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Pappenheim, Bertha u. a.: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Reise-Eindrücke und Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse. Frankfurt (Main), 1904.

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aus wichtig scheint es mir, daß die Anregung zu einer rationellen Geflügelzucht ins Land gebracht werde.

Galizien hat heute schon einen ziemlich großen Export von Eiern und Geflügel. Die Juden sind die Aufkäufer und Händler, dafür sowohl, wie für Federn. Es wird nicht schwer sein, die Händler davon zu überzeugen, daß es für sie vorteilhafter wäre, selbst Züchter zu werden. Die Geflügelzucht ist zudem ein Erwerb, an dem sich die Frauen und Kinder mit Leichtigkeit beteiligen können. Ich denke, daß man eine rationelle Geflügelzucht mit Mästerei einrichten sollte, ein Unternehmen, das jüdische Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigen, und sich bei guter fachmännischer Leitung nicht nur selbst erhalten, sondern auch rentabel gestalten kann. Für sehr vorteilhaft hielte ich es, wenn an diesem, sowie an allen anderen Unternehmungen die Arbeiter durch Gewinnbeteiligung interessiert würden. Das würde sie an die Arbeit, sowie an den speziellen Betrieb fesseln.

Diese erste Geflügelzuchtanstalt sollte zugleich eine Schule sein, um die ländliche jüdische Bevölkerung nach und nach in solche bäuerlichen Erwerbszweige einzuführen. Durch mündliche Erklärung sowohl, wie durch eine eigene für den Zweck im Jargon abzufassende Belehrung kann man sich bemühen, besonders die Frauen auf die Vorteile einer kleinen Geflügelzucht im Hause aufmerksam zu machen, für die die Aufstellung von Brutmaschinen mit der Zeit in Aussicht gestellt werden kann. Auf meine Erkundigung erfuhr ich, daß die zur ersten Aufzucht nötigen Tiere, zwei Hennen und ein Hahn, ungefähr 6 bis 8 Gulden kosten.

In Sassow haben sich infolge Rundfrage 12 Frauen bereit erklärt, einen Versuch mit der Geflügelzucht zu machen. Ebenso würden die Bewohner des sehr armen Jaryczow und noch vieler anderer Ortschaften glücklich sein, wenn man ihnen die Aussicht auf einen kleinen Verdienst brächte.

Von sehr vertrauenswürdiger und unterrichteter Seite ist mir gesagt worden, daß es in Österreich einen Geflügelzuchtverein gibt, der gegen einen ganz kleinen Mitgliedsbeitrag jedem Mitgliede ein Zuchtpaar Tiere guter Rasse überläßt und Anleitung zur Behandlung gibt, unter der einzigen Bedingung, daß im nächsten Jahre ein junges Paar der Nachkommen wieder an den Verein abgeliefert werde.

aus wichtig scheint es mir, daß die Anregung zu einer rationellen Geflügelzucht ins Land gebracht werde.

Galizien hat heute schon einen ziemlich großen Export von Eiern und Geflügel. Die Juden sind die Aufkäufer und Händler, dafür sowohl, wie für Federn. Es wird nicht schwer sein, die Händler davon zu überzeugen, daß es für sie vorteilhafter wäre, selbst Züchter zu werden. Die Geflügelzucht ist zudem ein Erwerb, an dem sich die Frauen und Kinder mit Leichtigkeit beteiligen können. Ich denke, daß man eine rationelle Geflügelzucht mit Mästerei einrichten sollte, ein Unternehmen, das jüdische Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigen, und sich bei guter fachmännischer Leitung nicht nur selbst erhalten, sondern auch rentabel gestalten kann. Für sehr vorteilhaft hielte ich es, wenn an diesem, sowie an allen anderen Unternehmungen die Arbeiter durch Gewinnbeteiligung interessiert würden. Das würde sie an die Arbeit, sowie an den speziellen Betrieb fesseln.

Diese erste Geflügelzuchtanstalt sollte zugleich eine Schule sein, um die ländliche jüdische Bevölkerung nach und nach in solche bäuerlichen Erwerbszweige einzuführen. Durch mündliche Erklärung sowohl, wie durch eine eigene für den Zweck im Jargon abzufassende Belehrung kann man sich bemühen, besonders die Frauen auf die Vorteile einer kleinen Geflügelzucht im Hause aufmerksam zu machen, für die die Aufstellung von Brutmaschinen mit der Zeit in Aussicht gestellt werden kann. Auf meine Erkundigung erfuhr ich, daß die zur ersten Aufzucht nötigen Tiere, zwei Hennen und ein Hahn, ungefähr 6 bis 8 Gulden kosten.

In Sassow haben sich infolge Rundfrage 12 Frauen bereit erklärt, einen Versuch mit der Geflügelzucht zu machen. Ebenso würden die Bewohner des sehr armen Jaryczow und noch vieler anderer Ortschaften glücklich sein, wenn man ihnen die Aussicht auf einen kleinen Verdienst brächte.

Von sehr vertrauenswürdiger und unterrichteter Seite ist mir gesagt worden, daß es in Österreich einen Geflügelzuchtverein gibt, der gegen einen ganz kleinen Mitgliedsbeitrag jedem Mitgliede ein Zuchtpaar Tiere guter Rasse überläßt und Anleitung zur Behandlung gibt, unter der einzigen Bedingung, daß im nächsten Jahre ein junges Paar der Nachkommen wieder an den Verein abgeliefert werde.

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[57/0057] aus wichtig scheint es mir, daß die Anregung zu einer rationellen Geflügelzucht ins Land gebracht werde. Galizien hat heute schon einen ziemlich großen Export von Eiern und Geflügel. Die Juden sind die Aufkäufer und Händler, dafür sowohl, wie für Federn. Es wird nicht schwer sein, die Händler davon zu überzeugen, daß es für sie vorteilhafter wäre, selbst Züchter zu werden. Die Geflügelzucht ist zudem ein Erwerb, an dem sich die Frauen und Kinder mit Leichtigkeit beteiligen können. Ich denke, daß man eine rationelle Geflügelzucht mit Mästerei einrichten sollte, ein Unternehmen, das jüdische Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigen, und sich bei guter fachmännischer Leitung nicht nur selbst erhalten, sondern auch rentabel gestalten kann. Für sehr vorteilhaft hielte ich es, wenn an diesem, sowie an allen anderen Unternehmungen die Arbeiter durch Gewinnbeteiligung interessiert würden. Das würde sie an die Arbeit, sowie an den speziellen Betrieb fesseln. Diese erste Geflügelzuchtanstalt sollte zugleich eine Schule sein, um die ländliche jüdische Bevölkerung nach und nach in solche bäuerlichen Erwerbszweige einzuführen. Durch mündliche Erklärung sowohl, wie durch eine eigene für den Zweck im Jargon abzufassende Belehrung kann man sich bemühen, besonders die Frauen auf die Vorteile einer kleinen Geflügelzucht im Hause aufmerksam zu machen, für die die Aufstellung von Brutmaschinen mit der Zeit in Aussicht gestellt werden kann. Auf meine Erkundigung erfuhr ich, daß die zur ersten Aufzucht nötigen Tiere, zwei Hennen und ein Hahn, ungefähr 6 bis 8 Gulden kosten. In Sassow haben sich infolge Rundfrage 12 Frauen bereit erklärt, einen Versuch mit der Geflügelzucht zu machen. Ebenso würden die Bewohner des sehr armen Jaryczow und noch vieler anderer Ortschaften glücklich sein, wenn man ihnen die Aussicht auf einen kleinen Verdienst brächte. Von sehr vertrauenswürdiger und unterrichteter Seite ist mir gesagt worden, daß es in Österreich einen Geflügelzuchtverein gibt, der gegen einen ganz kleinen Mitgliedsbeitrag jedem Mitgliede ein Zuchtpaar Tiere guter Rasse überläßt und Anleitung zur Behandlung gibt, unter der einzigen Bedingung, daß im nächsten Jahre ein junges Paar der Nachkommen wieder an den Verein abgeliefert werde.

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Zitationshilfe: Pappenheim, Bertha u. a.: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Reise-Eindrücke und Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse. Frankfurt (Main), 1904, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pappenheim_galizien_1904/57>, abgerufen am 21.11.2024.