[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.umher fuhren. Zum andern war der Adelsgeist auch neben der Philosophie noch sehr mächtig geblieben, und das Schicksal eines Edelmannes erregte die Sympathie weit stärker, als das Schicksal eines simpeln Menschen. Drittens war es doch auch für die fürstliche Eitelkeit ein bischen kitzelnd, Leute an dem Hofe von Strahlenberg zu sehen, welche eher die Ehre gehabt hatten, an dem Hofe von Versailles bey dem Lever du roi zu erscheinen. Endlich viertens waren die Ausgewanderten stolz genug, auf den Charakter eines französischen Edelmannes, und eines Märtyrers pour le roi et le roialisme, daß sie auch eine kalte Aufnahme nicht achteten, und so lange glaubten, daß ihre Gegenwart einem teutschen Fürsten Ehre mache, bis man ihnen geradezu den Abschied gab. Sie kamen deßhalb zu Roß und zu Fuß in die Stadt, quartierten sich auf Kosten des Hofes ein, erschienen täglich bey der Tafel, und blieben lange oder kurz, je nachdem es der Gang der Sachen in Koblenz, dem Mittelpunkt des von Schirach sogenannten auswärtigen Frankreichs, erheischte. umher fuhren. Zum andern war der Adelsgeist auch neben der Philosophie noch sehr mächtig geblieben, und das Schicksal eines Edelmannes erregte die Sympathie weit stärker, als das Schicksal eines simpeln Menschen. Drittens war es doch auch für die fürstliche Eitelkeit ein bischen kitzelnd, Leute an dem Hofe von Strahlenberg zu sehen, welche eher die Ehre gehabt hatten, an dem Hofe von Versailles bey dem Lever du roi zu erscheinen. Endlich viertens waren die Ausgewanderten stolz genug, auf den Charakter eines französischen Edelmannes, und eines Märtyrers pour le roi et le roialisme, daß sie auch eine kalte Aufnahme nicht achteten, und so lange glaubten, daß ihre Gegenwart einem teutschen Fürsten Ehre mache, bis man ihnen geradezu den Abschied gab. Sie kamen deßhalb zu Roß und zu Fuß in die Stadt, quartierten sich auf Kosten des Hofes ein, erschienen täglich bey der Tafel, und blieben lange oder kurz, je nachdem es der Gang der Sachen in Koblenz, dem Mittelpunkt des von Schirach sogenannten auswärtigen Frankreichs, erheischte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0145" n="145"/> umher fuhren. Zum andern war der Adelsgeist auch neben der Philosophie noch sehr mächtig geblieben, und das Schicksal eines Edelmannes erregte die Sympathie weit stärker, als das Schicksal eines simpeln Menschen. Drittens war es doch auch für die fürstliche Eitelkeit ein bischen kitzelnd, Leute an dem Hofe von <hi rendition="#g">Strahlenberg</hi> zu sehen, welche eher die Ehre gehabt hatten, an dem Hofe von <hi rendition="#g">Versailles</hi> bey dem <hi rendition="#aq">Lever du roi</hi> zu erscheinen. Endlich viertens waren die Ausgewanderten stolz genug, auf den Charakter eines französischen Edelmannes, und eines Märtyrers <hi rendition="#aq">pour le roi et le roialisme</hi>, daß sie auch eine kalte Aufnahme nicht achteten, und so lange glaubten, daß ihre Gegenwart einem teutschen Fürsten Ehre mache, bis man ihnen geradezu den Abschied gab. Sie kamen deßhalb zu Roß und zu Fuß in die Stadt, quartierten sich auf Kosten des Hofes ein, erschienen täglich bey der Tafel, und blieben lange oder kurz, je nachdem es der Gang der Sachen in <hi rendition="#g">Koblenz</hi>, dem Mittelpunkt des von <hi rendition="#g">Schirach</hi> sogenannten <hi rendition="#g">auswärtigen Frankreichs</hi>, erheischte.</p> </div> </body> </text> </TEI> [145/0145]
umher fuhren. Zum andern war der Adelsgeist auch neben der Philosophie noch sehr mächtig geblieben, und das Schicksal eines Edelmannes erregte die Sympathie weit stärker, als das Schicksal eines simpeln Menschen. Drittens war es doch auch für die fürstliche Eitelkeit ein bischen kitzelnd, Leute an dem Hofe von Strahlenberg zu sehen, welche eher die Ehre gehabt hatten, an dem Hofe von Versailles bey dem Lever du roi zu erscheinen. Endlich viertens waren die Ausgewanderten stolz genug, auf den Charakter eines französischen Edelmannes, und eines Märtyrers pour le roi et le roialisme, daß sie auch eine kalte Aufnahme nicht achteten, und so lange glaubten, daß ihre Gegenwart einem teutschen Fürsten Ehre mache, bis man ihnen geradezu den Abschied gab. Sie kamen deßhalb zu Roß und zu Fuß in die Stadt, quartierten sich auf Kosten des Hofes ein, erschienen täglich bey der Tafel, und blieben lange oder kurz, je nachdem es der Gang der Sachen in Koblenz, dem Mittelpunkt des von Schirach sogenannten auswärtigen Frankreichs, erheischte.
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