Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].Afrika muss einen eigenthümlichen Karakter Hierüber konnte ich nun ausführlich be- Bei aller innerlichen Freude über mein Afrika muss einen eigenthümlichen Karakter Hierüber konnte ich nun ausführlich be- Bei aller innerlichen Freude über mein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0051" n="46"/> <p xml:id="ID_182" prev="#ID_181"> Afrika muss einen eigenthümlichen Karakter<lb/> haben.“ </p><lb/> <p xml:id="ID_183"> Hierüber konnte ich nun ausführlich be-<lb/> richten, da ich in Malta zwei Monate auf eine<lb/> Schiffsgelegenheit nach Alexandrien warten<lb/> musste. Die merkwürdig-feste Lage von La-<lb/> valetta mit ihren vielen trefflichen Häfen, die<lb/> seltene Fruchtbarkeit im Jnnern, die eigen-<lb/> thümliche Seesalzbereitung, die Mischung der<lb/> Sprache aus italiänischen und arabischen Ele-<lb/> menten, der klägliche Fall des Malteser-Ordens<lb/> im Jahre 1798 — das alles wurde mit grösstem<lb/> Bedachte, aber in der eingehendsten Weise be-<lb/> sprochen. Ueberall trafen seine Fragen den<lb/> Punkt, worauf es ankam, und eine grosse ru-<lb/> hige Weltanschauung leuchtete aus den einzel-<lb/> nen Bemerkungen. Wohl hatte ich mir aus<lb/> Zelters Gesprächen einen gewaltigen Goethe<lb/> konstruirt, aber die Wirklichkeit übertraf alles<lb/> gedachte und eingebildete. Der sonore Bass<lb/> seiner Stimme hatte noch mit 78 Jahren eine<lb/> ungemeine Weichheit und war der feinsten Mo-<lb/> dulationen fähig. </p><lb/> <p xml:id="ID_184" next="#ID_185"> Bei aller innerlichen Freude über mein </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [46/0051]
Afrika muss einen eigenthümlichen Karakter
haben.“
Hierüber konnte ich nun ausführlich be-
richten, da ich in Malta zwei Monate auf eine
Schiffsgelegenheit nach Alexandrien warten
musste. Die merkwürdig-feste Lage von La-
valetta mit ihren vielen trefflichen Häfen, die
seltene Fruchtbarkeit im Jnnern, die eigen-
thümliche Seesalzbereitung, die Mischung der
Sprache aus italiänischen und arabischen Ele-
menten, der klägliche Fall des Malteser-Ordens
im Jahre 1798 — das alles wurde mit grösstem
Bedachte, aber in der eingehendsten Weise be-
sprochen. Ueberall trafen seine Fragen den
Punkt, worauf es ankam, und eine grosse ru-
hige Weltanschauung leuchtete aus den einzel-
nen Bemerkungen. Wohl hatte ich mir aus
Zelters Gesprächen einen gewaltigen Goethe
konstruirt, aber die Wirklichkeit übertraf alles
gedachte und eingebildete. Der sonore Bass
seiner Stimme hatte noch mit 78 Jahren eine
ungemeine Weichheit und war der feinsten Mo-
dulationen fähig.
Bei aller innerlichen Freude über mein
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Zitationshilfe: | Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/51>, abgerufen am 27.07.2024. |