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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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der die Tafel spärlich erhellte und kein besonderes Behagen erweckte; der Abend, welcher eben noch ganz still war, fing an windig zu werden, trockne Lindenblätter fielen in die Bierkalteschale, viele Mücken, durch den Glanz der Lichter angezogen, umschwärmten die Essenden, und einige über dem Grasplatze kreisende Fledermäuse wagten sich in eine unheimliche Nähe des Tisches. Die Abendmahlzeit wurde zwar dadurch nicht unterbrochen, aber uns Kindern war für lange Zeit die Lust vergangen, im Freien zu essen.

Der Gärtner Couturier, von der französischen Kolonie, gehörte mit zu den Inventarienstücken des großen Gartens. Er hatte schon die Nicolaischen Kinder heranwachsen gesehn, und nie versäumt, ihre Geburtstage durch ein deutsches oder französisches Gedicht zu feiern. Den Garten hielt er in musterhafter Ordnung. Göckingk, welcher öfters im Sommer draußen wohnte, behauptete einmal, daß nicht ein Quadratfuß unbebaut oder vernachlässigt zu finden sei. Die Blumengestelle auf der Terrasse und vor den Fenstern waren mit dem schönsten Flore besetzt, die Spargelbeete lieferten reichlichen Ertrag, der Verkauf aus dem Ananashause bildete einen Hauptposten in den Garteneinnahmen. Doch fehlte es nicht an Schattenseiten. Couturier war dem Trunke ergeben und wegen seiner Grobheit in der ganzen Nachbarschaft gefürchtet. Hatte er irgend einen Exceß verübt, seine Frau oder Tochter geprügelt, und wurde deshalb zur Rede gestellt, so entschuldigte er sich in den ehrerbietigsten Ausdrücken, und ging zuletzt in das französische über. Er war auch wirklich einmal wegen allzugroßer Unzukömmlichkeiten des Dienstes entlassen worden, allein weil der Grosvater mit den folgenden Gärtnern sehr üble Erfahrungen machte, so ward Couturier

der die Tafel spärlich erhellte und kein besonderes Behagen erweckte; der Abend, welcher eben noch ganz still war, fing an windig zu werden, trockne Lindenblätter fielen in die Bierkalteschale, viele Mücken, durch den Glanz der Lichter angezogen, umschwärmten die Essenden, und einige über dem Grasplatze kreisende Fledermäuse wagten sich in eine unheimliche Nähe des Tisches. Die Abendmahlzeit wurde zwar dadurch nicht unterbrochen, aber uns Kindern war für lange Zeit die Lust vergangen, im Freien zu essen.

Der Gärtner Couturier, von der französischen Kolonie, gehörte mit zu den Inventarienstücken des großen Gartens. Er hatte schon die Nicolaischen Kinder heranwachsen gesehn, und nie versäumt, ihre Geburtstage durch ein deutsches oder französisches Gedicht zu feiern. Den Garten hielt er in musterhafter Ordnung. Göckingk, welcher öfters im Sommer draußen wohnte, behauptete einmal, daß nicht ein Quadratfuß unbebaut oder vernachlässigt zu finden sei. Die Blumengestelle auf der Terrasse und vor den Fenstern waren mit dem schönsten Flore besetzt, die Spargelbeete lieferten reichlichen Ertrag, der Verkauf aus dem Ananashause bildete einen Hauptposten in den Garteneinnahmen. Doch fehlte es nicht an Schattenseiten. Couturier war dem Trunke ergeben und wegen seiner Grobheit in der ganzen Nachbarschaft gefürchtet. Hatte er irgend einen Exceß verübt, seine Frau oder Tochter geprügelt, und wurde deshalb zur Rede gestellt, so entschuldigte er sich in den ehrerbietigsten Ausdrücken, und ging zuletzt in das französische über. Er war auch wirklich einmal wegen allzugroßer Unzukömmlichkeiten des Dienstes entlassen worden, allein weil der Grosvater mit den folgenden Gärtnern sehr üble Erfahrungen machte, so ward Couturier

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[124/0136] der die Tafel spärlich erhellte und kein besonderes Behagen erweckte; der Abend, welcher eben noch ganz still war, fing an windig zu werden, trockne Lindenblätter fielen in die Bierkalteschale, viele Mücken, durch den Glanz der Lichter angezogen, umschwärmten die Essenden, und einige über dem Grasplatze kreisende Fledermäuse wagten sich in eine unheimliche Nähe des Tisches. Die Abendmahlzeit wurde zwar dadurch nicht unterbrochen, aber uns Kindern war für lange Zeit die Lust vergangen, im Freien zu essen. Der Gärtner Couturier, von der französischen Kolonie, gehörte mit zu den Inventarienstücken des großen Gartens. Er hatte schon die Nicolaischen Kinder heranwachsen gesehn, und nie versäumt, ihre Geburtstage durch ein deutsches oder französisches Gedicht zu feiern. Den Garten hielt er in musterhafter Ordnung. Göckingk, welcher öfters im Sommer draußen wohnte, behauptete einmal, daß nicht ein Quadratfuß unbebaut oder vernachlässigt zu finden sei. Die Blumengestelle auf der Terrasse und vor den Fenstern waren mit dem schönsten Flore besetzt, die Spargelbeete lieferten reichlichen Ertrag, der Verkauf aus dem Ananashause bildete einen Hauptposten in den Garteneinnahmen. Doch fehlte es nicht an Schattenseiten. Couturier war dem Trunke ergeben und wegen seiner Grobheit in der ganzen Nachbarschaft gefürchtet. Hatte er irgend einen Exceß verübt, seine Frau oder Tochter geprügelt, und wurde deshalb zur Rede gestellt, so entschuldigte er sich in den ehrerbietigsten Ausdrücken, und ging zuletzt in das französische über. Er war auch wirklich einmal wegen allzugroßer Unzukömmlichkeiten des Dienstes entlassen worden, allein weil der Grosvater mit den folgenden Gärtnern sehr üble Erfahrungen machte, so ward Couturier

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/136>, abgerufen am 22.11.2024.