[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.und Figuren zu erläutern, Vorlesungen über Horaz und Wieland hielt, und sie, statt der zuvor gewöhnlichen Chrieen in lateinischer Sprache, teutsche Briefe, Reden und Gedichte verfertigen ließ. Dabey begieng er noch die Thorheit, und traktierte ihnen Adelung's Grammatik, gleich als ob unsere junge Leute ihre Muttersprache nicht schon in dem gemeinen Leben lernten. Die bisherigen Lehrbücher wurden verdrängt, und man trug die Philosophie nach Feder, und die Universal-Historie nach Schröckh vor, so daß wir von nun an eine lutherische Philosophie und eine lutherische Geschichte hatten. Eben so lehrte man in den untern Schulen ein lutherisches Latein, nach Schellern und Stroth und oben drein trug man alle Wissenschaften in teutscher Sprache vor. Die bisherigen Schul-Comödien wurden abgeschafft. In den Landschulen wurde die berüchtigste Normal-Methode eingeführt, und ein Normal-Direktor von Salzburg verschrieben, der eine Menge neuer Schulbücher mitbrachte. Die jungen Priester giengen auf landesherrliche Kosten nach Dillingen, um daselbst unter Sailern und Figuren zu erläutern, Vorlesungen über Horaz und Wieland hielt, und sie, statt der zuvor gewöhnlichen Chrieen in lateinischer Sprache, teutsche Briefe, Reden und Gedichte verfertigen ließ. Dabey begieng er noch die Thorheit, und traktierte ihnen Adelung’s Grammatik, gleich als ob unsere junge Leute ihre Muttersprache nicht schon in dem gemeinen Leben lernten. Die bisherigen Lehrbücher wurden verdrängt, und man trug die Philosophie nach Feder, und die Universal-Historie nach Schröckh vor, so daß wir von nun an eine lutherische Philosophie und eine lutherische Geschichte hatten. Eben so lehrte man in den untern Schulen ein lutherisches Latein, nach Schellern und Stroth und oben drein trug man alle Wissenschaften in teutscher Sprache vor. Die bisherigen Schul-Comödien wurden abgeschafft. In den Landschulen wurde die berüchtigste Normal-Methode eingeführt, und ein Normal-Direktor von Salzburg verschrieben, der eine Menge neuer Schulbücher mitbrachte. Die jungen Priester giengen auf landesherrliche Kosten nach Dillingen, um daselbst unter Sailern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="43"/> und Figuren zu erläutern, Vorlesungen über <hi rendition="#g">Horaz</hi> und <hi rendition="#g">Wieland</hi> hielt, und sie, statt der zuvor gewöhnlichen Chrieen in lateinischer Sprache, teutsche Briefe, Reden und Gedichte verfertigen ließ. Dabey begieng er noch die Thorheit, und traktierte ihnen <hi rendition="#g">Adelung’s Grammatik</hi>, gleich als ob unsere junge Leute ihre Muttersprache nicht schon in dem gemeinen Leben lernten.</p> <p>Die bisherigen Lehrbücher wurden verdrängt, und man trug die Philosophie nach <hi rendition="#g">Feder</hi>, und die Universal-Historie nach <hi rendition="#g">Schröckh</hi> vor, so daß wir von nun an eine lutherische Philosophie und eine lutherische Geschichte hatten. Eben so lehrte man in den untern Schulen ein lutherisches Latein, nach <hi rendition="#g">Schellern</hi> und <hi rendition="#g">Stroth</hi> und oben drein trug man alle Wissenschaften in teutscher Sprache vor. Die bisherigen Schul-Comödien wurden abgeschafft. In den Landschulen wurde die berüchtigste Normal-Methode eingeführt, und ein Normal-Direktor von <hi rendition="#g">Salzburg</hi> verschrieben, der eine Menge neuer Schulbücher mitbrachte. Die jungen Priester giengen auf landesherrliche Kosten nach <hi rendition="#g">Dillingen</hi>, um daselbst unter <hi rendition="#g">Sailern </hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0043]
und Figuren zu erläutern, Vorlesungen über Horaz und Wieland hielt, und sie, statt der zuvor gewöhnlichen Chrieen in lateinischer Sprache, teutsche Briefe, Reden und Gedichte verfertigen ließ. Dabey begieng er noch die Thorheit, und traktierte ihnen Adelung’s Grammatik, gleich als ob unsere junge Leute ihre Muttersprache nicht schon in dem gemeinen Leben lernten.
Die bisherigen Lehrbücher wurden verdrängt, und man trug die Philosophie nach Feder, und die Universal-Historie nach Schröckh vor, so daß wir von nun an eine lutherische Philosophie und eine lutherische Geschichte hatten. Eben so lehrte man in den untern Schulen ein lutherisches Latein, nach Schellern und Stroth und oben drein trug man alle Wissenschaften in teutscher Sprache vor. Die bisherigen Schul-Comödien wurden abgeschafft. In den Landschulen wurde die berüchtigste Normal-Methode eingeführt, und ein Normal-Direktor von Salzburg verschrieben, der eine Menge neuer Schulbücher mitbrachte. Die jungen Priester giengen auf landesherrliche Kosten nach Dillingen, um daselbst unter Sailern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/43 |
Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/43>, abgerufen am 16.02.2025. |