Pahl, Johann Gottfried: Trost- und Condolenz-Schreiben an den guten Mann, welcher über dem Truzlibell für den Wirtembergischen Adel im Angesichte des ehrlöblichen Publicums, bittre Thränen vergossen hat. 1797.nicht mehr! Laß deine hypochondrische Laune fahren, und sey heiter und gutes Muthes. Wer wollte sich auch noch ängsten, wenn man aus einem Traume erwacht ist, in dem einen der Alp gedrükt hat? Doch deute mirs nicht übel, lieber, guter Kumpan! daß ich, ein unbedeutender, schlechter Dorfprovisor, dir, der du ein Herr mit Stok und Degen bist, in diesem superiören Tone, Muth und Trost einspreche. Sieh' einmal geschieht das aus Menschenliebe. Ach, ich möchte überall gerne alle Thränen troknen, und überall Freude um mich her verbreiten. Denn was ist das bischen Leben, in dieser wunderlichen Welt, wenn man sichs erst noch durch Gram und Grillen verkümmern will? Ich bin in diesem Punkte weder Stoiker noch Cyniker; ich halte es mit Epikur und Aristipp, und glaube, daß die Philosophie nicht mehr! Laß deine hypochondrische Laune fahren, und sey heiter und gutes Muthes. Wer wollte sich auch noch ängsten, wenn man aus einem Traume erwacht ist, in dem einen der Alp gedrükt hat? Doch deute mirs nicht übel, lieber, guter Kumpan! daß ich, ein unbedeutender, schlechter Dorfprovisor, dir, der du ein Herr mit Stok und Degen bist, in diesem superiören Tone, Muth und Trost einspreche. Sieh’ einmal geschieht das aus Menschenliebe. Ach, ich möchte überall gerne alle Thränen troknen, und überall Freude um mich her verbreiten. Denn was ist das bischen Leben, in dieser wunderlichen Welt, wenn man sichs erst noch durch Gram und Grillen verkümmern will? Ich bin in diesem Punkte weder Stoiker noch Cyniker; ich halte es mit Epikur und Aristipp, und glaube, daß die Philosophie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0023" n="23"/> nicht mehr! Laß deine hypochondrische Laune fahren, und sey heiter und gutes Muthes. Wer wollte sich auch noch ängsten, wenn man aus einem Traume erwacht ist, in dem einen der Alp gedrükt hat?</p> <p>Doch deute mirs nicht übel, lieber, guter Kumpan! daß ich, ein unbedeutender, schlechter Dorfprovisor, dir, der du ein Herr mit Stok und Degen bist, in diesem superiören Tone, Muth und Trost einspreche. Sieh’ einmal geschieht das aus Menschenliebe. Ach, ich möchte überall gerne alle Thränen troknen, und überall Freude um mich her verbreiten. Denn was ist das bischen Leben, in dieser wunderlichen Welt, wenn man sichs erst noch durch Gram und Grillen verkümmern will? Ich bin in diesem Punkte weder <hi rendition="#fr">Stoiker</hi> noch <hi rendition="#fr">Cyniker</hi>; ich halte es mit <hi rendition="#fr">Epikur</hi> und <hi rendition="#fr">Aristipp</hi>, und glaube, daß die Philosophie </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0023]
nicht mehr! Laß deine hypochondrische Laune fahren, und sey heiter und gutes Muthes. Wer wollte sich auch noch ängsten, wenn man aus einem Traume erwacht ist, in dem einen der Alp gedrükt hat?
Doch deute mirs nicht übel, lieber, guter Kumpan! daß ich, ein unbedeutender, schlechter Dorfprovisor, dir, der du ein Herr mit Stok und Degen bist, in diesem superiören Tone, Muth und Trost einspreche. Sieh’ einmal geschieht das aus Menschenliebe. Ach, ich möchte überall gerne alle Thränen troknen, und überall Freude um mich her verbreiten. Denn was ist das bischen Leben, in dieser wunderlichen Welt, wenn man sichs erst noch durch Gram und Grillen verkümmern will? Ich bin in diesem Punkte weder Stoiker noch Cyniker; ich halte es mit Epikur und Aristipp, und glaube, daß die Philosophie
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Zitationshilfe: | Pahl, Johann Gottfried: Trost- und Condolenz-Schreiben an den guten Mann, welcher über dem Truzlibell für den Wirtembergischen Adel im Angesichte des ehrlöblichen Publicums, bittre Thränen vergossen hat. 1797, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_truzlibell_1797/23>, abgerufen am 16.02.2025. |