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Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].

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Es fand sich ein erwünschter Ausweg.
Mein Vater führte die Buchhandlung seines
Schwiegervaters Friedrich Nicolai fort, und
wollte gerade damals Mösers patriotische Phan-
tasien neu drucken lassen. Goethe hatte sich
über dieselben in der wärmsten und aner-
kennendsten Weise geäussert.

Jch erhielt also einen Brief an Goethe,
worin mein Vater im Namen der Nicolaischen
Buchhandlung um die Erlaubniss bat, jene
Stelle in der Einleitung zur neuen Auflage
abzudrucken, und worin ich am Schlusse als
der Ueberbringer des Briefes dem Wohlwollen
Seiner Excellenz empfohlen wurde.

Das war eine Einführung in bester Form,
und sehr vergnügt legte ich das theure Schrei-
ben in mein kleines Felleisen.

Eine Reise von Berlin nach Heidelberg
war, wie sich denken lässt, vor 43 Jahren et-
was umständlicher als jetzt; auch brauchten
wir, den sehr geringen Aufenthalt eingerech-
net, volle 9 Tage dazu. Schnellposten gab es
noch nicht und die Chausseen waren grösten-
theils erst im Bau begriffen. Vom Zollverein

Es fand sich ein erwünschter Ausweg.
Mein Vater führte die Buchhandlung seines
Schwiegervaters Friedrich Nicolai fort, und
wollte gerade damals Mösers patriotische Phan-
tasien neu drucken lassen. Goethe hatte sich
über dieselben in der wärmsten und aner-
kennendsten Weise geäussert.

Jch erhielt also einen Brief an Goethe,
worin mein Vater im Namen der Nicolaischen
Buchhandlung um die Erlaubniss bat, jene
Stelle in der Einleitung zur neuen Auflage
abzudrucken, und worin ich am Schlusse als
der Ueberbringer des Briefes dem Wohlwollen
Seiner Excellenz empfohlen wurde.

Das war eine Einführung in bester Form,
und sehr vergnügt legte ich das theure Schrei-
ben in mein kleines Felleisen.

Eine Reise von Berlin nach Heidelberg
war, wie sich denken lässt, vor 43 Jahren et-
was umständlicher als jetzt; auch brauchten
wir, den sehr geringen Aufenthalt eingerech-
net, volle 9 Tage dazu. Schnellposten gab es
noch nicht und die Chausséen waren grösten-
theils erst im Bau begriffen. Vom Zollverein

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[6/0011] Es fand sich ein erwünschter Ausweg. Mein Vater führte die Buchhandlung seines Schwiegervaters Friedrich Nicolai fort, und wollte gerade damals Mösers patriotische Phan- tasien neu drucken lassen. Goethe hatte sich über dieselben in der wärmsten und aner- kennendsten Weise geäussert. Jch erhielt also einen Brief an Goethe, worin mein Vater im Namen der Nicolaischen Buchhandlung um die Erlaubniss bat, jene Stelle in der Einleitung zur neuen Auflage abzudrucken, und worin ich am Schlusse als der Ueberbringer des Briefes dem Wohlwollen Seiner Excellenz empfohlen wurde. Das war eine Einführung in bester Form, und sehr vergnügt legte ich das theure Schrei- ben in mein kleines Felleisen. Eine Reise von Berlin nach Heidelberg war, wie sich denken lässt, vor 43 Jahren et- was umständlicher als jetzt; auch brauchten wir, den sehr geringen Aufenthalt eingerech- net, volle 9 Tage dazu. Schnellposten gab es noch nicht und die Chausséen waren grösten- theils erst im Bau begriffen. Vom Zollverein

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/11>, abgerufen am 21.11.2024.