[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.der Hofrath habe ihn mit seiner Frau im Ehebruche ergriffen. Die Sache wurde in der Nacht noch in der ganzen Stadt bekannt. Mein Zweck war vollkommen erreicht. Meine Herren patres in dem Kollegium tanzten und jauchzten vor Freude, als ich Ihnen bey meiner Zurückkunft erzählte, was ich zur Befestigung des Reiches Gottes gethan, gesehen und gehört hatte. Es gelang zwar dem Abbe, sich bey der Fürstinn zu rechtfertigen, und auch sogar den Hofrath zu überzeugen, daß ihn ein loser Vogel an den Zaun geführt habe. Denn der Brief war so wenig in dem Tone seines vorgeblichen Verfassers geschrieben, daß ihn niemand darinn erkennen wollte. Auch befand sich - ein Umstand, den ich übersehen hatte - der Abbe gerade an dem Tage, von dem der Brief datiert war, nicht in Strahlenberg, sondern 20 Meilen davon, bey einem seiner Freunde. Der eifersüchtige Ehemann ward so ganz beruhigt, daß seine Verhältnisse zu dem Abbe nach wenigen Tagen wieder in integrum restituirt waren; und zur öffentlichen Ehrenrettung des letztern wurde, von der Regierung, in den Zeitungen ein Preis von 100 Ducaten der Hofrath habe ihn mit seiner Frau im Ehebruche ergriffen. Die Sache wurde in der Nacht noch in der ganzen Stadt bekannt. Mein Zweck war vollkommen erreicht. Meine Herren patres in dem Kollegium tanzten und jauchzten vor Freude, als ich Ihnen bey meiner Zurückkunft erzählte, was ich zur Befestigung des Reiches Gottes gethan, gesehen und gehört hatte. Es gelang zwar dem Abbe, sich bey der Fürstinn zu rechtfertigen, und auch sogar den Hofrath zu überzeugen, daß ihn ein loser Vogel an den Zaun geführt habe. Denn der Brief war so wenig in dem Tone seines vorgeblichen Verfassers geschrieben, daß ihn niemand darinn erkennen wollte. Auch befand sich – ein Umstand, den ich übersehen hatte – der Abbe gerade an dem Tage, von dem der Brief datiert war, nicht in Strahlenberg, sondern 20 Meilen davon, bey einem seiner Freunde. Der eifersüchtige Ehemann ward so ganz beruhigt, daß seine Verhältnisse zu dem Abbe nach wenigen Tagen wieder in integrum restituirt waren; und zur öffentlichen Ehrenrettung des letztern wurde, von der Regierung, in den Zeitungen ein Preis von 100 Ducaten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0094" n="94"/> der Hofrath habe ihn mit seiner Frau im Ehebruche ergriffen. Die Sache wurde in der Nacht noch in der ganzen Stadt bekannt. Mein Zweck war vollkommen erreicht. Meine Herren <hi rendition="#aq">patres</hi> in dem Kollegium tanzten und jauchzten vor Freude, als ich Ihnen bey meiner Zurückkunft erzählte, was ich zur Befestigung des Reiches Gottes gethan, gesehen und gehört hatte.</p> <p>Es gelang zwar dem Abbe, sich bey der Fürstinn zu rechtfertigen, und auch sogar den Hofrath zu überzeugen, daß ihn ein loser Vogel an den Zaun geführt habe. Denn der Brief war so wenig in dem Tone seines vorgeblichen Verfassers geschrieben, daß ihn niemand darinn erkennen wollte. Auch befand sich – ein Umstand, den ich übersehen hatte – der Abbe gerade an dem Tage, von dem der Brief datiert war, nicht in Strahlenberg, sondern 20 Meilen davon, bey einem seiner Freunde. Der eifersüchtige Ehemann ward so ganz beruhigt, daß <choice><sic>seiue</sic><corr>seine</corr></choice> Verhältnisse zu dem Abbe nach wenigen Tagen wieder <hi rendition="#aq">in integrum</hi> restituirt waren; und zur öffentlichen Ehrenrettung des letztern wurde, von der Regierung, in den Zeitungen ein Preis von 100 Ducaten </p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0094]
der Hofrath habe ihn mit seiner Frau im Ehebruche ergriffen. Die Sache wurde in der Nacht noch in der ganzen Stadt bekannt. Mein Zweck war vollkommen erreicht. Meine Herren patres in dem Kollegium tanzten und jauchzten vor Freude, als ich Ihnen bey meiner Zurückkunft erzählte, was ich zur Befestigung des Reiches Gottes gethan, gesehen und gehört hatte.
Es gelang zwar dem Abbe, sich bey der Fürstinn zu rechtfertigen, und auch sogar den Hofrath zu überzeugen, daß ihn ein loser Vogel an den Zaun geführt habe. Denn der Brief war so wenig in dem Tone seines vorgeblichen Verfassers geschrieben, daß ihn niemand darinn erkennen wollte. Auch befand sich – ein Umstand, den ich übersehen hatte – der Abbe gerade an dem Tage, von dem der Brief datiert war, nicht in Strahlenberg, sondern 20 Meilen davon, bey einem seiner Freunde. Der eifersüchtige Ehemann ward so ganz beruhigt, daß seine Verhältnisse zu dem Abbe nach wenigen Tagen wieder in integrum restituirt waren; und zur öffentlichen Ehrenrettung des letztern wurde, von der Regierung, in den Zeitungen ein Preis von 100 Ducaten
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/94>, abgerufen am 16.07.2024. |