[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.mit großem Pompe, erhub die protestantischen Höfe auf Kosten der katholischen, ertheilte den Männern der Finsterniß bey jeder Gelegenheit Ohrfeigen und Rippstöße, pries die Tugenden und Verdienste lebender und verstorbener Illuminaten, zog alle großen Herren der Welt vor seinen Richterstuhl, lieferte lange Excerpte aus verdächtigen Schriften, und witzelte so frivol über die ernsthaftesten Gegenstände, als Weckherlin im grauen Ungeheuer oder Bahrdt in seiner Lebensbeschreibung. Dieses Blatt hätte eben sowohl in Hamburg, oder Göttingen, oder Leipzig erscheinen können, als in Strahlenberg. Es hatte auch nicht einen Strich von der Physiognomie einer katholischen Zeitung. Noch auffallender wurde dieser Unfug nach dem Ausbruche der französischen Revolution. Langhans nahm geradezu die Parthie der Rebellen, und sang in derselben Melodie, welche damals Archenholz, Campe und die Hübnerische Rotte in Salzburg anstimmten. Man kennt diesen Ton, und man kann sich also schon den Geist vergegenwärtigen, der damals in unserer Hofzeitung wehte. Die mit großem Pompe, erhub die protestantischen Höfe auf Kosten der katholischen, ertheilte den Männern der Finsterniß bey jeder Gelegenheit Ohrfeigen und Rippstöße, pries die Tugenden und Verdienste lebender und verstorbener Illuminaten, zog alle großen Herren der Welt vor seinen Richterstuhl, lieferte lange Excerpte aus verdächtigen Schriften, und witzelte so frivol über die ernsthaftesten Gegenstände, als Weckherlin im grauen Ungeheuer oder Bahrdt in seiner Lebensbeschreibung. Dieses Blatt hätte eben sowohl in Hamburg, oder Göttingen, oder Leipzig erscheinen können, als in Strahlenberg. Es hatte auch nicht einen Strich von der Physiognomie einer katholischen Zeitung. Noch auffallender wurde dieser Unfug nach dem Ausbruche der französischen Revolution. Langhans nahm geradezu die Parthie der Rebellen, und sang in derselben Melodie, welche damals Archenholz, Campe und die Hübnerische Rotte in Salzburg anstimmten. Man kennt diesen Ton, und man kann sich also schon den Geist vergegenwärtigen, der damals in unserer Hofzeitung wehte. Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0156" n="156"/> mit großem Pompe, erhub die protestantischen Höfe auf Kosten der katholischen, ertheilte den Männern der Finsterniß bey jeder Gelegenheit Ohrfeigen und Rippstöße, pries die Tugenden und Verdienste lebender und verstorbener Illuminaten, zog alle großen Herren der Welt vor seinen Richterstuhl, lieferte lange Excerpte aus verdächtigen Schriften, und witzelte so frivol über die ernsthaftesten Gegenstände, als <hi rendition="#g">Weckherlin</hi> im <hi rendition="#g">grauen Ungeheuer</hi> oder <hi rendition="#g"><choice><sic>Bahardt</sic><corr>Bahrdt</corr></choice></hi> in seiner <hi rendition="#g">Lebensbeschreibung</hi>. Dieses Blatt hätte eben sowohl in <hi rendition="#g">Hamburg</hi>, oder <hi rendition="#g">Göttingen</hi>, oder <hi rendition="#g">Leipzig</hi> erscheinen können, als in <hi rendition="#g">Strahlenberg</hi>. Es hatte auch nicht einen Strich von der Physiognomie einer katholischen Zeitung.</p> <p>Noch auffallender wurde dieser Unfug nach dem Ausbruche der französischen Revolution. <hi rendition="#g">Langhans</hi> nahm geradezu die Parthie der Rebellen, und sang in derselben Melodie, welche damals <hi rendition="#g">Archenholz, Campe</hi> und die <hi rendition="#g">Hübnerische</hi> Rotte in <hi rendition="#g">Salzburg</hi> anstimmten. Man kennt diesen Ton, und man kann sich also schon den Geist vergegenwärtigen, der damals in unserer Hofzeitung wehte. Die </p> </div> </body> </text> </TEI> [156/0156]
mit großem Pompe, erhub die protestantischen Höfe auf Kosten der katholischen, ertheilte den Männern der Finsterniß bey jeder Gelegenheit Ohrfeigen und Rippstöße, pries die Tugenden und Verdienste lebender und verstorbener Illuminaten, zog alle großen Herren der Welt vor seinen Richterstuhl, lieferte lange Excerpte aus verdächtigen Schriften, und witzelte so frivol über die ernsthaftesten Gegenstände, als Weckherlin im grauen Ungeheuer oder Bahrdt in seiner Lebensbeschreibung. Dieses Blatt hätte eben sowohl in Hamburg, oder Göttingen, oder Leipzig erscheinen können, als in Strahlenberg. Es hatte auch nicht einen Strich von der Physiognomie einer katholischen Zeitung.
Noch auffallender wurde dieser Unfug nach dem Ausbruche der französischen Revolution. Langhans nahm geradezu die Parthie der Rebellen, und sang in derselben Melodie, welche damals Archenholz, Campe und die Hübnerische Rotte in Salzburg anstimmten. Man kennt diesen Ton, und man kann sich also schon den Geist vergegenwärtigen, der damals in unserer Hofzeitung wehte. Die
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/156>, abgerufen am 16.02.2025. |