[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.Die höhern Klassen wurden aus Politik auf einmal eifrig katholisch. Beförderung, Ansehen, Hofgunst, Auszeichnungen, Privilegien - das alles war gegenwärtig nur durch Steinbock und Simpert erreichbar, und die Aufgeklärten waren nicht so dumm, daß sie diese Dinge hätten verschmähen, und ein lächerliches Phantom von eingebildeter Weisheit dafür nehmen sollen. Der Fürst war ganz in den Händen der besagten beyden Herren. Sie wechselten in dem Besitze der Unterschrifts-Maschine von Woche zu Woche miteinander ab. Denn ob sich wohl Steinbock das weltliche Departement in seinem ganzen Umfange vorbehalten hatte, so theilte sich doch Simpert mit ihm in die Beförderungs- und Gnadensachen. Das Fräulein gieng ihnen nicht in ihr Gehege. Sie begnügte sich mit dem Genusse eines lustigen Lebens, ließ dem Fürsten von Heyduken und Grenadieren eine beträchtliche Quantität Hörner aufsetzen, und sammelte sich per fas et nefas große Reichthümer. Die Fürstinn, die durch ihre Kundschafter von der ganzen Haushaltung unterrichtet war, betrachtete Die höhern Klassen wurden aus Politik auf einmal eifrig katholisch. Beförderung, Ansehen, Hofgunst, Auszeichnungen, Privilegien – das alles war gegenwärtig nur durch Steinbock und Simpert erreichbar, und die Aufgeklärten waren nicht so dumm, daß sie diese Dinge hätten verschmähen, und ein lächerliches Phantom von eingebildeter Weisheit dafür nehmen sollen. Der Fürst war ganz in den Händen der besagten beyden Herren. Sie wechselten in dem Besitze der Unterschrifts-Maschine von Woche zu Woche miteinander ab. Denn ob sich wohl Steinbock das weltliche Departement in seinem ganzen Umfange vorbehalten hatte, so theilte sich doch Simpert mit ihm in die Beförderungs- und Gnadensachen. Das Fräulein gieng ihnen nicht in ihr Gehege. Sie begnügte sich mit dem Genusse eines lustigen Lebens, ließ dem Fürsten von Heyduken und Grenadieren eine beträchtliche Quantität Hörner aufsetzen, und sammelte sich per fas et nefas große Reichthümer. Die Fürstinn, die durch ihre Kundschafter von der ganzen Haushaltung unterrichtet war, betrachtete <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0253" n="253"/> Die höhern Klassen wurden aus Politik auf einmal eifrig katholisch. Beförderung, Ansehen, Hofgunst, Auszeichnungen, Privilegien – das alles war gegenwärtig nur durch <hi rendition="#g">Steinbock</hi> und <hi rendition="#g">Simpert</hi> erreichbar, und die Aufgeklärten waren nicht so dumm, daß sie diese Dinge hätten verschmähen, und ein lächerliches Phantom von eingebildeter Weisheit dafür nehmen sollen.</p> <p>Der Fürst war ganz in den Händen der besagten beyden Herren. Sie wechselten in dem Besitze der <hi rendition="#g">Unterschrifts-Maschine</hi> von Woche zu Woche miteinander ab. Denn ob sich wohl <hi rendition="#g">Steinbock</hi> das weltliche Departement in seinem ganzen Umfange vorbehalten hatte, so theilte sich doch <hi rendition="#g">Simpert</hi> mit ihm in die Beförderungs- und Gnadensachen. Das Fräulein gieng ihnen nicht in ihr Gehege. Sie begnügte sich mit dem Genusse eines lustigen Lebens, ließ dem Fürsten von Heyduken und Grenadieren eine beträchtliche Quantität Hörner aufsetzen, und sammelte sich <hi rendition="#aq">per fas et nefas</hi> große Reichthümer. Die Fürstinn, die durch ihre Kundschafter von der ganzen Haushaltung unterrichtet war, betrachtete </p> </div> </body> </text> </TEI> [253/0253]
Die höhern Klassen wurden aus Politik auf einmal eifrig katholisch. Beförderung, Ansehen, Hofgunst, Auszeichnungen, Privilegien – das alles war gegenwärtig nur durch Steinbock und Simpert erreichbar, und die Aufgeklärten waren nicht so dumm, daß sie diese Dinge hätten verschmähen, und ein lächerliches Phantom von eingebildeter Weisheit dafür nehmen sollen.
Der Fürst war ganz in den Händen der besagten beyden Herren. Sie wechselten in dem Besitze der Unterschrifts-Maschine von Woche zu Woche miteinander ab. Denn ob sich wohl Steinbock das weltliche Departement in seinem ganzen Umfange vorbehalten hatte, so theilte sich doch Simpert mit ihm in die Beförderungs- und Gnadensachen. Das Fräulein gieng ihnen nicht in ihr Gehege. Sie begnügte sich mit dem Genusse eines lustigen Lebens, ließ dem Fürsten von Heyduken und Grenadieren eine beträchtliche Quantität Hörner aufsetzen, und sammelte sich per fas et nefas große Reichthümer. Die Fürstinn, die durch ihre Kundschafter von der ganzen Haushaltung unterrichtet war, betrachtete
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/253>, abgerufen am 16.07.2024. |