[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.verfügen. So fließt der Strohm eures Lebens immer in einer Melodey dahin, und nie erhebt sich eine Welle, die die auf demselben hin und hersteurende Schiffe umwerfen könnte. Wie unglücklich sind eure lesenden, räsonirenden und kritisirenden Nachbarn. Ihre Seelen sind ein stürmisches Meer, das beständig von den Orkanen der Zweifel und Spekulationen bewegt wird. Mit ihrem Zustande unzufrieden, wollen sie sich immer in die Höhe schwingen, und sie kommen doch nie weiter, als der Baron von Lütgendorf, mit seinem Luftballon. Da es ihnen nicht gelingt, die Sonne nach dem Uhrwerke zu richten, das sie in ihrem Kopfe herum tragen, so murren sie unaufhörlich über ihren Gang. Sehen sie einen Reichen oder Vornehmen ohne Verdienst, so schreyen sie über die ungerechte Austheilung der Glücksgüter. Erscheint der Dorfrichter mit der Ankündigung einer Extra-Steuer, so brüllen sie von Raub und Plünderung. Kommt ein neuer Frohndienst, oder eine neue Auflage, so klagen sie über Despoten-Hudeley und Antastung der Menschenrechte. Und tritt der Priester auf, um sie darüber zu beruhigen, so sprechen sie in ihrem Herzen ohne Scheu: alle verfügen. So fließt der Strohm eures Lebens immer in einer Melodey dahin, und nie erhebt sich eine Welle, die die auf demselben hin und hersteurende Schiffe umwerfen könnte. Wie unglücklich sind eure lesenden, räsonirenden und kritisirenden Nachbarn. Ihre Seelen sind ein stürmisches Meer, das beständig von den Orkanen der Zweifel und Spekulationen bewegt wird. Mit ihrem Zustande unzufrieden, wollen sie sich immer in die Höhe schwingen, und sie kommen doch nie weiter, als der Baron von Lütgendorf, mit seinem Luftballon. Da es ihnen nicht gelingt, die Sonne nach dem Uhrwerke zu richten, das sie in ihrem Kopfe herum tragen, so murren sie unaufhörlich über ihren Gang. Sehen sie einen Reichen oder Vornehmen ohne Verdienst, so schreyen sie über die ungerechte Austheilung der Glücksgüter. Erscheint der Dorfrichter mit der Ankündigung einer Extra-Steuer, so brüllen sie von Raub und Plünderung. Kommt ein neuer Frohndienst, oder eine neue Auflage, so klagen sie über Despoten-Hudeley und Antastung der Menschenrechte. Und tritt der Priester auf, um sie darüber zu beruhigen, so sprechen sie in ihrem Herzen ohne Scheu: alle <TEI> <text> <body> <div type="appendix" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0277" n="277"/> verfügen. So fließt der Strohm eures Lebens immer in einer Melodey dahin, und nie erhebt sich eine Welle, die die auf demselben hin und hersteurende Schiffe umwerfen könnte.</p> <p>Wie unglücklich sind eure lesenden, räsonirenden und kritisirenden Nachbarn. Ihre Seelen sind ein stürmisches Meer, das beständig von den Orkanen der Zweifel und <choice><sic>Spekulatiofnen</sic><corr>Spekulationen</corr></choice> bewegt wird. Mit ihrem Zustande <choice><sic>unzusrieden</sic><corr>unzufrieden</corr></choice>, wollen sie sich immer in die Höhe <choice><sic>chwingen</sic><corr>schwingen</corr></choice>, und sie kommen doch nie weiter, als der <hi rendition="#g">Baron von Lütgendorf</hi>, mit seinem Luftballon. Da es ihnen nicht gelingt, die Sonne nach dem Uhrwerke zu richten, das sie in ihrem Kopfe herum tragen, so murren sie unaufhörlich über ihren Gang. Sehen sie einen Reichen oder Vornehmen ohne Verdienst, so schreyen sie über die ungerechte Austheilung der Glücksgüter. Erscheint der Dorfrichter mit der Ankündigung einer Extra-Steuer, so brüllen sie von Raub und Plünderung. Kommt ein neuer Frohndienst, oder eine neue Auflage, so klagen sie über Despoten-Hudeley und Antastung der Menschenrechte. Und tritt der Priester auf, um sie darüber zu beruhigen, so sprechen sie in ihrem Herzen ohne Scheu: alle </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0277]
verfügen. So fließt der Strohm eures Lebens immer in einer Melodey dahin, und nie erhebt sich eine Welle, die die auf demselben hin und hersteurende Schiffe umwerfen könnte.
Wie unglücklich sind eure lesenden, räsonirenden und kritisirenden Nachbarn. Ihre Seelen sind ein stürmisches Meer, das beständig von den Orkanen der Zweifel und Spekulationen bewegt wird. Mit ihrem Zustande unzufrieden, wollen sie sich immer in die Höhe schwingen, und sie kommen doch nie weiter, als der Baron von Lütgendorf, mit seinem Luftballon. Da es ihnen nicht gelingt, die Sonne nach dem Uhrwerke zu richten, das sie in ihrem Kopfe herum tragen, so murren sie unaufhörlich über ihren Gang. Sehen sie einen Reichen oder Vornehmen ohne Verdienst, so schreyen sie über die ungerechte Austheilung der Glücksgüter. Erscheint der Dorfrichter mit der Ankündigung einer Extra-Steuer, so brüllen sie von Raub und Plünderung. Kommt ein neuer Frohndienst, oder eine neue Auflage, so klagen sie über Despoten-Hudeley und Antastung der Menschenrechte. Und tritt der Priester auf, um sie darüber zu beruhigen, so sprechen sie in ihrem Herzen ohne Scheu: alle
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