der rechten Hand, die obwaltenden Töne be- gleitend, auch allenfalls einzugreifen, wo der Chor schwanken sollte. Jn diesem Sinne scheint der dargestellte Meister sich vorwärts zu neigen, und sich doch wieder zurück zu halten, wo- durch wirklich für den Blick eine Art von Be- wegung entsteht. Aufmerksamkeit und Behagen spricht sich aus in den verjüngten liebenswür- digen Gesichtszügen des erfahrnen durch und durch gebildeten Mannes; hiezu harmoniren alle Glieder, Formen und Umrisse."
Solchen Betrachtungen sich hinzugeben hatte man augenblicklich wenig Zeit, da der Saal sich immer mehr mit Glückwünschenden füllte. Der Kanzler von Müller, der Medicinal- rath von Froriep (Bertuchs Schwiegersohn), die in allem Reize der Jugendfülle prangende Grä- fin Julie von Egloffstein, die mit dem Gross- herzog durch die zärtlichsten Bande verknüpfte Frau von Eichendorff (früher Schauspielerin Jagemann), sind mir besonders erinnerlich ge- blieben; bald kamen die Jenenser Gries, Gött- ling, Niemeyer; als Statisten sah man an den Wänden ungefähr ein halbes Dutzend Englän-
der rechten Hand, die obwaltenden Töne be- gleitend, auch allenfalls einzugreifen, wo der Chor schwanken sollte. Jn diesem Sinne scheint der dargestellte Meister sich vorwärts zu neigen, und sich doch wieder zurück zu halten, wo- durch wirklich für den Blick eine Art von Be- wegung entsteht. Aufmerksamkeit und Behagen spricht sich aus in den verjüngten liebenswür- digen Gesichtszügen des erfahrnen durch und durch gebildeten Mannes; hiezu harmoniren alle Glieder, Formen und Umrisse.“
Solchen Betrachtungen sich hinzugeben hatte man augenblicklich wenig Zeit, da der Saal sich immer mehr mit Glückwünschenden füllte. Der Kanzler von Müller, der Medicinal- rath von Froriep (Bertuchs Schwiegersohn), die in allem Reize der Jugendfülle prangende Grä- fin Julie von Egloffstein, die mit dem Gross- herzog durch die zärtlichsten Bande verknüpfte Frau von Eichendorff (früher Schauspielerin Jagemann), sind mir besonders erinnerlich ge- blieben; bald kamen die Jenenser Gries, Gött- ling, Niemeyer; als Statisten sah man an den Wänden ungefähr ein halbes Dutzend Englän-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0066"n="61"/><pxml:id="ID_221"prev="#ID_220"> der rechten Hand, die obwaltenden Töne be-<lb/>
gleitend, auch allenfalls einzugreifen, wo der<lb/>
Chor schwanken sollte. Jn diesem Sinne scheint<lb/>
der dargestellte Meister sich vorwärts zu neigen,<lb/>
und sich doch wieder zurück zu halten, wo-<lb/>
durch wirklich für den Blick eine Art von Be-<lb/>
wegung entsteht. Aufmerksamkeit und Behagen<lb/>
spricht sich aus in den verjüngten liebenswür-<lb/>
digen Gesichtszügen des erfahrnen durch und<lb/>
durch gebildeten Mannes; hiezu harmoniren alle<lb/>
Glieder, Formen und Umrisse.“</p><lb/><pxml:id="ID_222"next="#ID_223"> Solchen Betrachtungen sich hinzugeben<lb/>
hatte man augenblicklich wenig Zeit, da der<lb/>
Saal sich immer mehr mit Glückwünschenden<lb/>
füllte. Der Kanzler von Müller, der Medicinal-<lb/>
rath von Froriep (Bertuchs Schwiegersohn), die<lb/>
in allem Reize der Jugendfülle prangende Grä-<lb/>
fin Julie von Egloffstein, die mit dem Gross-<lb/>
herzog durch die zärtlichsten Bande verknüpfte<lb/>
Frau von Eichendorff (früher Schauspielerin<lb/>
Jagemann), sind mir besonders erinnerlich ge-<lb/>
blieben; bald kamen die Jenenser Gries, Gött-<lb/>
ling, Niemeyer; als Statisten sah man an den<lb/>
Wänden ungefähr ein halbes Dutzend Englän- </p><lb/></div></body></text></TEI>
[61/0066]
der rechten Hand, die obwaltenden Töne be-
gleitend, auch allenfalls einzugreifen, wo der
Chor schwanken sollte. Jn diesem Sinne scheint
der dargestellte Meister sich vorwärts zu neigen,
und sich doch wieder zurück zu halten, wo-
durch wirklich für den Blick eine Art von Be-
wegung entsteht. Aufmerksamkeit und Behagen
spricht sich aus in den verjüngten liebenswür-
digen Gesichtszügen des erfahrnen durch und
durch gebildeten Mannes; hiezu harmoniren alle
Glieder, Formen und Umrisse.“
Solchen Betrachtungen sich hinzugeben
hatte man augenblicklich wenig Zeit, da der
Saal sich immer mehr mit Glückwünschenden
füllte. Der Kanzler von Müller, der Medicinal-
rath von Froriep (Bertuchs Schwiegersohn), die
in allem Reize der Jugendfülle prangende Grä-
fin Julie von Egloffstein, die mit dem Gross-
herzog durch die zärtlichsten Bande verknüpfte
Frau von Eichendorff (früher Schauspielerin
Jagemann), sind mir besonders erinnerlich ge-
blieben; bald kamen die Jenenser Gries, Gött-
ling, Niemeyer; als Statisten sah man an den
Wänden ungefähr ein halbes Dutzend Englän-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-08-05T13:43:06Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): keine Angabe;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/66>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.