gehabt, um durch seinen Humor meine unwill- kührliche Bangigkeit verscheuchen zu lassen. Der Brief von Zelter steckte in der linken Busentasche, und ich fühlte mehr als einmal danach, um mich zu überzeugen, dass er noch da sei. Nach einem beträchtlichen Umwege gelangte ich endlich an das Haus, und stieg die flachen Treppen, die ich aus Zelters Be- schreibung schon kannte, nicht ohne Herzklo- pfen hinan. Oben fand ich einen Diener, der mich in einen geräumigen Saal führte, und Zelters Brief nebst meiner Karte nach Goethes Zimmer trug.
Nicht lange war ich allein, da öffnete sich die Thür, und er trat mit freundlich ernster Miene herein. Wir setzten uns, und er be- gann :
"Mein Freund Zelter schreibt mir, dass Sie den Orient besucht haben; von wo aus haben Sie die Reise begonnen?"
Zunächst von Malta aus, nachdem ich vor- her Jtalien und Sicilien gesehn.
"Bleiben wir vorläufig bei Malta stehn. Dieser dürre Kalkfelsen zwischen Sicilien und
gehabt, um durch seinen Humor meine unwill- kührliche Bangigkeit verscheuchen zu lassen. Der Brief von Zelter steckte in der linken Busentasche, und ich fühlte mehr als einmal danach, um mich zu überzeugen, dass er noch da sei. Nach einem beträchtlichen Umwege gelangte ich endlich an das Haus, und stieg die flachen Treppen, die ich aus Zelters Be- schreibung schon kannte, nicht ohne Herzklo- pfen hinan. Oben fand ich einen Diener, der mich in einen geräumigen Saal führte, und Zelters Brief nebst meiner Karte nach Goethes Zimmer trug.
Nicht lange war ich allein, da öffnete sich die Thür, und er trat mit freundlich ernster Miene herein. Wir setzten uns, und er be- gann :
„Mein Freund Zelter schreibt mir, dass Sie den Orient besucht haben; von wo aus haben Sie die Reise begonnen?“
Zunächst von Malta aus, nachdem ich vor- her Jtalien und Sicilien gesehn.
„Bleiben wir vorläufig bei Malta stehn. Dieser dürre Kalkfelsen zwischen Sicilien und
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gehabt, um durch seinen Humor meine unwill-
kührliche Bangigkeit verscheuchen zu lassen.
Der Brief von Zelter steckte in der linken
Busentasche, und ich fühlte mehr als einmal
danach, um mich zu überzeugen, dass er noch
da sei. Nach einem beträchtlichen Umwege
gelangte ich endlich an das Haus, und stieg
die flachen Treppen, die ich aus Zelters Be-
schreibung schon kannte, nicht ohne Herzklo-
pfen hinan. Oben fand ich einen Diener, der
mich in einen geräumigen Saal führte, und
Zelters Brief nebst meiner Karte nach Goethes
Zimmer trug.
Nicht lange war ich allein, da öffnete sich
die Thür, und er trat mit freundlich ernster
Miene herein. Wir setzten uns, und er be-
gann :
„Mein Freund Zelter schreibt mir, dass
Sie den Orient besucht haben; von wo aus
haben Sie die Reise begonnen?“
Zunächst von Malta aus, nachdem ich vor-
her Jtalien und Sicilien gesehn.
„Bleiben wir vorläufig bei Malta stehn.
Dieser dürre Kalkfelsen zwischen Sicilien und
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Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/50>, abgerufen am 17.02.2025.
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