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Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].

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"Jck hatte mir vorgenommen, sagte sie,
den grossen Goethe doch och mal zu besuchen,
und wie ick mal durch Weimar fuhr, ging
ich nach seinen Garten, und gab dem Gärtner
einen harten Thaler, dass er mir in eine
Laube verstecken, und einen Wink geben
sollte, wenn Goethe käme. Und wie er nun
die Allee runter kam, und der Gärtner mir
gewunken hatte, da trat ich raus und sagte:
Angebeteter Mann! Da stand er stille, legte
die Hände auf den Rücken, sah mir gross an,
und fragte: Kennen Sie mir? Jch sagte: Grosser
Mann, wer sollte Jhnen nicht kennen! und fing
an zu deklamiren:

"Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Gyps gebrannt."

Darauf machte er mir einen Bückling,
drehte sich um, und ging weiter. So hatte ick
denn meinen Willen gehabt und den grossen
Goethe gesehen."

Dabei fällt mir, erwiederte ich, unser Freund
Eduard ein, der Goethen einmal eine Ehre
erwiesen hat, die ihm gewiss noch nie wiederfah-
ren ist. Eduard, der junge flinke geistreiche

„Jck hatte mir vorgenommen, sagte sie,
den groſsen Goethe doch och mal zu besuchen,
und wie ick mal durch Weimar fuhr, ging
ich nach seinen Garten, und gab dem Gärtner
einen harten Thaler, dass er mir in eine
Laube verstecken, und einen Wink geben
sollte, wenn Goethe käme. Und wie er nun
die Allee runter kam, und der Gärtner mir
gewunken hatte, da trat ich raus und sagte:
Angebeteter Mann! Da stand er stille, legte
die Hände auf den Rücken, sah mir gross an,
und fragte: Kennen Sie mir? Jch sagte: Grosser
Mann, wer sollte Jhnen nicht kennen! und fing
an zu deklamiren:

„Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Gyps gebrannt.“

Darauf machte er mir einen Bückling,
drehte sich um, und ging weiter. So hatte ick
denn meinen Willen gehabt und den grossen
Goethe gesehen.“

Dabei fällt mir, erwiederte ich, unser Freund
Eduard ein, der Goethen einmal eine Ehre
erwiesen hat, die ihm gewiss noch nie wiederfah-
ren ist. Eduard, der junge flinke geistreiche

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[16/0021] „Jck hatte mir vorgenommen, sagte sie, den groſsen Goethe doch och mal zu besuchen, und wie ick mal durch Weimar fuhr, ging ich nach seinen Garten, und gab dem Gärtner einen harten Thaler, dass er mir in eine Laube verstecken, und einen Wink geben sollte, wenn Goethe käme. Und wie er nun die Allee runter kam, und der Gärtner mir gewunken hatte, da trat ich raus und sagte: Angebeteter Mann! Da stand er stille, legte die Hände auf den Rücken, sah mir gross an, und fragte: Kennen Sie mir? Jch sagte: Grosser Mann, wer sollte Jhnen nicht kennen! und fing an zu deklamiren: „Fest gemauert in der Erden Steht die Form aus Gyps gebrannt.“ Darauf machte er mir einen Bückling, drehte sich um, und ging weiter. So hatte ick denn meinen Willen gehabt und den grossen Goethe gesehen.“ Dabei fällt mir, erwiederte ich, unser Freund Eduard ein, der Goethen einmal eine Ehre erwiesen hat, die ihm gewiss noch nie wiederfah- ren ist. Eduard, der junge flinke geistreiche

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/21>, abgerufen am 21.11.2024.