Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].drin sitzen!" Und nun musste ich erzählen. Von welcher Art diese genialen Gebahrun- drin sitzen!“ Und nun musste ich erzählen. Von welcher Art diese genialen Gebahrun- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0061" n="56"/> <p xml:id="ID_209" prev="#ID_208"> drin sitzen!“ Und nun musste ich erzählen.<lb/> Obgleich 5 Jahre älter als Goethe stand Knebel<lb/> ihm doch an Frische des Geistes nicht nach.<lb/> Seine Erinnerungen waren von der grössten<lb/> Lebendigkeit. Wenn er von Friedrich II. und<lb/> dem Soldatendienste in Potsdam wie von ge-<lb/> genwärtigen Dingen sprach, so glaubte man<lb/> sich in eine andere Welt versetzt. Unbegränzt<lb/> war seine Verehrung für Goethe; er gab zu,<lb/> dass sie beide in ihrer Jugend manchen wilden<lb/> Streich in Gesellschaft des Herzogs ausgeführt,<lb/> doch musste er anerkennen, dass Goethe bei<lb/> allen Extravaganzen immer das Princip der<lb/> Besonnenheit und Mässigung festgehalten. </p><lb/> <p xml:id="ID_210" next="#ID_211"> Von welcher Art diese genialen Gebahrun-<lb/> gen gewesen, mag man aus folgenden Vor-<lb/> gängen abnehmen. Bei den Jagdzügen im<lb/> tiefen Gebirge, wo die Nächte oft in kleinen<lb/> abgelegenen Schänken und Köhlerhütten, nicht<lb/> selten unter freiem Himmel zugebracht wurden,<lb/> war es ein Hauptgrundsatz dieser fürstlichen<lb/> Jagdgesellschaft, sich untereinander allen nur<lb/> möglichen Schabernack anzuthun. Die Jäger<lb/> übernachteten einst in einer einsamen Wald- </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [56/0061]
drin sitzen!“ Und nun musste ich erzählen.
Obgleich 5 Jahre älter als Goethe stand Knebel
ihm doch an Frische des Geistes nicht nach.
Seine Erinnerungen waren von der grössten
Lebendigkeit. Wenn er von Friedrich II. und
dem Soldatendienste in Potsdam wie von ge-
genwärtigen Dingen sprach, so glaubte man
sich in eine andere Welt versetzt. Unbegränzt
war seine Verehrung für Goethe; er gab zu,
dass sie beide in ihrer Jugend manchen wilden
Streich in Gesellschaft des Herzogs ausgeführt,
doch musste er anerkennen, dass Goethe bei
allen Extravaganzen immer das Princip der
Besonnenheit und Mässigung festgehalten.
Von welcher Art diese genialen Gebahrun-
gen gewesen, mag man aus folgenden Vor-
gängen abnehmen. Bei den Jagdzügen im
tiefen Gebirge, wo die Nächte oft in kleinen
abgelegenen Schänken und Köhlerhütten, nicht
selten unter freiem Himmel zugebracht wurden,
war es ein Hauptgrundsatz dieser fürstlichen
Jagdgesellschaft, sich untereinander allen nur
möglichen Schabernack anzuthun. Die Jäger
übernachteten einst in einer einsamen Wald-
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/61>, abgerufen am 27.07.2024. |