Pahl, Johann Gottfried: Trost- und Condolenz-Schreiben an den guten Mann, welcher über dem Truzlibell für den Wirtembergischen Adel im Angesichte des ehrlöblichen Publicums, bittre Thränen vergossen hat. 1797.Doch muß ich dir, mein lieber Freund! noch ein Wort der Erinnerung ans Herz legen, das dir vielleicht weniger behagen wird, als alles vorhergehende. Aber das ist nun einmal meine Weise. Ich sage Jedermann freimühig die Wahrheit, sie mag nun beissen oder nicht, und diese Eigenschaft ist mir, ohne Ruhm zu melden, so natürlich, daß ich gewiß eben so dreiste als der Prälat Osiander, der Frau Gräfinn von Gräveniz, und überhaupt einer jeden andern gnädigst privilegirten Leibhure, declarirt haben würde: "Weib! ohne dein Andenken wird kein Vaterunser gebetet! Endiget sich doch jedes, mit dem: Erlöse uns vom Uebel!" Was nun jenen kritischen Punkt anbelangt, so meinen wir, ich und mein Herr Ludimagister, du hättest besser gethan, wenn du dich gar nicht auf die Vertheidigung des Adels eingelassen, und Doch muß ich dir, mein lieber Freund! noch ein Wort der Erinnerung ans Herz legen, das dir vielleicht weniger behagen wird, als alles vorhergehende. Aber das ist nun einmal meine Weise. Ich sage Jedermann freimühig die Wahrheit, sie mag nun beissen oder nicht, und diese Eigenschaft ist mir, ohne Ruhm zu melden, so natürlich, daß ich gewiß eben so dreiste als der Prälat Osiander, der Frau Gräfinn von Gräveniz, und überhaupt einer jeden andern gnädigst privilegirten Leibhure, declarirt haben würde: „Weib! ohne dein Andenken wird kein Vaterunser gebetet! Endiget sich doch jedes, mit dem: Erlöse uns vom Uebel!“ Was nun jenen kritischen Punkt anbelangt, so meinen wir, ich und mein Herr Ludimagister, du hättest besser gethan, wenn du dich gar nicht auf die Vertheidigung des Adels eingelassen, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0025" n="25"/> <p>Doch muß ich dir, mein lieber Freund! noch ein Wort der Erinnerung ans Herz legen, das dir vielleicht weniger behagen wird, als alles vorhergehende. Aber das ist nun einmal meine Weise. Ich sage Jedermann freimühig die Wahrheit, sie mag nun beissen oder nicht, und diese Eigenschaft ist mir, ohne Ruhm zu melden, so natürlich, daß ich gewiß eben so dreiste als der Prälat <hi rendition="#fr">Osiander</hi>, der Frau Gräfinn von <hi rendition="#fr">Gräveniz</hi>, und überhaupt einer jeden andern gnädigst privilegirten Leibhure, declarirt haben würde: „Weib! ohne dein Andenken wird kein Vaterunser gebetet! Endiget sich doch jedes, mit dem: Erlöse uns vom Uebel!“</p> <p>Was nun jenen kritischen Punkt anbelangt, so meinen wir, ich und mein Herr Ludimagister, du hättest besser gethan, wenn du dich gar nicht auf die Vertheidigung des Adels eingelassen, und </p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0025]
Doch muß ich dir, mein lieber Freund! noch ein Wort der Erinnerung ans Herz legen, das dir vielleicht weniger behagen wird, als alles vorhergehende. Aber das ist nun einmal meine Weise. Ich sage Jedermann freimühig die Wahrheit, sie mag nun beissen oder nicht, und diese Eigenschaft ist mir, ohne Ruhm zu melden, so natürlich, daß ich gewiß eben so dreiste als der Prälat Osiander, der Frau Gräfinn von Gräveniz, und überhaupt einer jeden andern gnädigst privilegirten Leibhure, declarirt haben würde: „Weib! ohne dein Andenken wird kein Vaterunser gebetet! Endiget sich doch jedes, mit dem: Erlöse uns vom Uebel!“
Was nun jenen kritischen Punkt anbelangt, so meinen wir, ich und mein Herr Ludimagister, du hättest besser gethan, wenn du dich gar nicht auf die Vertheidigung des Adels eingelassen, und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_truzlibell_1797 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_truzlibell_1797/25 |
Zitationshilfe: | Pahl, Johann Gottfried: Trost- und Condolenz-Schreiben an den guten Mann, welcher über dem Truzlibell für den Wirtembergischen Adel im Angesichte des ehrlöblichen Publicums, bittre Thränen vergossen hat. 1797, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_truzlibell_1797/25>, abgerufen am 16.07.2024. |