Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Vernunft und gegen die Volksaufklärung, um die armen Seelen vom Untergang zu retten, und diese löbliche und christliche Absicht ist auch unser Hauptmotiv. Wenn aber dabey unser Ansehen, unsere Besoldungen, die Meßstipendien und das kameralische Interesse der Kirche unsern Eifer verstärken, was thun wir da weiter, als was die ganze Welt thut? - Wir sind die dreschenden Ochsen. Verflucht sey der, der ihnen das Maul verbindet!

Schon im Paradiese haben unsere ersten Aeltern inne geworden, was es um die Aufklärung für ein grundböses Ding ist, und wir fühlen noch alle, bis auf diese Stunde, die traurigen Folgen jener Erfahrung. Der arbor cognitionis boni et mali war der Baum der Aufklärung, und von diesem, sprach Gott, sollt ihr nicht essen. Denn der Mensch war in Unschuld erschaffen, und dieser Stand der Unschuld konnte nicht statt finden, ohne ein besonders, extra hohes Maas von Dummheit. Aber das lüsterne Weib übertratt Gottes Befehl, und weil die Weiber der Männer Herzen leiten, wie die Wasserbäche, sie machte sich aber desselben Verbrechens schuldig. Die Uebertretter wurden auf der Stelle sehr verständig

Vernunft und gegen die Volksaufklärung, um die armen Seelen vom Untergang zu retten, und diese löbliche und christliche Absicht ist auch unser Hauptmotiv. Wenn aber dabey unser Ansehen, unsere Besoldungen, die Meßstipendien und das kameralische Interesse der Kirche unsern Eifer verstärken, was thun wir da weiter, als was die ganze Welt thut? – Wir sind die dreschenden Ochsen. Verflucht sey der, der ihnen das Maul verbindet!

Schon im Paradiese haben unsere ersten Aeltern inne geworden, was es um die Aufklärung für ein grundböses Ding ist, und wir fühlen noch alle, bis auf diese Stunde, die traurigen Folgen jener Erfahrung. Der arbor cognitionis boni et mali war der Baum der Aufklärung, und von diesem, sprach Gott, sollt ihr nicht essen. Denn der Mensch war in Unschuld erschaffen, und dieser Stand der Unschuld konnte nicht statt finden, ohne ein besonders, extra hohes Maas von Dummheit. Aber das lüsterne Weib übertratt Gottes Befehl, und weil die Weiber der Männer Herzen leiten, wie die Wasserbäche, sie machte sich aber desselben Verbrechens schuldig. Die Uebertretter wurden auf der Stelle sehr verständig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="appendix" n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0273" n="273"/>
Vernunft und gegen die Volksaufklärung, um die armen Seelen vom Untergang zu retten, und diese löbliche und christliche Absicht ist auch unser Hauptmotiv. Wenn aber dabey unser Ansehen, unsere Besoldungen, die Meßstipendien und das kameralische Interesse der Kirche unsern Eifer verstärken, was thun wir da weiter, als was die ganze Welt thut? &#x2013; Wir sind die dreschenden Ochsen. Verflucht sey der, der ihnen das Maul verbindet!</p>
            <p>Schon im Paradiese haben unsere ersten Aeltern inne geworden, was es um die Aufklärung für ein grundböses Ding ist, und wir fühlen noch alle, bis auf diese Stunde, die traurigen Folgen jener Erfahrung. Der <hi rendition="#aq">arbor cognitionis boni et mali</hi> war der Baum der Aufklärung, und von diesem, sprach Gott, sollt ihr nicht essen. Denn der Mensch war in Unschuld erschaffen, und dieser Stand der Unschuld konnte nicht statt finden, ohne ein besonders, extra hohes Maas von Dummheit. Aber das lüsterne Weib übertratt Gottes Befehl, und weil die Weiber der Männer Herzen leiten, wie die Wasserbäche, sie machte sich aber desselben Verbrechens schuldig. Die Uebertretter wurden auf der Stelle sehr verständig
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0273] Vernunft und gegen die Volksaufklärung, um die armen Seelen vom Untergang zu retten, und diese löbliche und christliche Absicht ist auch unser Hauptmotiv. Wenn aber dabey unser Ansehen, unsere Besoldungen, die Meßstipendien und das kameralische Interesse der Kirche unsern Eifer verstärken, was thun wir da weiter, als was die ganze Welt thut? – Wir sind die dreschenden Ochsen. Verflucht sey der, der ihnen das Maul verbindet! Schon im Paradiese haben unsere ersten Aeltern inne geworden, was es um die Aufklärung für ein grundböses Ding ist, und wir fühlen noch alle, bis auf diese Stunde, die traurigen Folgen jener Erfahrung. Der arbor cognitionis boni et mali war der Baum der Aufklärung, und von diesem, sprach Gott, sollt ihr nicht essen. Denn der Mensch war in Unschuld erschaffen, und dieser Stand der Unschuld konnte nicht statt finden, ohne ein besonders, extra hohes Maas von Dummheit. Aber das lüsterne Weib übertratt Gottes Befehl, und weil die Weiber der Männer Herzen leiten, wie die Wasserbäche, sie machte sich aber desselben Verbrechens schuldig. Die Uebertretter wurden auf der Stelle sehr verständig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/273
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/273>, abgerufen am 24.11.2024.