[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.Kirchenvätern, aus den päbstlichen Canonibus und aus den Verordnungen der ökumenischen Concilien, daß der Mensch nicht zur Kultur der Vernunft geschaffen sey. Diese müsse als ein Stück der Erbsünde betrachtet werden, und eben deßhalb habe Gott seine Kirche gestiftet, und mit einem untrüglichen Haupte begabt, daß niemand die Wahrheit durch eigenes Forschen suche, sondern sich in allem mit den Aussprüchen des entscheidenden Richters beruhige. Der Teufel, fuhr er fort, habe den Menschen, besonders in der itzigen Zeit einen Geist des Vorwitzes eingeblasen, so daß nun jedermann philosophieren, spekulieren, weise und erleuchtet seyn, und die von der Kirche bestimmten Schranken des Vernunftgebrauchs überspringen wolle. Dieß Verderben äußere sich besonders durch die überhandnehmende Lesewuth, die sich sogar auf solche Menschenklassen erstrecke, die sonst einen natürlichen Abscheu vor allem gedruckten gehabt haben, was besonders durch das Beyspiel des höhern und niedern Adels erläutert ward. Zwar werde damit die Lektüre der Erbauungsbücher, der Predigten, der Legenden und Martyrologien nicht verworfen; aber heut zu Tage lese man Kirchenvätern, aus den päbstlichen Canonibus und aus den Verordnungen der ökumenischen Concilien, daß der Mensch nicht zur Kultur der Vernunft geschaffen sey. Diese müsse als ein Stück der Erbsünde betrachtet werden, und eben deßhalb habe Gott seine Kirche gestiftet, und mit einem untrüglichen Haupte begabt, daß niemand die Wahrheit durch eigenes Forschen suche, sondern sich in allem mit den Aussprüchen des entscheidenden Richters beruhige. Der Teufel, fuhr er fort, habe den Menschen, besonders in der itzigen Zeit einen Geist des Vorwitzes eingeblasen, so daß nun jedermann philosophieren, spekulieren, weise und erleuchtet seyn, und die von der Kirche bestimmten Schranken des Vernunftgebrauchs überspringen wolle. Dieß Verderben äußere sich besonders durch die überhandnehmende Lesewuth, die sich sogar auf solche Menschenklassen erstrecke, die sonst einen natürlichen Abscheu vor allem gedruckten gehabt haben, was besonders durch das Beyspiel des höhern und niedern Adels erläutert ward. Zwar werde damit die Lektüre der Erbauungsbücher, der Predigten, der Legenden und Martyrologien nicht verworfen; aber heut zu Tage lese man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="33"/> Kirchenvätern, aus den päbstlichen <hi rendition="#aq">Canonibus</hi> und aus den Verordnungen der ökumenischen Concilien, daß der Mensch nicht zur Kultur der Vernunft geschaffen sey. Diese müsse als ein Stück der Erbsünde betrachtet werden, und eben deßhalb habe Gott seine Kirche gestiftet, und mit einem untrüglichen Haupte begabt, daß niemand die Wahrheit durch eigenes Forschen suche, sondern sich in allem mit den Aussprüchen des entscheidenden Richters beruhige. Der Teufel, fuhr er fort, habe den Menschen, besonders in der itzigen Zeit einen Geist des Vorwitzes eingeblasen, so daß nun jedermann philosophieren, spekulieren, weise und erleuchtet seyn, und die von der Kirche bestimmten Schranken des Vernunftgebrauchs überspringen wolle. Dieß Verderben äußere sich besonders durch die überhandnehmende Lesewuth, die sich sogar auf solche Menschenklassen erstrecke, die sonst einen natürlichen Abscheu vor allem gedruckten gehabt haben, was besonders durch das Beyspiel des höhern und niedern Adels erläutert ward. Zwar werde damit die Lektüre der Erbauungsbücher, der Predigten, der Legenden und Martyrologien nicht verworfen; aber heut zu Tage lese man </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0033]
Kirchenvätern, aus den päbstlichen Canonibus und aus den Verordnungen der ökumenischen Concilien, daß der Mensch nicht zur Kultur der Vernunft geschaffen sey. Diese müsse als ein Stück der Erbsünde betrachtet werden, und eben deßhalb habe Gott seine Kirche gestiftet, und mit einem untrüglichen Haupte begabt, daß niemand die Wahrheit durch eigenes Forschen suche, sondern sich in allem mit den Aussprüchen des entscheidenden Richters beruhige. Der Teufel, fuhr er fort, habe den Menschen, besonders in der itzigen Zeit einen Geist des Vorwitzes eingeblasen, so daß nun jedermann philosophieren, spekulieren, weise und erleuchtet seyn, und die von der Kirche bestimmten Schranken des Vernunftgebrauchs überspringen wolle. Dieß Verderben äußere sich besonders durch die überhandnehmende Lesewuth, die sich sogar auf solche Menschenklassen erstrecke, die sonst einen natürlichen Abscheu vor allem gedruckten gehabt haben, was besonders durch das Beyspiel des höhern und niedern Adels erläutert ward. Zwar werde damit die Lektüre der Erbauungsbücher, der Predigten, der Legenden und Martyrologien nicht verworfen; aber heut zu Tage lese man
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