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Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].

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Ansicht beizupflichten. "Da ist neulich der
Wolfgang zu mir gekommen, nachdem er eben
gefrühstückt hatte; ich fragte ihn, ob er noch
ein Stück Brodt wolle? und das hat der Knabe
denn auch mit einer wahren Andacht verzehrt."

Nach Tische wurde im ungezwungensten
Gespräche beim Kaffee auf und ab spaziert. Der
Kammerjunker forderte Müllern auf, doch ja
seine Unterhaltung mit Napoleon zu Papiere
zu bringen, weil sie historisch sehr wichtig
sei. "So deutlich ist gewiss noch nie mit dem
grossen Welteroberer gesprochen worden!"
setzte der Kammerjunker mit vieler Lebhaftig-
keit hinzu. Jch konnte aber nicht erfahren,
worum es sich gehandelt hatte.

Bei dieser Gelegenheit wurde des uner-
schrockenen Benehmens der Herzogin Luise
gedacht. Müller erzählte darüber, dass sie nach
der unglücklichen Schlacht von Jena furchtlos
in Weimar geblieben sei und Napoleons Besuch
abgewartet habe. Dieser kam denn auch, und
fuhr sie mit den Worten an: wie konnte Jhr
Mann so toll sein, mir den Krieg machen zu
wollen? "Sire," entgegnete sie ruhig, "ich bin

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Ansicht beizupflichten. „Da ist neulich der
Wolfgang zu mir gekommen, nachdem er eben
gefrühstückt hatte; ich fragte ihn, ob er noch
ein Stück Brodt wolle? und das hat der Knabe
denn auch mit einer wahren Andacht verzehrt.“

Nach Tische wurde im ungezwungensten
Gespräche beim Kaffee auf und ab spaziert. Der
Kammerjunker forderte Müllern auf, doch ja
seine Unterhaltung mit Napoléon zu Papiere
zu bringen, weil sie historisch sehr wichtig
sei. „So deutlich ist gewiss noch nie mit dem
grossen Welteroberer gesprochen worden!“
setzte der Kammerjunker mit vieler Lebhaftig-
keit hinzu. Jch konnte aber nicht erfahren,
worum es sich gehandelt hatte.

Bei dieser Gelegenheit wurde des uner-
schrockenen Benehmens der Herzogin Luise
gedacht. Müller erzählte darüber, dass sie nach
der unglücklichen Schlacht von Jena furchtlos
in Weimar geblieben sei und Napoléons Besuch
abgewartet habe. Dieser kam denn auch, und
fuhr sie mit den Worten an: wie konnte Jhr
Mann so toll sein, mir den Krieg machen zu
wollen? „Sire,“ entgegnete sie ruhig, „ich bin

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[83/0088] Ansicht beizupflichten. „Da ist neulich der Wolfgang zu mir gekommen, nachdem er eben gefrühstückt hatte; ich fragte ihn, ob er noch ein Stück Brodt wolle? und das hat der Knabe denn auch mit einer wahren Andacht verzehrt.“ Nach Tische wurde im ungezwungensten Gespräche beim Kaffee auf und ab spaziert. Der Kammerjunker forderte Müllern auf, doch ja seine Unterhaltung mit Napoléon zu Papiere zu bringen, weil sie historisch sehr wichtig sei. „So deutlich ist gewiss noch nie mit dem grossen Welteroberer gesprochen worden!“ setzte der Kammerjunker mit vieler Lebhaftig- keit hinzu. Jch konnte aber nicht erfahren, worum es sich gehandelt hatte. Bei dieser Gelegenheit wurde des uner- schrockenen Benehmens der Herzogin Luise gedacht. Müller erzählte darüber, dass sie nach der unglücklichen Schlacht von Jena furchtlos in Weimar geblieben sei und Napoléons Besuch abgewartet habe. Dieser kam denn auch, und fuhr sie mit den Worten an: wie konnte Jhr Mann so toll sein, mir den Krieg machen zu wollen? „Sire,“ entgegnete sie ruhig, „ich bin 6*

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/88>, abgerufen am 24.11.2024.