Lehrer auf das kräftigste unterstützt. Wenige Jahre darauf heirathete sie den letzten Herzog von Kurland, und erhob dadurch ihre Familie zur ersten des Landes. Auch mit der Herzogin, wie mit ihrer älteren Schwester, knüpfte mein Vater ein festes Band der Freundschaft. Nachdem mein Vater die Erziehung der Gräfin Dorothea vollendet, machte ihr ältester Bruder Friedrich eine Reise nach Deutschland und Frankreich, auf welcher mein Vater ihn begleitete. Sie kamen nur bis Strasburg, wo der Graf in Folge einer Erkältung nach längerer Krankheit am 11. Juni 1778 kaum 20 Jahr alt starb. Dies Ereigniß machte in jenen glücklichen Friedenszeiten ein so großes Aufsehn, daß der Pfarrer Blessig in Strasburg ein besonderes Buch darüber schrieb: ‹Leben des Grafen Johann Friedrich von Medem›. 2 Theile. Strasburg 1792. Aus diesem Werke geht hervor, daß der Graf von Medem kein gewöhnlicher Mensch gewesen war. Ein kurländischer Edelmann, dem die alten Sprachen geläufig sind, der den Xenophon und Virgil, den Horaz und Quintilian zu seiner Reiselektüre macht, der in einem Briefe sagt „mit der Zeit hoffe ich auch Vater Homer kennen zu lernen“ (Blessig 1, 20), der im 19. Jahre seine „Gedanken über verschiedene philosophische, moralische und religiöse Gegenstände“, über den wahren Begriff der Freiheit, der Tugend, über Unsterblichkeit der Seele, über Zuverlässigkeit der Bibel und andre Materien zu Papier bringt, der dem Spiele gänzlich abgeneigt ist – ein solcher Mann konnte nicht zu den alltäglichen Erscheinungen gehören, und verdiente wohl ein ausführliches biographisches Ehrengedächtniß.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/15>, abgerufen am 21.11.2024.