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Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].

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der, von denen damals immer eine Anzahl in
Weimar anwesend war. Es hatte sich nämlich
in England die Meinung gebildet, dass da, wo
die besten deutschen Dichter wohnten, das beste
Deutsch gesprochen, mithin auch gelehrt und
gelernt werde. Frau von Goethe verstand es
auf die verbindlichste Art einen jeden in den
Kreis der Unterhaltung zu ziehn; ihr Mann der
Kammerjunker war ihr dabei nach Kräften be-
hülflich. Der alte Herr bewegte sich wie ein
Heros in grandioser Ruhe auf und ab, es be-
durfte des grossen Ordenssternes nicht, um ihn
als Minister erscheinen zu lassen; er wurde
nicht müde, jeden neuen Ankömmling auf das
Zeltersche Bildniss aufmerksam zu machen, und
dessen Verdienste hervorzuheben. Jn der Ge-
sellschaft zeigte sich aber eine gewisse Unruhe
und Zerstreutheit, weil alles auf den König
Ludwig gespannt war.

Gegen 11 Uhr kam er mit dem Grossher-
zoge auf der Jagdpritsche angefahren. Goethe
war eben in einem entfernten Zimmer, und be-
schleunigte ein weniges seine Schritte, um den
hohen Gästen entgegenzugehn. König Ludwig

der, von denen damals immer eine Anzahl in
Weimar anwesend war. Es hatte sich nämlich
in England die Meinung gebildet, dass da, wo
die besten deutschen Dichter wohnten, das beste
Deutsch gesprochen, mithin auch gelehrt und
gelernt werde. Frau von Goethe verstand es
auf die verbindlichste Art einen jeden in den
Kreis der Unterhaltung zu ziehn; ihr Mann der
Kammerjunker war ihr dabei nach Kräften be-
hülflich. Der alte Herr bewegte sich wie ein
Heros in grandioser Ruhe auf und ab, es be-
durfte des grossen Ordenssternes nicht, um ihn
als Minister erscheinen zu lassen; er wurde
nicht müde, jeden neuen Ankömmling auf das
Zeltersche Bildniss aufmerksam zu machen, und
dessen Verdienste hervorzuheben. Jn der Ge-
sellschaft zeigte sich aber eine gewisse Unruhe
und Zerstreutheit, weil alles auf den König
Ludwig gespannt war.

Gegen 11 Uhr kam er mit dem Grossher-
zoge auf der Jagdpritsche angefahren. Goethe
war eben in einem entfernten Zimmer, und be-
schleunigte ein weniges seine Schritte, um den
hohen Gästen entgegenzugehn. König Ludwig

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[62/0067] der, von denen damals immer eine Anzahl in Weimar anwesend war. Es hatte sich nämlich in England die Meinung gebildet, dass da, wo die besten deutschen Dichter wohnten, das beste Deutsch gesprochen, mithin auch gelehrt und gelernt werde. Frau von Goethe verstand es auf die verbindlichste Art einen jeden in den Kreis der Unterhaltung zu ziehn; ihr Mann der Kammerjunker war ihr dabei nach Kräften be- hülflich. Der alte Herr bewegte sich wie ein Heros in grandioser Ruhe auf und ab, es be- durfte des grossen Ordenssternes nicht, um ihn als Minister erscheinen zu lassen; er wurde nicht müde, jeden neuen Ankömmling auf das Zeltersche Bildniss aufmerksam zu machen, und dessen Verdienste hervorzuheben. Jn der Ge- sellschaft zeigte sich aber eine gewisse Unruhe und Zerstreutheit, weil alles auf den König Ludwig gespannt war. Gegen 11 Uhr kam er mit dem Grossher- zoge auf der Jagdpritsche angefahren. Goethe war eben in einem entfernten Zimmer, und be- schleunigte ein weniges seine Schritte, um den hohen Gästen entgegenzugehn. König Ludwig

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/67>, abgerufen am 24.11.2024.