Pahl, Johann Gottfried: Trost- und Condolenz-Schreiben an den guten Mann, welcher über dem Truzlibell für den Wirtembergischen Adel im Angesichte des ehrlöblichen Publicums, bittre Thränen vergossen hat. 1797.einen herrlichen Beweis abgeben, für den Satz, daß der Ahnenstolz, unter den Bürgerlichen so wohl zu Hause sey, als unter den Edelleuten, nur daß er dort in einem etwas veränderten Zuschnitte erscheint. Und dieser wichtige Erfahrungssatz liesse sich treflich ausmontiren, und in ein Stahl- und Eisen-festes Brustwehr für unsre hohe Noblesse einrichten. Nur sollte jene Frauensperson - ein bischen pöbelhaft ausgedrükt, Nachbar Jeremies! - keine Thorschreibers Tochter seyn. Denn wenn Beyspiele recht illustriren und wirken sollen, so muß man sie so viel möglich aus der Nähe nehmen. In Wirtemberg aber gibt es, so viel ich weiß, keine Thorschreiber. Auf das gefällt es dir, eine umständliche Untersuchung über die Frage, anzustellen: ob es gut, und dem Besten des Ganzen zuträglich sey, wenn der Pöbel sich in Staatsgeschäfte mische, einen herrlichen Beweis abgeben, für den Satz, daß der Ahnenstolz, unter den Bürgerlichen so wohl zu Hause sey, als unter den Edelleuten, nur daß er dort in einem etwas veränderten Zuschnitte erscheint. Und dieser wichtige Erfahrungssatz liesse sich treflich ausmontiren, und in ein Stahl- und Eisen-festes Brustwehr für unsre hohe Noblesse einrichten. Nur sollte jene Frauensperson – ein bischen pöbelhaft ausgedrükt, Nachbar Jeremies! – keine Thorschreibers Tochter seyn. Denn wenn Beyspiele recht illustriren und wirken sollen, so muß man sie so viel möglich aus der Nähe nehmen. In Wirtemberg aber gibt es, so viel ich weiß, keine Thorschreiber. Auf das gefällt es dir, eine umständliche Untersuchung über die Frage, anzustellen: ob es gut, und dem Besten des Ganzen zuträglich sey, wenn der Pöbel sich in Staatsgeschäfte mische, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="30"/> einen herrlichen Beweis abgeben, für den Satz, daß der Ahnenstolz, unter den Bürgerlichen so wohl zu Hause sey, als unter den Edelleuten, nur daß er dort in einem etwas veränderten Zuschnitte erscheint. Und dieser wichtige Erfahrungssatz liesse sich treflich ausmontiren, und in ein Stahl- und Eisen-festes Brustwehr für unsre hohe Noblesse einrichten. Nur sollte jene <hi rendition="#fr">Frauensperson</hi> – ein bischen pöbelhaft ausgedrükt, Nachbar <hi rendition="#fr">Jeremies</hi>! – keine <hi rendition="#fr">Thorschreibers</hi> Tochter seyn. Denn wenn Beyspiele recht illustriren und wirken sollen, so muß man sie so viel möglich aus der Nähe nehmen. In <hi rendition="#fr">Wirtemberg</hi> aber gibt es, so viel ich weiß, keine Thorschreiber.</p> <p>Auf das gefällt es dir, eine umständliche Untersuchung über die Frage, anzustellen: ob es gut, und dem Besten des Ganzen zuträglich sey, wenn der Pöbel sich in Staatsgeschäfte mische, </p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0030]
einen herrlichen Beweis abgeben, für den Satz, daß der Ahnenstolz, unter den Bürgerlichen so wohl zu Hause sey, als unter den Edelleuten, nur daß er dort in einem etwas veränderten Zuschnitte erscheint. Und dieser wichtige Erfahrungssatz liesse sich treflich ausmontiren, und in ein Stahl- und Eisen-festes Brustwehr für unsre hohe Noblesse einrichten. Nur sollte jene Frauensperson – ein bischen pöbelhaft ausgedrükt, Nachbar Jeremies! – keine Thorschreibers Tochter seyn. Denn wenn Beyspiele recht illustriren und wirken sollen, so muß man sie so viel möglich aus der Nähe nehmen. In Wirtemberg aber gibt es, so viel ich weiß, keine Thorschreiber.
Auf das gefällt es dir, eine umständliche Untersuchung über die Frage, anzustellen: ob es gut, und dem Besten des Ganzen zuträglich sey, wenn der Pöbel sich in Staatsgeschäfte mische,
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