Pahl, Johann Gottfried: Trost- und Condolenz-Schreiben an den guten Mann, welcher über dem Truzlibell für den Wirtembergischen Adel im Angesichte des ehrlöblichen Publicums, bittre Thränen vergossen hat. 1797.Endlich hast du auch darinn recht, mein Freund! wenn du auf der Behauptung bestehest, daß niemand den Fürsten hindern könne, seine adelichen Diener aus fernen Landen kommen zu lassen, sollte es auch, wie du meynest, aus einer ganz unbekannten Insel auf der Südsee, oder im nördlichen Ocean seyn. Denn das folgt aus dem Begriffe der absoluten Monarchie, welche wir, ich, du, und der Schulmeister zu Ganslosen, für die einzig vernünftige, einzig gerechte, und einzig dauerhafte Staatsform halten. Aber so richtig deine Resultate sind, so höckericht und krumm sind die Wege, auf denen du dazu gelangst, welches freylich, bei deinem oben besagten Leibesgebrechen, nicht wohl anders seyn kann. Wie schön und evident hat mein Herr Sebastian in seinem opusculum jene Befugniß des Fürsten gerechtfertigt? Aber du verschmähest seinen simplen, natürlichen Gang, und machst den sonderbaren Schluß: Das es Thorheit wäre, aus einem Lande auszuwandern, in dem man sein Glük gemacht hat, so - muß auch der fremde Adel in Wirtemberg in seinem Esse bleiben. Endlich hast du auch darinn recht, mein Freund! wenn du auf der Behauptung bestehest, daß niemand den Fürsten hindern könne, seine adelichen Diener aus fernen Landen kommen zu lassen, sollte es auch, wie du meynest, aus einer ganz unbekannten Insel auf der Südsee, oder im nördlichen Ocean seyn. Denn das folgt aus dem Begriffe der absoluten Monarchie, welche wir, ich, du, und der Schulmeister zu Ganslosen, für die einzig vernünftige, einzig gerechte, und einzig dauerhafte Staatsform halten. Aber so richtig deine Resultate sind, so höckericht und krumm sind die Wege, auf denen du dazu gelangst, welches freylich, bei deinem oben besagten Leibesgebrechen, nicht wohl anders seyn kann. Wie schön und evident hat mein Herr Sebastian in seinem opusculum jene Befugniß des Fürsten gerechtfertigt? Aber du verschmähest seinen simplen, natürlichen Gang, und machst den sonderbaren Schluß: Das es Thorheit wäre, aus einem Lande auszuwandern, in dem man sein Glük gemacht hat, so – muß auch der fremde Adel in Wirtemberg in seinem Esse bleiben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0037" n="37"/> <p>Endlich hast du auch darinn recht, mein Freund! wenn du auf der Behauptung bestehest, daß niemand den Fürsten hindern könne, seine adelichen Diener aus fernen Landen kommen zu lassen, sollte es auch, wie du meynest, aus einer ganz unbekannten Insel auf der <hi rendition="#fr">Südsee</hi>, oder im <hi rendition="#fr">nördlichen Ocean</hi> seyn. Denn das folgt aus dem Begriffe der absoluten Monarchie, welche wir, ich, du, und der Schulmeister zu <hi rendition="#fr">Ganslosen</hi>, für die einzig vernünftige, einzig gerechte, und einzig dauerhafte Staatsform halten. Aber so richtig deine Resultate sind, so höckericht und krumm sind die Wege, auf denen du dazu gelangst, welches freylich, bei deinem oben besagten Leibesgebrechen, nicht wohl anders seyn kann. Wie schön und <hi rendition="#aq">evident</hi> hat mein Herr <hi rendition="#fr">Sebastian</hi> in seinem <hi rendition="#aq">opusculum</hi> jene Befugniß des Fürsten gerechtfertigt? Aber du verschmähest seinen simplen, natürlichen Gang, und machst den sonderbaren Schluß: Das es Thorheit wäre, aus einem Lande auszuwandern, in dem man sein Glük gemacht hat, so – muß auch der fremde Adel in Wirtemberg in seinem <hi rendition="#aq">Esse</hi> bleiben. </p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0037]
Endlich hast du auch darinn recht, mein Freund! wenn du auf der Behauptung bestehest, daß niemand den Fürsten hindern könne, seine adelichen Diener aus fernen Landen kommen zu lassen, sollte es auch, wie du meynest, aus einer ganz unbekannten Insel auf der Südsee, oder im nördlichen Ocean seyn. Denn das folgt aus dem Begriffe der absoluten Monarchie, welche wir, ich, du, und der Schulmeister zu Ganslosen, für die einzig vernünftige, einzig gerechte, und einzig dauerhafte Staatsform halten. Aber so richtig deine Resultate sind, so höckericht und krumm sind die Wege, auf denen du dazu gelangst, welches freylich, bei deinem oben besagten Leibesgebrechen, nicht wohl anders seyn kann. Wie schön und evident hat mein Herr Sebastian in seinem opusculum jene Befugniß des Fürsten gerechtfertigt? Aber du verschmähest seinen simplen, natürlichen Gang, und machst den sonderbaren Schluß: Das es Thorheit wäre, aus einem Lande auszuwandern, in dem man sein Glük gemacht hat, so – muß auch der fremde Adel in Wirtemberg in seinem Esse bleiben.
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Zitationshilfe: | Pahl, Johann Gottfried: Trost- und Condolenz-Schreiben an den guten Mann, welcher über dem Truzlibell für den Wirtembergischen Adel im Angesichte des ehrlöblichen Publicums, bittre Thränen vergossen hat. 1797, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_truzlibell_1797/37>, abgerufen am 16.07.2024. |