[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.Daseyn Gottes annehmen, oder für einen ächten Katholiken gelten, und doch irgend einen Lutheraner selig preisen wollte." Diese Predigt war übrigens ein tief gedachtes und fein angelegtes Stück Arbeit, und machte dem Lucius und seinen Spießgesellen viel zu schaffen. Nur erwiesen sie dem Prediger den Gefallen nicht, konsequent zu seyn. So sehr man sich indessen im Anfange gesträubt hatte, die französischen Emigranten zu beherbergen, so fiengen sie nun doch an, sich allmählig einzunisten. Das landesherrliche Verbot, keine ausgewanderten Priester aufzunehmen, wurde zuerst unkräftig. Den meisten Landgeistlichen von unserer Parthie wollte es nicht in den Kopf, wie ihnen der Fürst verwehren könnte, Werke der Liebe, besonders gegen so würdige Mitbrüder, auszuüben, und theilten ohne Anfrage Dach und Tisch mit ihnen. Die grausamen Lichtritter wurden von einigen Regungen der Menschlichkeit angewandelt, und sahen durch die Finger. Wohlhabende Layen ahmten das Beyspiel ihrer Seelsorger nach. Bald thaten sich ihnen auch die Pforten der Klöster auf, und so sahe man allmählich eine Daseyn Gottes annehmen, oder für einen ächten Katholiken gelten, und doch irgend einen Lutheraner selig preisen wollte.“ Diese Predigt war übrigens ein tief gedachtes und fein angelegtes Stück Arbeit, und machte dem Lucius und seinen Spießgesellen viel zu schaffen. Nur erwiesen sie dem Prediger den Gefallen nicht, konsequent zu seyn. So sehr man sich indessen im Anfange gesträubt hatte, die französischen Emigranten zu beherbergen, so fiengen sie nun doch an, sich allmählig einzunisten. Das landesherrliche Verbot, keine ausgewanderten Priester aufzunehmen, wurde zuerst unkräftig. Den meisten Landgeistlichen von unserer Parthie wollte es nicht in den Kopf, wie ihnen der Fürst verwehren könnte, Werke der Liebe, besonders gegen so würdige Mitbrüder, auszuüben, und theilten ohne Anfrage Dach und Tisch mit ihnen. Die grausamen Lichtritter wurden von einigen Regungen der Menschlichkeit angewandelt, und sahen durch die Finger. Wohlhabende Layen ahmten das Beyspiel ihrer Seelsorger nach. Bald thaten sich ihnen auch die Pforten der Klöster auf, und so sahe man allmählich eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0143" n="143"/> Daseyn Gottes annehmen, oder für einen ächten Katholiken gelten, und doch irgend einen Lutheraner selig preisen wollte.“ Diese Predigt war übrigens ein tief gedachtes und fein angelegtes Stück Arbeit, und machte dem <hi rendition="#g">Lucius</hi> und seinen Spießgesellen viel zu schaffen. Nur erwiesen sie dem Prediger den Gefallen nicht, konsequent zu seyn.</p> <p>So sehr man sich indessen im Anfange gesträubt hatte, die französischen Emigranten zu beherbergen, so fiengen sie nun doch an, sich allmählig einzunisten. Das landesherrliche Verbot, keine ausgewanderten Priester aufzunehmen, wurde zuerst unkräftig. Den meisten Landgeistlichen von unserer Parthie wollte es nicht in den Kopf, wie ihnen der Fürst verwehren könnte, Werke der Liebe, besonders gegen so würdige Mitbrüder, auszuüben, und theilten ohne Anfrage Dach und Tisch mit ihnen. Die grausamen Lichtritter wurden von einigen Regungen der Menschlichkeit angewandelt, und sahen durch die Finger. Wohlhabende Layen ahmten das Beyspiel ihrer Seelsorger nach. Bald thaten sich ihnen auch die Pforten der Klöster auf, und so sahe man allmählich eine </p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0143]
Daseyn Gottes annehmen, oder für einen ächten Katholiken gelten, und doch irgend einen Lutheraner selig preisen wollte.“ Diese Predigt war übrigens ein tief gedachtes und fein angelegtes Stück Arbeit, und machte dem Lucius und seinen Spießgesellen viel zu schaffen. Nur erwiesen sie dem Prediger den Gefallen nicht, konsequent zu seyn.
So sehr man sich indessen im Anfange gesträubt hatte, die französischen Emigranten zu beherbergen, so fiengen sie nun doch an, sich allmählig einzunisten. Das landesherrliche Verbot, keine ausgewanderten Priester aufzunehmen, wurde zuerst unkräftig. Den meisten Landgeistlichen von unserer Parthie wollte es nicht in den Kopf, wie ihnen der Fürst verwehren könnte, Werke der Liebe, besonders gegen so würdige Mitbrüder, auszuüben, und theilten ohne Anfrage Dach und Tisch mit ihnen. Die grausamen Lichtritter wurden von einigen Regungen der Menschlichkeit angewandelt, und sahen durch die Finger. Wohlhabende Layen ahmten das Beyspiel ihrer Seelsorger nach. Bald thaten sich ihnen auch die Pforten der Klöster auf, und so sahe man allmählich eine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |